Krefeld Krefelds Zoo - plötzlich Tierheim

Krefeld · Ab Januar wird das Tierschutzzentrum am Flünnertzdyk kein Fundtier mehr annehmen. Stadt und Zoo arbeiten derweil unter Hochdruck an einer Lösung für rund 900 Fundtiere im Jahr.

 Für streunende Miezen und andere Fundtiere ist das Tierschutzzentrum ab Januar nicht mehr zuständig.

Für streunende Miezen und andere Fundtiere ist das Tierschutzzentrum ab Januar nicht mehr zuständig.

Foto: DiekerR

Mit Erstaunen bis Fassungslosigkeit reagierten gestern die Vorstandsmitglieder des Tierschutzvereins Krefeld und Umgebung auf die Neuigkeit, dass der Zoo möglicherweise eine Fundtier-Auffangstation einrichten wird. Im Hauptausschuss hatte am Donnerstag bei der Diskussion des Themas politisch weitgehend Einvernehmen geherrscht, aufgrund der finanziellen Lage der Stadt eine Lösung mit dem Zoo anzustreben. Wie eine solche Lösung aussehen könnte, weiß derzeit noch keiner.

"Wir wollen die Nerven behalten und in Ruhe überlegen, ob und wie eine solche Variante umzusetzen ist. In der Sitzung des Zoo-Aufsichtsrates am 18. Dezember werden wir das Thema analysieren und in Zusammenarbeit mit dem Zoodirektor und den Gesellschaftern nach einer Lösung suchen. Zumindest für den Übergang", sagte gestern Zoo-Aufsichtsratschef Wilfried Bovenkerk (SPD) auf Anfrage der RP. Welcher Aufwand mit einer solchen Auffangstation auf den Zoo zukäme, könne er momentan schwer einschätzen, da es über die Fundtier-Verwaltung leider keine verlässlichen Zahlen gebe.

Diesen Vorwurf weist Dietmar Beckmann als Sprecher des Tierschutzverein-Vorstandes zurück. "Wir haben der Stadt immer alle uns vorliegenden Daten zur Verfügung gestellt und sie auf dem Laufenden gehalten. Jedes Fundtier wird außerdem der Stadt gemeldet und wenn es vermittelt, abgeholt wird oder verstirbt, bekommt die Stadt ebenfalls Meldung", beschreibt der langjährige Tierheimleiter den bürokratischen Aufwand.

904 Fundtiere nahmen die Tierschützer in 2013 auf. Dagegen standen 293 Abgabetiere, die von den Haltern ins Tierschutzzentrum gebracht wurden. "Von diesen Haltern bekommen wir im Regelfall auch eine Spende als Dank für die Aufnahme der Tiere. Fundtiere sind wegen anfallender Tierarzt-Kosten meist teuer", erklärt Beckmann. Die Tierrettung, die mit der Fundtieraufnahme ab Januar eingestellt wird, fuhr 2013 insgesamt 367 Einsätze, davon 160 nachts.

"Wir werden uns künftig nur noch auf unsere Kernaufgaben wie die Annahme von Abgabetieren und verletzten Wildtieren konzentrieren. Wenn es unsere Möglichkeiten zulassen, werden wir noch schwierig zu vermittelnde Tiere wie Kampfhunde bei uns aufnehmen", sagte Tierschutzvereins-Vorsitzender Thomas Sprünken. Er erwartet durch den Anstieg der Hundesteuer 2015 ein erhöhtes Aufkommen an solchen Fundtieren, die dann aber Sache der Stadt seien.

Generell sei die Aufnahme von Fundtieren eine sehr zeit- und kostenintensive Arbeit. Allein bei der Vermittlung stünden drei Mitarbeiter den Tiersuchenden mit Rat zur Seite. Gesetzliche Auflagen gebe es unter anderem für Unterbringung, ärztliche Versorgung und Animation. Beckmann: "Mit einem Kampfhund muss man sich rund 260 Minuten am Tag beschäftigen." Kritisch stehen auch die Grünen der Zoo-Lösung gegenüber und plädierten für eine erneute Diskussion mit allen Beteiligten. Claus-Dieter Preuß von den Parteipiraten, der keinen Sitz im Hauptausschuss hat, betonte gestern, dass er nicht für eine solche Lösung gestimmt hätte. Im Zoo laufen derweil die vorbereitenden Gespräche.

(RP)
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