Krefeld Kunstszene trauert um Galerist Christian Fochem

Krefeld · Wer von Kunst in Krefeld redet, kommt an Christian Fochem nicht vorbei: In 33 Jahren hat er in weit mehr als 150 Einzelausstellungen die Werke von etwa 60 Künstlern ausgestellt. Immer hat er sich stark gemacht für ein Netzwerk der Galerien, für die Kunst mit dem wichtigsten Anspruch: Qualität. Am Samstag ist Fochem im Alter von 60 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben. In der Krefelder Kunstszene hinterlässt er eine Lücke.

 Christian Fochem in der Literaturecke seiner Galerie.

Christian Fochem in der Literaturecke seiner Galerie.

Foto: T. Lammertz

Wer das fast unauffällige Haus an der Wallstraße betrat, konnte mit drei Dingen rechnen: einem starken Kaffee, einem kompetenten Gesprächpartner und einer Entdeckung. Fochem, 1956 in Krefeld geboren, hatte Kunstgeschichte, Archäologie, Anglistik, Politologie und Philosophie studiert. Sein Wissensdurst hielt ein Leben lang an. 1983 eröffnete er seine Galerie. Nie begegnete dem Besucher dort nur das, was er erwartete. Denn Fochem, dessen Herz heiß für die ständigen Neuentdeckungen durch Kunst schlug, wagte immer das Ungewöhnliche. 2007 lud er den japanischen Künstler Masayuki Muramatso ein, eine Installation bei ihm aufzubauen. Der kam mit einem Übersee-Container voller Stahlplatten und einem sechsköpfigen Team, das einen riesigen begehbaren Kubus in den Ausstellungsraum baute - einen archaischen Kultraum mit Säulen, der optisch und haptisch begriffen werden wollte. Die Krefelderin Monika Nelles verwandelte die Galerie sozialkritisch in einen Selbstbedienungssupermarkt. Und dem Bildhauer Ingo Ronkholz rollte Fochem den Teppich für filigrane Zeichnungen aus.

Fochem hatte ein Faible für plastische Arbeiten, aber er war unbestechlich in seiner Auswahl: die Qualität des Werks und die Eigenständigkeit des Künstlers zählten. "An diesem Beruf muss man Freude haben, Reichtümer anhäufen kann ich nicht", hat er uns im Interview erzählt. Wahrer Reichtum war für ihn Freiheit, die Möglichkeit, sich mit Kunst zu umgeben, und die Wintermonate, die er mit seiner Frau auf Kreta verbrachte. Der Reichtum, den er verbreitete, waren seine Warmherzigkeit und sein Glaube an die Kunst.

(ped)
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