Krefeld Künstler-Botschaften in Alter Volksschule

Krefeld · Sieben Künstler laden für Samstag und Sonntag zur Ausstellung im Pausenhof an der Marktstraße ein. Im Gebäude der Alten Volksschule zeigt die Gruppe aktuelle Arbeiten mit Tiefgang.

 Frank Bernemann, Barbara Freundlieb, Christine Prause und Peter Schmitz im Pausenhof der Alten Volksschule.

Frank Bernemann, Barbara Freundlieb, Christine Prause und Peter Schmitz im Pausenhof der Alten Volksschule.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Ausstellung im Pausenhof am Samstag und Sonntag ist eigentlich keine Ausstellung im Pausenhof. Die Künstler Barbara Freundlieb, Hans-Jörg Buschmeier, Peter Schmitz, Christine Prause, Ivo Lucas, Susanne Pochowski und Frank Bernemann zeigen aktuelle Arbeiten in den Räumen der Alten Volksschule an der Marktstraße 161, die sie seit Jahren als Ateliers nutzen dürfen. Und der früheren Bestimmung entsprechend lernen die Besucher der Präsentation etwas: dass genaues Hinsehen vor vorschnelles Urteilen schützt.

 Genaues Hinsehen erwünscht: Auf dem Meer spielt sich eine Katastrophe ab. Künstler Peter Schmitz schärft den Blick.

Genaues Hinsehen erwünscht: Auf dem Meer spielt sich eine Katastrophe ab. Künstler Peter Schmitz schärft den Blick.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Peter Schmitz verführt den Betrachter mit seiner 60er-Jahre US-Werbeästhetik vorschnell auf das Vordergründige einzugehen - Strand, Sonne, Meer und Freizeit. Auf dem Wasser schippern weit entfernt am Horizont Boote, auf denen viele Menschen transportiert werden. Flüchtlinge. Die Überschrift "Strandwetter" hat der studierte Designer mit blutroten Buchstaben niedergeschrieben. Die Farbe verläuft wie bei einem Plakat für einen Horrorfilm. "Das Flüchtlingselend ist eine einzige Katastrophe", sagt Schmitz. Nicht alle Arbeiten sind so politisch, so gesellschaftskritisch.

Andere zeigen beispielsweise die Auseinandersetzung mit sich selbst. Barbara Freundlieb zeigt Umrisse, mal schemenhaft im Nebel, mal durchleuchtet bis aufs Gerippe. Auf der Leinwand stehen geheime Botschaften in einer Fantasieschrift, die nur die Künstlerin selbst zu decodieren weiß. Die Arbeiten fordern auf, sich selbst zu entdecken. Christine Prause entdeckt Licht und Raum. Sie verarbeitet einerseits architektonische Eindrücke vom Besuch im Centre Pompidou in der abstrahierten Geometrie von Fensterfronten, Rolltreppen und Gebäudelinien, und andererseits fotografische Vorlagen zu floralen Elementen, die durch Form und Farbe imponieren. Christine Prause malt wieder mehr, statt den Spachtel einzusetzen.

Frank Bernemann verzichten auf beides weitgehend. Er fräst und beitelt ins Medium, füllt es mit Wachs und entfernt es wieder, um zart colorierte Motive herzustellen. "Ich fotografiere Menschen an belebten Stellen wie Bahnhöfen oder am Kölner Dom, um sie anschließend aus ihrem Kontext zu isolieren und so festzuhalten", sagt Bernemann, der seine staubende Arbeit auf dem früheren Mädchenklo der Alten Volksschule verrichtet. Den Künstler zeichnet nicht nur seine sehr spezielle Arbeitsweise aus, sondern auch sein verborgener Witz. In den so genannten Kabelbildern sind die Stellen, an denen sich Leitungen kreuzen, einerseits mit einem roten Kreis markiert. Andererseits wartet gleich ein ganzer Schwarm roter Punkte darauf, sich seinen Platz auf dem Bild auszusuchen.

Susanne Pochowski beschäftigt sich mit kreis- und wellenförmigen Flächen. Das alleinige Betrachten kann dazu führen, gewissermaßen den Boden unter den Füßen zu verlieren. Schwindel stellt sich ein. Die Kreise und Wellen scheinen sich zu bewegen. Diese Dynamik kann dem Besucher aber auch verschlossen bleiben. Dann dominiert die Statik - das klare Raster der Anordnung geometrischer Figuren.

Ausstellung: Samstag und Sonntag, jeweils 12 bis 19 Uhr. Musik von Cornelius Gebert (Samstag) und Lesung von Daniel Minetti (Sonntag).

(RP)
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