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Krefeld · Bei Ötzi ist die Rekonstruktion des Gesichts gelungen, und im Jahre 2003 wäre beinahe auch der Begründer der Burg Linn vor unseren Augen wiedererstanden. Doch das Projekt, anhand des Schädels das Gesicht zu rekonstruieren, war am Ende mit 12 000 Euro zu teuer.

 Der Schädel von Otto von Linn.

Der Schädel von Otto von Linn.

Foto: T.L.

Damals hatte der Archäologe Peter Pieper ein Skelett untersucht, das 1989 in einem Tuffstein-Sarkophag auf dem Ausgrabungsgelände "Alde Kerck" in Linn geborgen worden war. Pieper war sich schließlich sicher, die sterblichen Überreste von Otto von Linn (1171 - 1219) vor sich zu haben. Anders als Ötzi kam Otto aber nicht durch einen Pfeilschuss ums Leben. Er starb wohl an Krankheit und Auszehrung, denn er hatte, als er mit 48 Jahren starb, eine lange Leidensgeschichte hinter sich.

Seine Gebeine wurden 2003 an der Universität Düsseldorf nach den modernen Methoden der Gerichtsmedizin untersucht: Otto hat demnach an einer chronischen Kieferhöhlenentzündung gelitten, er hatte Arthrose im linken Kiefergelenk, litt an Unterentwicklung des Zahnschmelzes, an Knochenentzündungen im Oberkiefer und hatte deshalb alle oberen Backenzähne verloren. Er wies ein Hämatom am rechten Wadenbein auf, gehemmtes Knochenwachstum und eine Fehlstellung der Zehen durch zu enges Schuhwerk. Seine Schienbeine weisen "Harris-Linien" auf, die durch unterschiedliche Knochendichte entstehen. Viele Symptome gehen auf Mangelerkrankungen durch Unterernährung zwischen dem 17. und 20. Lebensjahr zurück, in jene Zeit also, in der Otto am Kreuzzug zwischen 1187 und 1191 unter Friedrich Barbarossa teilgenommen hatte. Barbarossas Heer musste vor allem 1190 eine regelrechte Hungersnot durchstehen - mittendrin: Otto von Linn als junger Ritter.

Nach seiner Rückkehr begann er damit, den Grundstein für die Burg Linn in ihrer heutigen Gestalt zu legen. Historiker sehen inn dem polygonalen Grundriss der Ringmauer und dem Einbau von Flankierungstürmen byzantinische Einflüsse, die Otto wohl bei seinem Kreuzzug kennengelernt hat. Während die Burg die Zeiten überdauerte, starb das Geschlecht derer von Linn mit dem Tod des einzigen Sohnes Ottos, Gerhard von Linn, um 1264 aus.

(vo)
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