Obwohl Mia über authentische Wurzeln verfügt, ist die Band ein poppiges - in der Eigenwahrnehmung auch punkiges - Kunstprodukt. Der Startschuss fiel am John-Lennon-Gymnasium in der Bundeshauptstadt. Mitschülerin Sarah Kuttner, die später mit wohl kalkulierten Provokationen als TV-Moderatorin bundesweit bescheidene Bekanntheit erlangte, gehört zum Umfeld der Gruppe.

Schon früh feilten Experten aus diversen Genres am Image der Band. Ein Künstlerkollektiv kümmerte sich gemeinsam mit Label und Band um die Außendarstellung. Sängerin Mieze, die im wahren Leben auf den Namen Maria Mummert hört, mäanderte mit ihren Kollegen zwischen den Musikstilen - vom Elekropunk über Pop zu Neue Deutsche Welle und fast wieder zurück. Mal klingen Mia wie Ideal, dann wieder wie Rosenstolz. Mal singt die blonde Frontfrau englisch, dann wieder deutsch. Mia sind ständig auf der Suche nach der medialen Aufmerksamkeit, nehmen an der Qualifikation für den European Song Contest teil und unterliegen Max Mutzke, starten beim Bundesvision Song Contest Stefan Raabs und belegen Platz vier.

Mia steht für das Gute in der Welt: Sie engagieren sich gegen Rechtsextremismus und Rassismus, unterstützen Greenpeace, Amnesty International und Pro Asyl ebenso wie den Fairen Handel, die Vereinten Nationen, für Studenten und gegen Studiengebühren. Ferner und bestimmt nicht zuletzt setzt sich Mia für Alphabetisierung und Grundbildung sowie die Wahrung geistigen Eigentums ein.

Ungeachtet dessen finden die Songs der Band ihre Hörer und Käufer: Die Studioalben "Zirkus", "Willkommen im Klub" und "Tacheles" waren wochenlang in den deutschen, österreichischen und schweizer Charts und stiegen bis auf die Plätze zwei, vier und drei. Der Song "Tanz der Moleküle" blieb sogar 36 Wochen lang platziert. Nun kommt Mia mit dem neuen Album "Biste Mode" (Platz 12) und der Single "Lauffeuer" nach Krefeld.

Uli Traub, Sprecher der Kufa, kündigt Mia mit den Worten an, "Mia haben ihre Spuren hinterlassen - vom Fusion-Festival bis in den Fernseh-Mainstream. Für diese Unerschrockenheit werden sie genauso leidenschaftlich abgelehnt wie aufrichtig gefeiert. Natürlich steckt viel von diesem Über-Mut auch in der Musik von Mia. - Tabus sind tabu. Mit ,Hungriges Herz', ,Tanz der Moleküle', ,Mein Freund' oder ,Fallschirm' haben sie Songs geschrieben, die viele Menschen bis heute berühren."

Auf dem neuen Album mit dem, nicht nur für so manchen Berliner, zweideutigen Titel "Biste Mode", stellt sich Mia die Frage, ob sie denn Mode sind - und kehren in die Kufa zurück, wo sie schon zu Beginn ihrer Karriere zu Gast waren. Im Original bedeutet der Spruch aus Brandenburg: Jemand hat dich im Visier, du wirst genau unter die Lupe genommen. Musikalisch lassen sich sowohl Verneigungen vor der elektronischen Clubmusicals auch vor dem Pop-Entwurf finden.