Krefeld Mildtätige Großgrund-Besitzerin

Krefeld · Die St. Sebastianus-Bruderschaft Fischeln ist eine der reichsten in Nordrhein-Westfalen. Mit den Überschüssen aus ihren Pachteinnahmen unterstützt sie kirchliche und kirchennahe Institutionen in Fischeln, Königshof und Stahldorf.

 Peter Krings (r.) und Karl-Josef Ruland mit der Fahne der Bruderschaft vor dem St. Sebastianus-Altar in der Pfarrkirche St. Clemens.

Peter Krings (r.) und Karl-Josef Ruland mit der Fahne der Bruderschaft vor dem St. Sebastianus-Altar in der Pfarrkirche St. Clemens.

Foto: lez

Jedes Jahr kann sie einen mittleren fünfstelligen Betrag an kirchliche und kirchennahe Institutionen für mildtätige und soziale Zwecke ausschütten. Davon profitierten beispielsweise schon der Chor und die Messdiener von St. Clemens, die katholische Grundschule Königshof, die Fischelner Caritas und die beiden DJK-Sportvereine für ihre Jugendarbeit. Das Geld stammt aus Überschüssen der Verpachtung von Grund und Boden, den die 1451 gegründete "St. Sebastianus-Bruderschaft an St. Clemens Fischeln" über Jahrhunderte durch Stiftungen und Zukauf erworben hat und weiterhin erwirbt.

"Mit unserem Vermögen und dessen Früchten sind wir ein Stabilitätsfaktor in unserem Gebiet, das neben Fischeln auch Königshof und Stahldorf umfasst", sagen 1. Brudermeister Peter Krings und Karl-Josef Ruland, der Geschäftsführende Brudermeister des Vereins. Auch das Mittagessen, das alle zwei Wochen im Clemenshaus an Bedürftige verteilt wird, ist von der Bruderschaft finanziert, die selbst keine sozialen Einrichtungen betreibt.

Einziges Bauwerk im Besitz der Bruderschaft ist das Geschäfts- und Wohnhaus an der Kölner Straße 591, das sie gerade hat sanieren und umbauen lassen. "Dieser Umbau ist die zweitgrößte Einzelinvestition, die die Bruderschaft nach dem Erwerb der Grundstücke, auf denen die Caritas vor 20 Jahren das Seniorenheim Saassenhof errichtete, jemals getätigt hat", sagt Ruland. Eine zweite Besonderheit ist die Beteiligung an der Eigentümergemeinschaft "Zum Fischelner Burghof - Gietz", weil dort das soziale Miteinander gepflegt und das Brauchtum erhalten wird.

Mit der Bürger-Schützengesellschaft 1451 Fischeln hat die St. Sebastianus- Bruderschaft übrigens rechtlich nichts mehr zu tun. "Seit 1451 bestanden die Bruderschaft mit einer eigenen Schützenabteilung und die Junggesellenschützengesellschaft parallel. Beide Gesellschaften wurden 1862 fusioniert unter der Voraussetzung, dass die Schützen dann auch Aufgaben der Bruderschaft übernehmen", erklärt Ruland. "Das betraf und betrifft bis heute beispielsweise die Begleitung der Fronleichnamsprozession, der Kommunionkinder und des Martinszugs."

Die Fischelner Bruderschaft, der von Anfang an Ehefrauen und seit 2013 auch protestantische Ehegatten eines katholischen Mitglieds angehören, hat zurzeit 134 Mitglieder. Der Bruderrat vertritt die Bruderschaft nach außen und setzt sich aus je zwei Vertretern der Kirchengemeinde, der Schützen und der Bruderschaft sowie dem Pastor von St. Clemens als Präses zusammen. Juristische Angelegenheiten obliegen dem 1. Brudermeister, dem Geschäftsführenden Brudermeister und dem Präses - zurzeit Pfarrer Frank-Michael Mertens.

Jedes Jahr hält die Bruderschaft am Dienstag nach dem St. Sebstianusfest nach einem Hochamt ihre Generalversammlung mit dem Brudermahl ab. "Über die Jahrhunderte ist dabei auch das Essen immer gleich geblieben", berichtet Peter Krings mit einem Schmunzeln. Und so gab es auch beim jüngsten Brudermahl zuerst eine Rindfleischsuppe und Rindfleisch mit Kartoffelsalat, gefolgt von gebackenem Schweineschinken mit Sauerkraut und Püree sowie anschließend Kaffee und Weckgebäck, so genannte Göbelchen. - Alles in allem ein bescheidenes Essen, wenn man bedenkt, dass die Fischelner Bruderschaft mit ihrem "nennenswerten Grundvermögen" (Ruland) eine der reichsten in Nordrhein-Westfalen ist.

(RP)
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