Krefeld Mietspiegel: Wohnen wird geringfügig teurer

Krefeld · Die Mieten bleiben in Krefeld recht stabil - dafür sorgt ein Überangebot an Wohnungen. Der Leerstand liegt bei etwa 6500 von 83.000 Mietwohnungen. Die gemittelte Nettokaltmiete dürfte bei 5,35 Euro pro Quadratmeter liegen.

Die Steigerung der Mieten in Krefeld bleibt hinter der Inflation zurück. Das liegt offenbar am Überangebot in Krefeld. Von etwa 122.000 Wohnungen im Bestand sind 83 000 Mietwohnungen - 6600 öffentlich gefördert und in der Preisbindung. Was für die Wohnungssuchenden günstig erscheint, wird für die Eigentümer zum Problem. Die demografische Entwicklung verstärkt den Trend. "Krefeld schrumpft", sagte Michael Heß, Rechtsanwalt und Geschäftsführer des Vereins Haus und Grund in Krefeld, am Montag bei der Vorstellung des neuen Mietspiegels für die Stadt Krefeld. Statt 240.000 Einwohner dürfte die Kommune sich laut Zensus auf 222 000 Einwohner einpendeln - und dabei ist ein so genannter Überschwappeffekt aus der Landeshauptstadt Düsseldorf bereits einkalkuliert.

Die gesetzlich erlaubten Mieterhöhungen von 20 Prozent in drei Jahren werden in Krefeld als Konsequenz aus der Marktsituation auch nicht in Anspruch genommen, berichtete Heß. Dem widerspricht Kai-Uwe Springer vom Mieterverband Niederrhein. Die LEG und die Deutsche Annington verfolgten auch in Krefeld ihre Gewinnmaximierungsstrategien, sagte er.

Kai-Uwe Springer vom Mieterverband Niederrhein (links) und Michael Heß, Geschäftsführer von Haus und Grund in Krefeld, stellten gestern den neuen Mietspiegel für Krefeld vor.

Kai-Uwe Springer vom Mieterverband Niederrhein (links) und Michael Heß, Geschäftsführer von Haus und Grund in Krefeld, stellten gestern den neuen Mietspiegel für Krefeld vor.

Foto: samla.de

Mit dem vorgestellten Mietspiegel 2014 blickten die Herausgeber Haus und Grund sowie Mieterverband Niederrhein auf eine fast 40-jährige Geschichte zurück, die geeignet war und sein soll, Konflikte zwischen den Parteien zu befrieden. "Unser Mietspiegel wird auch von den hiesigen Gerichten als Orientierung in Mietstreitigkeiten anerkannt", betont Heß. Von den etwa 20.000 Städten und Gemeinden in Deutschland verfügten lediglich 500 über einen regelmäßig aktualisierten Mietspiegel - Krefeld zählt dazu.

Der Mietspiegel, für den Mietverträge der vergangenen vier Jahre ausgewertet wurden, unterscheidet nach vier Wohnlagen und nach Herstellungsperioden. In diversen Kategorien - beginnend mit den Baujahren vor 1949 bis zur Periode 2009 und später - weist der Mietspiegel einen Richtwert für eine Nettokaltmiete aus. In der besten Wohnlage (Hauptzentren mit guten Verkehrs-, Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten) liegt der Richtwerte für neue Wohnungen bei einer Nettokaltmiete pro Quadratmeter von 8,20 Euro. Altbauten (mehr als 60 Jahre alt) sind in diesen Quartieren schon für 5,40 Euro zu mieten.

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Foto: dpa-tmn/Zacharie Scheurer

In der Wohnlage abseits der Zentren mit schwächerer Verkehrsanbindung und weit entfernteren Einkaufsmöglichkeiten liegt der Richtwert für Neubauten bei 6,90 und für Altbauten bei 4,50 Euro. Die meisten Mietverhältnisse lägen in den mittleren Wohnlagen B und C, informierte Heß. Eine Kennzahl für die Gesamtstadt Krefeld zu ermitteln sei nahezu unmöglich, erklärte er. Heß behilft sich mit zwei Angaben, die eine starke Aussagekraft haben. Zum einen gebe es einen Durchschnittswert aus den Angebotsinseraten, der für Krefeld 5,81 Euro Nettokaltmiete ausweise. "Das ist allerdings der Betrag den die Vermieter gerne haben möchten, in der Regel aber nicht in vollem Umfang bekommen", so Heß. Zum anderen habe die Wohnstätte AG mit einem Bestand von gut 9000 Wohnungen aus allen Segmenten ihren Durchschnittsmietzins ermittelt, und der liege bei 4,89 Euro. Die Wahrheit für Krefeld dürfte in der Mitte bei 5,35 Euro pro Quadratmeter Nettokaltmiete liegen, sagt der Geschäftsführer von Haus und Grund.

Heß und Springer sind sich darüber einig, dass der Krefelder Mietwohnungsmarkt mit Pauschalaussagen nur unzutreffend charakterisiert werden kann. Grundsätzlich gelte, in der Stadt seien preiswerte Wohnungen in ausreichender Zahl vorhanden. Gleichzeitig stimme aber auch, dass solche Wohnungen etwa in Bockum nicht zu finden seien. Heß hält es für sinnvoll, Eigentümer - zum Beispiel im Stadtumbaubüro - in ihrer Absicht zu unterstützen, den Wohnungsbestand barrierefrei und seniorengerecht sowie energetisch zu renovieren und modernisieren. Die aktuelle Finanzlage mit den Niedrigzinsen spiele den Immobilieneigentümern durchaus in die Hand, urteilte Springer.

(RP)
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