Krefeld Medizinische Hilfe für Indien: Krefelder Ärztin sucht Mitstreiter

Krefeld · Die Krefelder HNO-Ärztin Dr. Susanne Wagener sucht Unterstützung für Hilfe in Indien. Für die Betreuung Schwangerer sucht sie eine erfahrene Gynäkologin für einen gemeinsamen Hilfseinsatz.

 Susanne Wagener, niedergelassene HNO-Ärztin aus Bockum, möchte ein Hilfsprojekt in Indien starten.

Susanne Wagener, niedergelassene HNO-Ärztin aus Bockum, möchte ein Hilfsprojekt in Indien starten.

Foto: Thomas Lammertz

Indien ist ein Land mit vielen Einwohnern, aber nur schlechter medizinischer Versorgung. Das erfuhr auch die Krefelder HNO-Ärztin Dr. Susanne Wagener, als sie letztmalig dort war. Eigentlich mit einem anderen Hilfsprojekt beschäftigt, wurde sie auf eine neue, drängende Problematik aufmerksam. Beim sogenannten Medical Camp nämlich warben die Ärzte für eine Betreuung Schwangerer. Was folgte, war für die Krefelderin ein regelrechtes Schock- erlebnis.

"Eigentlich sollten den Frauen nur Nahrungsergänzungsmittel mitgegeben werden. Aber es standen über 500 meist sehr junge Frauen da. Medizinische Betreuung gab es für sie nicht. Die Geburt findet nicht in einem Krankenhaus statt, sondern auf einer Metall-Liege in einem unsterilen Raum. Selbst Einmalhandschuhe werden gewaschen und wiederverwendet", berichtet sie. "Wenn es dann zu Komplikationen kommt, ist das ein Todesurteil. Das nächste Krankenhaus ist eineinhalb Stunden entfernt - mit dem Auto. Viele kommen aber mit Ochsenkarren. Die Frauen verbluten dort oft auf dem Tisch."

Und so kam sie auf die Idee, auch hier ein Hilfsprojekt zu starten. Über ihren Verein will sie ein mobiles Ultraschallgerät und eine einfache Laborausrüstung beschaffen. Finanziert werden soll das durch Spenden. Dann möchte sie ein eigenes Camp veranstalten. Dafür sucht sie noch eine Gynäkologin und, idealerweise, eine Hebamme, die dabei helfen. Mit diesen möchte sie dann nach Indien reisen und dort lokale Ärzte in einer Region ohne medizinische Versorgung ausbilden.

"Es sollten aber Frauen sein. Der Umgang mit männlichen Gynäkologen ist in Indien eher schwierig", erläutert sie. Ziel ist es, eine dauerhafte Versorgung für die Menschen vor Ort sicherzustellen. Dass es nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, ist ihr dabei bewusst. Aber es ist ein Anfang und es hilft einzelnen Menschen. "Natürlich können wir die Situation in Indien insgesamt nicht ändern. Aber einem Kind das Gehör und damit die Ausbildung zu schenken, kann eine ganze Familie versorgen. Noch größer ist der Effekt, wenn es gelingt, der Mutter das Leben zu retten."

Mit dem Gehör beschäftigt sich ihr bisheriges Hilfsprojekt. Bereits seit Jahren ist die niedergelassene HNO-Ärztin aus Krefeld mit einer Praxis am Bockumer Platz in Indien aktiv. Dort ist sie einmal im Jahr und behandelt ehrenamtlich vor allem Kinder und Jugendliche und versorgt sie auch mit Hörgeräten. Vor einiger Zeit gründete sie eigens einen Verein, über den sie Spenden sammelt, um diese Arbeit zu unterstützen. "Zu sehen, wie ein Kind zum ersten Mal wieder die Stimme der Mutter hört, das ist schon toll", erzählt sie mit leuchtenden Augen. Die Hörgeräte stellt sie selbst her. Ihre Patienten in Deutschland bekommen alle sechs Jahre ein neues Gerät finanziert und stellen ihr die alten zur Verfügung. "Diese Geräte funktionieren aber noch. Ich habe einen Hörgeräte-Akustiker, der sie durchcheckt und aufarbeitet. In Indien können die Menschen diese frisch aufgearbeiteten Geräte dann kostenfrei nutzen." Mit der gynäkologischen Versorgung von werdenden Müttern will Susanne Wagener das Spektrum der Klinik ausweiten. Interessenten können sich unter www.medicalaid-india.org an ihren Verein wenden. Dort sind auch Spenden möglich und willkommen.

"Bisher sterben in Indien viele Frauen bei der Geburt. Das möchte ich gerne ändern. Allein geht das natürlich nicht. Aber wenn es uns gelingt, einen Arzt vor Ort einzustellen, zu schulen und mit dem nötigen Equipment von sauberen Handschuhen bis zur Laborausrüstung zu versorgen, dann können wir viel bewegen. Wir haben mit unserem Wohlstand und auch unserem Wissen eine Verantwortung. Und es gibt ein unvergleichbares Gefühl. Die Menschen dort sind unglaublich dankbar", wirbt Wagener um Mitstreiter.

(RP)
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