Krefeld Auflagen steigen: Weniger Martinszüge angemeldet

Krefeld · Die Zahl der Martinszüge ist in Krefeld stark rückläufig - die Auflagen für die Vereine steigen, es finden sich auch immer weniger Ehrenamtler.

Martinsumzüge in Krefeld 2016
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Martinsumzüge in Krefeld 2016

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Erst rund 80 Martinszüge sind bei der Krefelder Stadtverwaltung für dieses Jahr beantragt worden. Vor zwei Jahren noch waren 95 Martinszüge angemeldet worden, im vergangenen Jahr immerhin 85. Neue Auflagen sorgen für einen erheblichen Mehraufwand, den die Veranstalter zu tragen haben. Auch die Tatsache, dass sich vielerorts keine Ehrenamtler mehr finden, die als Martinssammler durch die Straßen ziehen, gefährdet das Brauchtum.

Groß war die Verwirrung vor rund einem Jahr, als bekannt wurde, dass die Polizei auf Anweisung von Innenminister Ralf Jäger keine Martinszüge mehr begleiten sollte (unsere Redaktion berichtete exklusiv). Nach massiven Protesten ruderte der Minister zurück und ließ erklären, es gebe weiterhin Polizeibegleitung, wenn die allgemeine Sicherheitslage es erfordere. Dennoch müssten Organisatoren mehr in die Pflicht genommen werden. Die Krefelder Verwaltung hatte Konsequenzen aus dem Chaos rund um die Organisation und Sicherung von St. Martinszügen im vergangenen Jahr gezogen. Für 2015 ist der Prozess für Anmeldung und Genehmigung neu strukturiert worden.

Für die rund 80 Martinszüge, die in Krefeld in diesem Jahr angemeldet worden sind, lautet die offizielle städtische Sprachregelung nun: "Es ist nicht mehr angedacht und auch nicht nötig, jeden Zug mit etlichen Beamten zu begleiten. Dies ist in der Fülle der Umzüge auch nicht möglich. Daher werden die Veranstalter im Dialog dazu aufgefordert, alternative Lösungen anzubieten", teilt Stadtsprecher Manuel Kölker mit. Das könnten eigene Ordner sein, die Führung über kleinere Straßen oder das Aufstellen von Baken. Bereits in den letzten beiden Jahren habe man mit allen Veranstaltern von Martinszügen Kontakt aufgenommen und einvernehmliche Regelungen zu einer sicheren Zugstrecke getroffen. "Dies führte dazu, dass bei einigen Martinszügen eine polizeiliche Begleitung aufgrund einer neuen Bewertung nicht mehr erforderlich war." Die Anmeldung der Umzüge erfolgt jetzt erstmals zwingend über einen standardisierten Fragebogen. Auf drei Seiten mussten die Veranstalter in 34 Fragen Auskunft über ihren Umzug geben, Zugweg, mitgeführte Fahrzeuge und Tiere, Anzahl von Ordnern und Musikkapellen beispielsweise. Einziger Ansprechpartner ist jetzt der Fachbereich Ordnung, der Stellungnahmen der diversen beteiligten Ämter einholt und sich dann mit Rückfragen an die Komitees wendet. Außerdem wurden Martinszug-Organisatoren bereits im August im Rahmen einer Informationsveranstaltung über das neue Vorgehen aufgeklärt.

Die Meinungen der Organisatoren über das neue Verfahren gehen auseinander. Philipp Geldmacher vom Bürgerverein Dießem berichtet, dass der Zug mit Baken gesichert werden muss. Aber ob die Baken von der Stadt geliefert werden, sei nicht deutlich kommuniziert worden. Stadtsprecher Manuel Kölker stellt klar: "Die Baken werden von der Stadt an die entsprechenden Punkte gebracht." Im letzten Jahr hatte das allerdings nicht reibungslos funktioniert. Für den Umzug des Bürgervereins Süd-West war die Lieferung vergessen worden.

Philipp Geldmacher meint, dass die Organisation des Umzugs schwieriger und aufwendiger geworden ist. In einem Schreiben sei beispielsweise mitgeteilt worden, das Grünflächenamt müsse die geplante Feuerstelle besichtigen. Das Grünflächenamt selber teilte dann wiederum mit, die Besichtigung sei nicht nötig. "Das ist viel Papierkram, dafür dass unser Umzug in den letzten 20 Jahren immer völlig problemlos lief." Trotz aller Planung und Rücksprachen mit der Verwaltung sei es dann am Ende so, dass die Komitees in voller Haftung für etwaige Unfälle seien. "Auch dann, wenn ein Kind in ein Schlagloch im Asphalt tritt und sich dabei verletzt", macht Bernd Albrecht vom Bürgerverein Süd-West deutlich. Albrecht ist daher die gesamte Zug-strecke abgelaufen und hat alle Straßenschäden der Stadt gemeldet. Und wurde vom Erfolg der Maßnahme überrascht: "Tatsächlich sind zumindest die größten Löcher auf unserem Zugweg von der Stadt schon kurze Zeit später provisorisch verfüllt worden."

Hubertus Grunow vom St. Martinskomitee Königshof ist weitestgehend zufrieden. "Bei der Infoveranstaltung sind viele unserer Bedenken ausgeräumt worden. Es ist gut, dass es mit dem Fachbereich Ordnung nun genau einen Ansprechpartner gibt." Eine deutliche Verbesserung sei, dass die Genehmigungen für die Züge jetzt erstmals sehr frühzeitig erteilt worden seien. Unklarheiten gebe es noch in der Kommunikation, berichtet Grunow. Für den Königshofer Umzug sei "Polizeibegleitung angedacht", berichtet er. "Aber heißt das jetzt, dass die Polizei kommt, oder nicht?" Sie kommt wahrscheinlich: "Die Formulierung 'Polizeibegleitung ist angedacht' bedeutet, dass die Behörden diese Begleitung generell einplanen. Sollte es nicht möglich sein, einen Zug zu begleiten, obwohl es angedacht war, wird mit dem Veranstalter Kontakt aufgenommen", so Stadtsprecher Kölker.

(RP)
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