Krefeld und Meerbusch Mega-Gewerbegebiet droht zu scheitern

Krefeld · Das neue Interkommunale Gewerbegebiet von Meerbusch und Krefeld an der A44 steht auf der Kippe. Die Meerbuscher Politik zeigt höchste Bedenken. Eine Mehrheit ist nicht in Sicht. Die Meerbuscher stören sich vor allem an der Größe.

 Die Karte links zeigt die von der Meerbuscher Stadtverwaltung favorisierte Variante 3 des neuen Gewerbegebietes zwischen Krefeld und Meerbusch. Die Haupterschließung der hinteren Industrieflächen soll über die Krefelder Seite erfolgen, der größere Teil der Flächen aber in Meerbusch liegen. Karte: Drees

Die Karte links zeigt die von der Meerbuscher Stadtverwaltung favorisierte Variante 3 des neuen Gewerbegebietes zwischen Krefeld und Meerbusch. Die Haupterschließung der hinteren Industrieflächen soll über die Krefelder Seite erfolgen, der größere Teil der Flächen aber in Meerbusch liegen. Karte: Drees

Foto: Peters, Sebastian

Im Meerbuscher Rat zeichnet sich eine breite Front gegen das geplante Interkommunale Gewerbegebiet an der A 44-Abfahrt Osterath ab. Zwar sind die Gespräche zwischen Meerbusch und Krefeld über das Areal, das laut IHK als einer der Top-Standorte in NRW gilt, weit gediehen.

Nach einer Präsentation des Technischen Dezernenten Michael Assenmacher im Planungsausschuss der Stadt Meerbusch zeigten sich aber Politiker mehrerer Meerbuscher Fraktionen empört. Das Gewerbegebiet habe viel größere Ausmaße angenommen als gedacht, kritisierte die Politik.

Im Entwurf des Regionalplans für den Regierungsbezirk Düsseldorf von August 2014 war noch eine Fläche von 83 Hektar brutto (166 Fußballfelder) für das Gewerbegebiet vorgesehen, und dies nur auf Meerbuscher Stadtgebiet.

Im jetzt vorgestellten Gutachten des Büros "Drees & Sommer" aber wird plötzlich von einer Gesamtfläche von 121 Hektar ausgegangen. Für Krefeld sind dabei 51 Hektar Größe vorgesehen, Meerbusch kommt auf 70 Hektar. In Krefeld reicht das Gebiet von K-Bahn-Linie bis Willicher Straße, in Meerbusch endet es im freien Feld.

Bedenken kommen überraschend

Die politischen Bedenken in dieser Massivität in Meerbusch kommen überraschend. CDU und Grüne bilden eine Ratsmehrheit. Zwar sprach sich CDU-Fraktionschef Werner Damblon, Vorsitzender des Planungsausschusses, für das Gewerbegebiet aus - dies aber als einziger im Ausschuss öffentlich. Grünen-Fraktionschef Jürgen Peters sagte hingegen plötzlich: "Das Ding hat eine eigenartige Eigendynamik angenommen. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir der Stadt den Auftrag gegeben haben, so groß zu planen." Auch wollen die Meerbuscher Politiker nicht glauben, dass sich überhaupt ausreichend Firmen finden, die sich dort ansiedeln wollen.

Seit den Neunzigern soll das Gewerbegebiet an der A44 realisiert werden. Krefeld, Willich und Meerbusch verabredeten, das Projekt gemeinsam als Interkommunales Gewerbegebiet zu stemmen - es sollte auch ein Signal an andere Kommunen im Land werden, dass besser mehrere Städte zusammen ein Großprojekt meistern als dass jede Stadt für sich eine kleine Fläche versiegelt. Die Zeit für Krefeld und Meerbusch drängt. Beide wollen eigentlich bald einen landesplanerischen Vertrag unterzeichnen. Auch soll eine GmbH gegründet werden. Von "Global Playern", die in das Gewerbegebiet kommen könnten, spricht Dezernent Assenmacher. Als Zielmarke für die Realisierung nannte er das Jahr 2025. Er warnte davor, dass Firmen die Stadt Meerbusch verlassen könnten, wenn sie keine Erweiterungsflächen finden. "Wir brauchen auch einfach das Geld." Er betonte die Vorteile des Standorts - in 12 bis 13 Minuten sei man am Flughafen, A44 und A57 lägen vor der Haustür, es gebe die Anbindung über die K-Bahn.

Zwei Gutachterbüros haben Entwicklungsmöglichkeiten aufgezeigt und die verschiedenen Formen der Gewerbeansiedlung integriert. Drei Varianten hat das Büro "Drees & Sommer" aus Köln untersucht. Unterschiede sind insbesondere in der Ansiedlung der Gewerbetypen erkennbar, außerdem in der Wegeführung.

Die Meerbuscher Verwaltung favorisiert demnach das Modell 3 (siehe Abbildung oben). Südlich der A 44-Abfahrt Osterath, gegenüber dem Gewerbegebiet Mollsfeld, soll in Meerbusch ein Büropark entstehen, dahinter ein Gürtel mit kleinen Handwerksbetrieben, dahinter eine größere Fläche mit Gewerbebetrieben.

Auf Krefelder Fläche ist eine ähnliche Struktur geplant. Dort soll es aber im hinteren Bereich, in Richtung des geplanten Bauhaus-Luxuswohnquartiers, eine Logistikansiedlung geben.

"Auf Krefelder Gemarkung haben wir überwiegend Produktionsfläche", erklärte Dezernent Michael Assenmacher, der auch betonte, dass es in Meerbusch keine Wegeverbindung zwischen Büropark und Gewerbebetrieben im westlichen Bereich geben soll, diese Erschließung allein über Krefeld laufe.

Die Haupterschließung soll von der geplanten Ring-/ Erschließungsstraße südwestlich von Fischeln erfolgen. Lkw sollten nur auf Krefelder Gebiet einfahren. Dafür soll eine Unterführung der A 44 gebaut werden, die sich westlich der Autobahnabfahrt Osterath befindet.

Die Gutachter gehen von einer Beschäftigtenzahl von 5100 Personen aus, davon sind 1800 Beschäftigte im Dienstleistungsbereich tätig. Mit 15.500 Kfz-Fahrten pro Tag, davon rund 1.300 Lkw-Fahrten pro Tag (neun Prozent), rechnen die Gutachter.

(RP)
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