Krefeld Mehr Burnout-Fälle in Krefeld

Krefeld · AOK-Zahlen für 2016: Nur 16 Prozent der Beschäftigten haben eine "intensive Beziehung" zur Firma.

Der Krankenstand in Krefelder Unternehmen steigt weiter an. Das gilt vor allem auch für psychische Erkrankungen. Dies teilte gestern die AOK beim Blick in ihre Versicherungsakten mit. Im Vergleich zu 2014 (5,97 Prozent) und 2015 (6,22 Prozent) lag der Krankenstand im ersten Halbjahr dieses Jahres bei 6,54 Prozent. "Der rheinlandweite Wert wird in Krefeld um 0,7 Prozent überschritten", so AOK-Regionaldirektor Hans-Werner Stratmann. Sowohl die Erkrankungen im "Entgeltzahlungszeitraum" (bis zu sechs Wochen) als auch die Langzeiterkrankungen (länger als sechs Wochen) nehmen zu. Diese lagen im ersten Halbjahr 2016 mit 1,77 Prozent leicht über den Werten des Vorjahres.

Insgesamt 67.007 Versicherte hat die AOK derzeit in Krefeld, 20.320 stehen in einem Beschäftigungsverhältnis. Und die momentane Entwicklung der Kasse ist erfreulich: "Wir haben in 2016 in Krefeld bereits 1550 Versicherte als Neukunden begrüßen dürfen", so Stratmann.

Auf Wachstumskurs sind in der Stadt allerdings auch die Zahlen für krankheitsbedingte Fehlzeiten. So kletterten in den ersten sechs Monaten des Jahres die Erkrankungen in der Diagnosegruppe "Atemwege" im Vergleich zu 2015 um 2,43 Prozent. Dabei war im Vorjahr bereits fast jeder Dritte aufgrund einer Atemwegserkrankung zeitweise arbeitsunfähig gewesen. Ein Grund: Sowohl 2015 als auch 2016 habe es im Frühjahr eine extreme Grippewelle gegeben.

Platz eins bei den Ausfalltagen in Krefelder Betrieben belegen allerdings die Muskel- und Skeletterkrankungen. Auch hier vermeldet der Versicherer steigende Tendenz. "Absolut betrachtet verursachen Muskel-Skelett-Erkrankungen die meisten Fehltage", erklärt Stratmann. Vor diesem Hintergrund setzen unter anderem jüngste Aktivitäten in Krefelder Betrieben in Sachen "Rückengesundheit" an.

Mit Sorge beobachtet die AOK die Zunahme von psychischen Erkrankungen, die mit durchschnittlich 27 Kalendertagen am längsten dauern. "Im Vergleich zu 2015 hat die Summe der Erkrankungstage noch einmal um gut sieben Prozent zugenommen", so der Kassenchef. Mittlerweile sind von 100 Versicherten knapp 14 Personen von Fällen wie Burnout betroffen.

Die durchschnittliche Dauer aller Erkrankungen liegt in den ersten sechs Monaten dieses Jahres in Krefeld bei 12,18 Kalendertagen. Zum Vergleich: Im Rheinland sind es "nur" 11,81 Tage gewesen. Doch die AOK steuert dagegen. Aktuell betreut die Kasse im Rahmen der Gesundheitsförderung acht Firmen mit einem Budget von 48.000 Euro. "Die aktuelle Entwicklung zeigt erneut, wie wichtig das Engagement der Unternehmen ist", so Stratmann. "Viele Verantwortliche in den Betrieben wissen, dass sie zukünftig nur erfolgreich wirtschaften können, wenn sie motivierte, engagierte und gesunde Mitarbeiter beschäftigen." Der Experte ist überzeugt, dass vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung in unserer Gesellschaft dieses Thema immer wichtiger werde. "Mitarbeiter sind die Juwelen in Unternehmen, die man im positiven Sinn schleifen kann", sagt Stratmann. An manchen Stellen ist das jedoch noch ein weiter Weg: 16 Prozent der Beschäftigten haben eine "intensive Beziehung" zu ihrer Firma, die selbe Zahl an Mitarbeitern hat im Gegenzug "gar keine Beziehung" zum Unternehmen, der "Rest" ist unentschlossen.

(RP)
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