Krefeld Mai-Feier: DGB-Chef Köpke verteidigt Einladung von Varoufakis

Krefeld · Der DGB übt scharfe Kritik an der Troika. - Oberbürgermeister Kathstede kritisiert das Betreuungsgeld. - Die CDA warnt vor Folgen der Digitalisierung.

 Zeichen der Solidarität: Viele hundert Krefelder waren gestern zur Mai-Kundgebung in den Stadtpark gekommen.

Zeichen der Solidarität: Viele hundert Krefelder waren gestern zur Mai-Kundgebung in den Stadtpark gekommen.

Foto: Lothar Strücken

Mit scharfen Angriffen auf die Politik der Troika hat Krefelds DGB-Chef Ralf Köpke die Einladung des umstrittenen griechischen Finanzministers Yanis Varoufakis zur Krefelder Mai-Kundgebung der Gewerkschaften verteidigt: "Die Politik der Troika hat Griechenland wirtschaftlich um Jahrzehnte zurückgeworfen und die Bevölkerung in Armut gestürzt", sagte er bei seiner Ansprache zur Maikundgebung im Stadtpark. Mit Blick auf Probleme bei der medizinischen Versorgung bis hin zu einem Anstieg der Säuglingssterblichkeit sprach Köpke unter Berufung auf die Organisation "Ärzte der Welt" von einer "Verletzung der Menschenrechte in Griechenland". Er könne es verstehen, wenn die Griechen sich nicht mehr "gängeln und schubsen lassen von den Banken, von der Troika oder von einem deutschen Finanzminister". Die Euro-Rettungsmilliarden würden nicht bei den Griechen, sondern bei französischen und deutschen Banken landen.

Beschämt zeigte sich Köpke über die Abschiebung des Kirchenasylanten Adnan C.: "Was soll daran Recht oder gerecht sein? Ich schäme mich für diese Vorgehensweise in unserer Stadt."

Bei einem Empfang im Rathaus zum Maifeiertag verteidigte Oberbürgermeister Gregor Kathstede (CDU) die Ansiedlung von Logistik-unternehmen im Hafen gegen den Vorwurf, dort werde zu viel Fläche für zu wenige Arbeitsplätze verbraucht: Die 500 neu dort entstehenden Arbeitsplätze seien gemessen am Flächenverbrauch "ohne Frage keine optimale Ausbeute. Vielleicht aber brauchen wir einen Perspektivwechsel. Denn jeder dieser neuen Arbeitsplätze ist nach den Erfahrungen mit Logistikunternehmen ein Arbeitsplatz mit Zukunft." Kathstede erinnerte die Arbeitgeber an ihre soziale Verantwortung und mahnte die Gewerkschaften, sich bewusst zu sein, "dass sie nicht nur in einer Branche, sondern in gesamtgesellschaftlichen Zusammenhängen leben".

Kathstede begrüßte den Kita-Ausbau und kritisierte das Betreuungsgeld als "kontraproduktiv". Er teilte damit indirekt die Kritik an dieser (auf Druck der CSU eingeführten) Leistung, wonach ausgerechnet bildungsferne Familien einen Anreiz hätten, ihre Kinder nicht in eine Kita zu geben, um Betreuungsgeld zu kassieren. Wörtlich sagte Kathstede: "Es gibt in unserer Stadt Familien, in denen es bedauerlicherweise keine vernünftige Tagesstruktur gibt. Viele Kinder lernen nicht, dass Schule und Bildung mehr als eine lästige Unterbrechung von Nachtruhe und Freizeit sind. Deshalb ist der Ausbau des Kitaangebotes und der schulischen Ganztagsbetreuung Gold wert."

Die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA) Krefeld fordert zum 1. Mai eine Debatte über die Folgen der Digitalisierung. "Politik und Tarifpartner müssen alles dafür tun, dass die Würde der Beschäftigten gewahrt bleibt", erklärt die Vorsitzende Elona Hubrach-Verhasselt. Sie warnt vor Gesundheitsrisiken durch ständige Erreichbarkeit über Smartphone und Mails: "Wer ständig in Bereitschaft für den Job lebt, nimmt Schaden an Leib und Seele. Arbeit und Freizeit müssen klar getrennt bleiben."

(vo)
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