Krefeld Luxemburger Gruppe kauft Behnisch-Bau für Kapitalanleger

Krefeld · Der frühere Bundespräsident Christian Wulff arbeitet seit gut einem Jahr für den neuen Eigentümer des Behnisch-Hauses - die Corestate Capital Group - als Berater und steht damit in der Kritik.

 Hat eine bewegende Geschichte: der Behnisch-Bau in der Krefelder Innenstadt. Nun kommt ein neues Kapitel hinzu, in dem — am Rande — auch der frühere Bundespräsident Christian Wulff eine Rolle spielt.

Hat eine bewegende Geschichte: der Behnisch-Bau in der Krefelder Innenstadt. Nun kommt ein neues Kapitel hinzu, in dem — am Rande — auch der frühere Bundespräsident Christian Wulff eine Rolle spielt.

Foto: Stadt Krefeld

Das Behnisch-Haus in der Innenstadt hat einen neuen Eigentümer. Die Luxemburger Corestate Capital Group hat den markanten Bau für ihr Portfolio erworben und will ihn als Teil eines Immobilienfonds Kapitalanlegern aus dem In- und Ausland anbieten und mit interessanter Rendite werben. Das Behnisch-Haus ist voll belegt. Unter anderem hat die Stadt Krefeld Flächen für die Schulverwaltung gemietet. Details über den in Aufstellung befindlichen Immobilienfonds sind bislang nicht bekannt. "Wir sind noch nicht soweit", sagte Unternehmenssprecher Tilman Pradt auf Anfrage unserer Redaktion. Das Objekt sei Teil eines großen Portfolios von Geschäftshäusern in deutschen Mittelstädten, das Corestate seit nunmehr zwei Jahren aufbaue.

Das Behnisch-Haus stand von Beginn an in den Schlagzeilen. Die Anlieger liefen in den 1990-er Jahren Sturm gegen die Pläne der Stadt und beauftragten unter Federführung von Ulrich Schmitter und Tanja Stockhausen den Star-Architekten Günter Behnisch, für das schmale und lange Grundstück einen repräsentativen Entwurf zu erarbeiten. Behnisch hatte unter anderem das Münchener Olympiastadion mit dem legendären Zeltdach geplant. Aus der Anliegergemeinschaft gründete sich eine Investorengesellschaft. Im Herbst 2002 war das Behnisch-Haus bezugsfertig.

Die Vermietung erwies sich als schwierig, nachdem sich eine große Buchhandlung als erster Ankermieter wegen Insolvenz der österreichischen Muttergesellschaft zurückgezogen hatte. Mehrfach kamen andere (Anker)-Mieter ins Gespräch, doch auch die sprangen immer wieder ab. Die Probleme führten schließlich dazu, dass die Investorengesellschaft 2004 Insolvenz anmeldete. 2006 erwarb die Luximo-West GmbH vom Insolvenzverwalter das Behnisch-Haus für rund 15 Millionen Euro. Außerdem legte sie sich fest, die so genannte Ostwall-Passage und das Grundstück Werkkunstschule zu bebauen. Doch dazu kam es nicht. Die Krefelder Bau GmbH und die Wohnstätte AG kauften die entsprechenden Flächen im Auftrag der Stadt zurück. Beide Areale werden aktuell bebaut.

So weit die Geschichte. Die Luximo DE 2 GmbH in München - vormals Luximo-West - wurde vor einigen Wochen übernommen, in Highstreet Propco IV GmbH umbenannt und nach Frankfurt am Main verlegt. Das mache man heutzutage so, man erwerbe 94,9 Prozent der Gesellschaft, um die Grunderwerbsteuer zu sparen, erklärte ein Brancheninsider. Der Kaufpreis für das Behnisch-Haus dürfte geschätzt bei 20 bis 25 Millionen Euro gelegen haben, heißt es.

Einer der ersten Schritte des neuen Eigentümers war die Kündigung der Firma, die sich über die Jahre um die Vermietung und die Hausverwaltung gekümmert hatte - die Dr. Schmitter KG aus Bockum. Zuständig ist nun die eigene Hausverwaltung mit dem Namen Capera Immobilien Service GmbH. Mit der Trennung von dem Krefelder Ulrich Schmitter haben die Eigentümer den letzten Kontakt zur Vergangenheit mit der aufregenden Entstehungsgeschichte gelöst.

Dass die Zukunft womöglich nicht weniger aufregend wird, zeigt ein Blick hinter die Kulissen: Der ehemalige deutsche Bundespräsident Christian Wulff ist als Berater der Corestate Capital AG tätig. Das kam in der Öffentlichkeit nicht gut an, denn Corestate gilt in vielen Mieterforen als Abzockerfirma, die ihren Anlegern Maximalrenditen verspricht - auf dem Buckel der Mieter. Corestate sei laut Kritikern im weltweiten Netz eines dieser Finanzunternehmen, das im großen Stil ganze Pakete von vermieteten Immobilien aufkaufe, um mit ihnen überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. Da gebe es bei Mietobjekten nur zwei Strategien: die Kosten zu senken oder die Mieten gnadenlos zu erhöhen. Letztere Strategie verfolge der Arbeitgeber des ehemaligen Bundespräsidenten, heißt es auf Nachdenkseiten.de, die der frühere Planungschef im Bundeskanzleramt unter den Bundeskanzlern Willy Brandt und Helmut Schmidt, Albrecht Müller, mit herausgibt. Die Investoren im Hintergrund bei Corestate seien Superreiche und institutionelle Anleger wie ausländische Pensionskassen mit einem frei verfügbaren Anlagevolumen von mehr als einer Million Euro.

Die direkten und indirekten Investitionen der Corestate Capital Group auf dem Immobilienmarkt belaufen sich seit der Gründung 2006 nach eigenen Angaben auf mehr als 2,9 Milliarden Euro.

(RP)
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