Krefeld Medizin-Raritäten suchen Unterkunft

Krefeld · Eine ganz eigene Geschichte der Medizin erzählt eine Sammlung historischer Geräte, die der langjährige Chefarzt der Kinderklinik und seine Mitarbeiter über Jahre zusammengetragen haben. Das Problem: Die Sammlung wird demnächst obdachlos. Das Museum Kommern hätte Interesse daran.

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Eines Tages lag im Postfach der Kinderklinik ein Kuvert mit alten Kittelknöpfen. Klinikleiter Dr. Peter Thomas freute sich über die Gabe. Denn sie zeigte, dass sein Engagement eine große Runde gemacht hatte. Während seiner 35 Berufsjahre in Krefeld hat er ausgesonderte medizinische Geräte gesammelt. "Ich habe manchmal überlegt, ob man etwas aufheben soll, aber so ist über die Jahre eine stattliche Sammlung zusammen gekommen. Meine Mitarbeiterinnen haben mich immer gut unterstützt."

Ein mobiler Röntgenapparat aus den 1930er Jahren, ein fast ebenso altes Beatmungsgerät, das zur Grubenrettung in England eingesetzt worden ist, ein Rollstuhl aus den 40ern, Sterilisationsgeräte, sterile Verbandwatte und ein Gitter-Kinderbettchen, das Thomas besonders am Herzen liegt, erzählen eine ganz besondere Geschichte der Medizin. Die frühen Transport-Inkubatoren zum Beispiel waren nicht mehr als ein vorgewärmter Kasten, in dem Frühchen von der Feuerwehr ins Krankenhaus transportiert wurden. "Man kann sich vorstellen, wie viel Zeit damals verging, bis die Neugeborenen entsprechend medizinisch versorgt wurden", sagt Thomas. Und wer hätte heute gewusst, dass eine Apotheke für den Luftschutzkeller mit einem Großvorrat an Chinintabletten gefüllt gewesen ist?

Manches Gerät barg auch eine Gefahr, wenn es nicht von Profis bedient und beaufsichtigt wurde. Der sogenannte Bronchitiskessel, ein Inhalationsgerät aus der Vorkriegszeit, wurde nah an die Kinderbettchen gestellt, damit die kleinen Patienten den heilenden Dampf einatmen sollten. "Aber das Gerät wurde heiß. Und die Kinder griffen nach den Dampfwolken. Da kam es oft zu starken Verbrennungen", berichtet der Mediziner.

Die Geräte erzählen von der Vergangenheit der Kinderklinik. Die Sammlung müsste erfasst, beschriftet und katalogisiert werden. "Das war während des laufenden Betriebs nicht möglich." Doch jetzt droht die Zerschlagung. Aus dem Kellerraum und Bunker des Helios musste Thomas mit seinen Schätzen ausziehen. Ein Ausweichquartier hat er im Paschhof. Aber auch da kann er nicht bleiben, weil der Hof verkauft wurde. Das Medizinisch-Historische Institut in Ingolstadt hat die Fühler nach Krefeld ausgestreckt. "Aber dort will man nur die Raritäten herauspicken. Ich möchte, dass die Sammlung, die Krefelder Mitarbeiter mit dem Schwerpunkt Krefelder Kinderklinik zusammengetragen haben, auch zusammen bleibt." Auch im Freilichtmuseum Kommern gibt es Interesse. "Aber es wäre eine Schande, wenn das nicht in Krefeld bleiben könnte", findet Gerda Schnell. Die SPD-Ratsfrau hätte die ehemalige Krankenhaus-Apotheke als idealen Ort für eine Ausstellung gesehen. Aber das Gebäude wird verkauft."

Enorm viel Platz braucht die Sammlung nicht. Zurzeit ist alles verpackt und zusammengeschoben - und füllt einen Raum, der in etwa einer normal großen Garage entspricht. "Heute verschwinden in den Kliniken aus Platzgründen sogar die Bibliotheken. Aber wir haben mit der Sammlung ein Archiv ab 1904. Das gilt es, zusammen zu halten", sagt Thomas.

Wer einen geeigneten Raum zur Verfügung stellen kann, kann sich in der Redaktion melden, Telefon 02151 639610 oder E-Mail an krefeld@rheinische-post.de.

(RP)
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