Krefeld Mensch (Dr. hum) Meyer!

Krefeld · Als Dr. Martin Luther formulierte Oberbürgermeister Frank Meyer 95 Thesen zu Krefeld. Protokoll eines vergnüglichen Abends.

 Im Oberbürgermeisterwahlkampf warb er mit dem Slogan "Mensch Meyer" für sich - nun wurde er von der GKG Uzvögel 1900 Krefeld e.V. zum Dr. Humoris Causa ernannt: Oberbürgermeister Frank Meyer.

Im Oberbürgermeisterwahlkampf warb er mit dem Slogan "Mensch Meyer" für sich - nun wurde er von der GKG Uzvögel 1900 Krefeld e.V. zum Dr. Humoris Causa ernannt: Oberbürgermeister Frank Meyer.

Foto: Thomas Lammertz

Die Doctores Humoris haben endgültig entschieden: Neuzugang der närrischen Fakultät für das Jahr 2017 ist OB Frank Meyer. Bereits im November als Kandidat gekürt, stand nun im Stadtwaldhaus noch die letzte Hürde der Aufnahme vor großem Publikum an. Bevor Meyer das Komitee in Gestalt Martin Luthers beeindruckte, indem er Thesen zum Wohle der Stadt formulierte und im Sinne der Reformation (Erneuerung) das Rathaus kurzerhand zum "Reformhaus" erklärte, bereiteten die Doctores und die GKG Uzvögel dem neuen Kollegen unter dem Motto "frisch, fromm, fröhlich, Frank" einen fulminanten Empfang.

"Franky aus Oeding, der Mensch met Jeföhl," intonierte die "Boy-Group (bestehend aus Helmut Schroers, Wolfgang Dreßen, Armin Everhardt, Michael Hack und HJ Böckeler) bereits zu Beginn des Abends und war stellvertretend für eine Veranstaltung, deren Beiträge mit Herz, Humor und viel Schwung dem Neuzugang huldigten. Neben Einblicken ins Private lag der Fokus auf Beruf und Hobbys, wobei es auch an Ratschlägen für den Mann an der Stadtspitze nicht mangelte. Während der "Advokat" (Helmut Höffken) den Finger in die Wunden der Finanzthemen der Stadt legte (Unklarheiten bei der Abrechnung des Rettungsdienstes mit den Krankenkassen, Steuerabgaben bei Eroscenter), beließen es die meisten Akteure des Abends eher bei freundlichen Ratschlägen. "Hau mal drauf, räum den Laden kräftig auf" sangen die "Amigos" und schlugen vor "schalt dich ein, mach mal Dampf", um an anderer Stelle den neuen Mann an der Stadtspitze zu warnen: "Der im Rathaus arbeitet bis tief in die Nacht./ Da spukt noch der Gregor - nimm dich in acht". Weit mehr Beachtung räumten die Kollegen der närrischen Fakultät Meyers Liebe zu den Fußballvereinen KFC-Uerdingen und FC Liverpool mit dem eigens gedrehten "Movie" mit dem Titel "Dr. Hum goes Football" ein. Handlung des Films war die Begegnung zwischen dem KFC und der Mannschaft aus Liverpool, die nach "einem unberechtigten Foul-Elfmeter" zu einem 1:0 Sieg des KFC und damit für die Krefelder zur Champions League Meisterschaft 2017 führte. Während das begeisterte Stadtwaldhauspublikum zum einen bei den Spielern der Mannschaft aus Liverpool eine auffallende Ähnlichkeit zu dem ein oder anderen der Doctores zu erkennen glaubte, sah es auf der Tribüne des Grotenburgstadions ("die Hymnen spielte das Blasorchester der SWK") einen begeisterten Fan-Schal wirbelnden Oberbürgermeister - in der ersten Halbzeit den des KFC, in der zweiten den von Liverpool. Nach Angaben von Joachim Watzlawik (Doctor hum. aus dem Jahr 2007) war das Drehbuch "von Spontaneität getragen", insofern handele es sich bei dem Film um ein "fussballerisches Unterhaltungsdesaster". Neben Meyers Liebe zum Fußball fand auch seine Leidenschaft für die Beatles Berücksichtigung. Die Laudatio für Meyer hielt traditionsgemäß der Doctor Humoris des vergangenen Jahres, und so flankierte der ehemalige Leiter der Mediothek, Helmut Schroers, den Lebensweg von Meyer stimmgewaltig zur Gitarre mit Beatles-Songs.

Und dann kam er, der Mensch, der Fan, der OB, der neue Dr. Humoris Causa: Martin Luther. Mit dem Zug direkt aus Wittenberg. Mit ein klein wenig Verspätung. Die Bahn halt. Im Handgebäck 95 Thesen und mit profunden Krefelder Ortskenntnissen; an der Seite einer quirligen "Trainerin für Moderation und Präsentation" namens Magdalena Müller-Schnappschnabel (Paula Emmerich, Stadttheater), die Luther "Lutherchen" nannte. Gemeinsam machten sie die Schwachstellen der Stadt aus, denn um die zu begutachten und mit Arbeitsthesen zu belegen war "Lutherchen" extra angereist. Und so war die erste These schnell mit dem Hinweis auf die Bahnverbindung (ICE-Anbindung) gefunden. "Krefeld braucht statt lahmer Schnecken/ endlich fesche Schnellzugstrecken". Weiter ging es "über die Prachtmeile Ostwall" unter den gesprungenen Scheiben des Glasdaches, deren glitzernde Sprünge und "Gleißen" er erst für ein göttliches Zeichen gehalten habe.

Grundsätzlich, so der Schluss der beiden Protagonisten nach ihrem Rundgang, gebe es viel zu tun, aber mit einer positiven Aussicht formulierten sie in einem Refrain: "Alles wird anders, alles wird gut./ Nix geht nach vorn, wenn man nix dafür tut. Alles wird anders, Ihr werdet sehen/ - wir packen's gemeinsam, dann wird es schon gehen".

Vieles bleibt an diesem Abend Wunsch und 95 Thesen formuliert Luther an diesem hervorragend von Johannes Kockers und Thomas Pluschkell moderierten Abend letztlich nicht. Aber besonders erinnerlich war: "Er klingelt schon der Eiermann,/ sein Stadthaus ist nun wirklich dran". Anette Frieling

(RP)
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