Krefeld Maria sucht Krippenplatz, Josef schmettert Bach

Krefeld · Die Weihnachtsgeschichte im Stil der Comedian Harmonists: Das Publikum trampelte vor Begeisterung mit den Füßen.

Eine außergewöhnliche Herangehensweise an das "Fest der Liebe" haben die Comedian Harmonists Today kreiert, die vor gut halb gefülltem Parkett des Krefelder Theaters ein Gastspiel gaben. Gründungsmitglied Johannes Schwärsky - den Theaterbesuchern als machtvoller Bass aus vielen Produktionen, zuletzt noch als furchterregender Telramund (Lohengrin) bekannt -hat die Weihnachtsgeschichte aus der Sicht des in der Bibel stiefmütterlich behandelten Josef beleuchtet. Er stellte berührend den schon betagten Witwer da, der durch seine Verlobung mit der blutjungen Maria und deren für ihn unerklärlichen Schwangerschaft noch einmal mit Vaterpflichten konfrontiert wird. Dass er, nachdem die Geburt im Stall und das Versorgen des Jesuskindes geschafft sind, die Arie aus dem Bach'schen "Weihnachtsoratorium" "Großer Herr und starker König" schmetterte, ist einer der zündenden Einfälle der Produktion. Auch die zur Erzählung passenden Passagen aus dem Lukas-Evangelium, die der Tenor Björn Christian Kuhn vortrug, sind demselben Oratorium entnommen.

Gemeinsam mit den Tenören Thorsten Hennig und Friedemann Hecht sowie dem Bariton Franz Frickel durchmaßen die Vorgenannten die mühsame, viertägige Fußreise nach Bethlehem, die Zeit dort im Stall mit dem Besuch der Engel, der Hirten und der Weisen aus dem Morgenland, die Flucht nach Ägypten und die Heimkehr nach Nazareth vier Jahre später. Mit der Enttäuschung Josefs über den schon als Kind rätselhaften Jesus, der sich meist im Tempel aufhält und die väterliche Autorität missachtet, endet die eher traurige Geschichte.

Dazu steuerten die auch darstellerisch sehr wendigen Interpreten immer wieder aktuelle Bezüge bei, wie die Verfügung der Stadt Köln bezüglich des Anspruchs auf einen Krippenplatz. Selbstverständlich stand die Musik im Vordergrund, und da hatten die Gäste Erstklassiges zu bieten. Homogenität und Feinabstimmung des Quintetts sind vorbildlich, alleine die großartige Verfremdung des "Hallelujas" aus Händels "Messias" - vorgetragen als "Engelsgesang" mit leuchtenden Kränzen auf den Köpfen - gelang hinreißend. Dafür bürgte auch der erstklassige, anschmiegsam begleitende Pianist und Arrangeur Jörg Daniel Heinzmann. - Natürlich wartete das begeistert mitgehende Publikum - abgesehen von den willkommenen Weihnachtsliedern - auf die bekannten Comedian-Songs. Doch diese in eine solche Geschichte einzufügen erwies sich als nicht so einfach und bedingte manche hanebüchene "Eselsbrücke". Die Zuhörer schien das nicht zu stören - sie dankten mit Bravorufen, Fußtrampeln und riesigem Applaus.

(RP)
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