Krefeld Krefelds Grundwasser steigt

Krefeld · Ein Vorgang am Rislerdyk ist symptomatisch für weite Teile des Stadtgebietes: Die LEG bietet den Hausbesitzern dort an, eine Wanne für ihr Haus zu finanzieren. Das Grundwasser steigt - Hauskäufer und Bauherren sollten damit rechnen.

 3D-Ansicht von Krefelds Untergrund des Geologischen Landesamtes: Gut erkennbar ist die Trennlinie von Mittel- und Niederterrasse (grüne Farbe); das komplette Gebiet der Niederterrasse muss mit steigendem Grundwasser rechnen. Rund um den Rislerdyk sollen jetzt 47 Häuser mit einer Wanne unterfangen werden.

3D-Ansicht von Krefelds Untergrund des Geologischen Landesamtes: Gut erkennbar ist die Trennlinie von Mittel- und Niederterrasse (grüne Farbe); das komplette Gebiet der Niederterrasse muss mit steigendem Grundwasser rechnen. Rund um den Rislerdyk sollen jetzt 47 Häuser mit einer Wanne unterfangen werden.

Foto: Geologisches Landesamt

Die Wohnungsgesellschaft LEG hat 47 Hausbesitzern am Risler-, Bönners- und Wallenburgdyk angeboten, ihre Häuser entweder mit einer Wanne zum Schutz gegen Grundwasser zu unterfangen oder den Bewohnern 118 000 Euro zu überweisen, damit diese ihr Haus in Eigenregie wappnen, oder das Haus wieder zurückzukaufen. Hintergrund: Die LEG möchte Ende 2018 das Abpumpen von Grundwasser in dem Quartier beenden. "Da kommen rund eine Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr zusammen", sagt Walter Fasbender, CDU-Fraktionschef in der Bezirksvertretung Nord. Was sich wie ein Spezialproblem anhört, ist ein grundsätzliches Phänomen, das weite Teile der Stadt betrifft. Krefelds Grundwasser steigt, und Hausbesitzer oder -bauer im Gebiet der dem Rhein sich zuneigenden Niederterrasse tun gut daran, dies mitzudenken. "Stadt und Bauherren sind auf den Trichter gekommen: Wir können nicht gegen die Natur" - so resümiert Umweltdezernent Thomas Visser eine Entwicklung, die für Krefeld nach dem Krieg begann.

 Bernhard Pleger (l.), Leiter der Unteren Wasserbehörde, und Umweltdezernent Thomas Visser vor einer Grundwasserkarte der Stadt Krefeld.

Bernhard Pleger (l.), Leiter der Unteren Wasserbehörde, und Umweltdezernent Thomas Visser vor einer Grundwasserkarte der Stadt Krefeld.

Foto: vo

Denn erst nach dem Krieg startete die Besiedlung der Stadt in Richtung Rhein in großem Stil, berichten Visser und sein Kollege Bernhard Plenker, Leiter der Unteren Wasserbehörde. Bis in die 1970-er Jahre hinein bestimmten "riesige Wasserentnahmen" den Stand des Grundwassers in Krefeld; unter anderem bedingt durch wasserintensive Textilindustrie. "Die Prognosen in den 70-er Jahren gingen von einer linearen Entwicklung aus - also von einem steigenden Wasserverbrauch", berichtet Plenker. Das Problem: "Die Bauplanungen von damals haben sich teils auf diese Prognosen und die damaligen Grundwasserstände verlassen, doch diese Annahmen sind nicht eingetreten." Der Zusammenbruch der Textilindustrie sei dafür ebenso eine Ursache wie die immer ausgefeilter werdende Wasserspartechnik in den Haushalten, erläutert der Beigeordnete Visser.

Mit Blick auf das Grundwasser haben die Leute in den 30-er Jahren noch zum Beispiel in den Donks Häuser ohne Keller oder mit Hochkellern gebaut. Die 47 Häuser rund um die genannten Dyks sind zwischen 1979 und '81 gebaut wurden. Als der Grundwasserpegel dann stieg, musste abgepumpt werden. Auf den Grundwasserkarten der Stadt kann man gut erkennen, dass in dem Gebiet der Grundwasserpegel deutlich niedriger liegt als in der Umgebung. Wenn die Pumpen, wie von der LEG angestrebt, 2018 abgestellt werden, wird sich der dort entstandene "Absenktrichter" wieder mit Grundwasser füllen; der Pegel wird sich dem der Umgebung anpassen. Und dann brauchen die Häuser dort eine Wanne.

Visser und Plenker betonen generell, dass man sich als Hausbauer oder -käufer nicht auf aktuelle Wasserstände verlassen sollte. Die Grundwasserstände schwanken - und steigen unterm Strich. Die Schwankungen gehen teils auch auf veränderte Werte bei den Niederschlägen zurück - Plenker: "Wir haben zwar in der jüngeren Vergangenheit annähernd gleiche Niederschlagsmengen, aber sehr unterschiedliche Verteilungen". Heißt: Was früher einigermaßen gleichmäßig verteilt aufs Jahr an Regen niederging, ballt sich heute schwer berechenbar in Starkregenereignissen oder Intensiv-Regenphasen.

Was unterhalb von Krefeld stattfindet, ist nach den den verbrauchsintensiven Jahrzehnten eigentlich schlicht eine Normalisierung des Grundwasserverhaltens in einer flussnahen Niederterrasse, resümiert Plenker.

Das LEG-Angebot an die Dyk-Anwohner reflektiert diese Entwicklung. Wie Visser sagte: Gegen die Natur anpumpen ist auf die Dauer schwer durchzuhalten. Krefeld ist auch in diesem Sinne Stadt am Rhein - und eine Stadt, die besser mit als gegen Wasser baut.

Auf Antrag der CDU-Fraktion werden die Folgen einer Grundwassererhöhung für das Gebiet rund um den Rislerdyk ein Thema auf der Bezirksvertretung Nord am Donnerstag, 3. September, 17 Uhr, in die Kantine des Gartenbauvereins Rosengarten, Kanesdyk.

(RP)
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