Krefeld Linne: Drei neue Radtrassen für Krefeld

Krefeld · "Fahrradfreundliche Stadt - mehr als ein schöner Wunsch?!" So lautete die Frage, die die Teilnehmer der Podiumsdiskussion beim "Krefelder Radschlag" beschäftigte.

Martin Tönnes vom Regionalverband Ruhr ist verantwortlich für die Einrichtung der ersten interurbanen Schnelltrasse für Radfahrer, dem Radschnellweg 1 (RS 1), dessen erstes elf Kilometer langes Teilstück zwischen Mülheim und Essen gerade fertig geworden ist. Auch Krefeld soll schon bald drei neue Radtrassen bekommen, wie der Krefelder Planungsdezernent Martin Linne mitteilte, der mit seinem am Vortag ausgelieferten Dienstrad angereist war. Es ist das erste von sechs Pedelecs, mit denen seine Bediensteten in Zukunft schneller zum Einsatzort kommen sollen. Im gemeinsamen Ratsauschuss mit der Partnerstadt Venlo, so Linne, werde ein Radschnellweg nach Venlo entwickelt, ein ähnlicher Radweg solle nach Mönchengladbach führen. Daneben hat Krefeld den Anschluss an den RS 1 beantragt, der die Krefelder Promenade mit dem RS 1- Anschluss in Duisburg verbinden soll. Da sich Krefeld der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte angeschlossen hat, sei es zudem gelungen, aus Sondermitteln neun Millionen Euro in den Radwegebau zu leiten. Linne will dafür sorgen, dass Radwege bei der Erneuerung von Straßen grundsätzlich an den Rändern der Fahrbahn angelegt werden. Buckelpisten wie der Radweg an der Uerdinger Straße sollen so entschärft werden.

Bereits am Vortag hatte die Amsterdamer Mobilitätsforscherin Meredith Glaser in einem Impulsvortrag darauf hingewiesen, dass Mobilität und Zersiedelung der urbanen Räume miteinander zu tun hätten. Die Amsterdamer seien auf das Fahrrad umgestiegen, als der Verkehr immer chaotischer und die Luft immer schlechter geworden seien. Diesen Prozess gelte es zu steuern.

Ein Kilometer Radschnellweg kostet in den Niederlanden rund 1,5 Millionen Euro, ein Preis, der weit unter einem Autobahnkilometer liegt. Damit versuchen die Niederlande, weg von der einseitigen Fixierung auf das Auto hin zu einem Verkehrscocktail zu kommen, der den Fahrradverkehr, Busse und Bahnen, CarSharing und Taxis sinnvoll zusammenführt. Pendler fahren mit dem Rad zu Haltepunkten öffentlicher Verkehrsmittel, wo sie dann umsteigen. Am Zielort nutzen sie wieder das Fahrrad. In den kommenden Monaten werde Krefeld 160 abschließbare Fahrradboxen im Stadtgebiet installieren, informierte Linne. Am Südausgang der Stadt soll eine komplexe Station entstehen, die eine Radstation, Fernbusbahnhof, CarSharing und Aufladepunkt für Elektroautos zusammenführe. Diesen Plan will Linne demnächst der Politik vorlegen. Einen Trend hin zum Fahrrad hat auch das Krefelder Stadtmarketing wahrgenommen. In seinem Impulsreferat hatte Stadtmarketingchef Ulrich Cloos bemängelt, zu lange habe man einseitige Bilder vermittelt, die auf Spaßveranstaltung oder Wochenendausflug ausgerichtet waren. Die Alltagsrelevanz des Fahrradfahrens habe heute Vorrang. Krefeld müsse über die selbstverständliche Nutzung des Fahrrads ein positives Image ausstrahlen.

Mittlerweile hat das Stadtmarketing eine GPS-basierte Radroutenbroschüre mit drei thematischen Routenvorschlägen herausgebracht. Start und Ziel des Niederrheinische Radwandertages werden in diesem Jahr an den Rhein verlegt.

(oes)
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