Krefeld Milliardenauftrag für Siemens

Krefeld · Die Deutsche Bahn will bei Siemens für sechs Milliarden Euro Züge bestellen. Die Züge sollen zum größten Teil im Uerdinger Werk gefertigt werden. Dort wird der Konzern nun seine Produktion erweitern.

Die Verhandlungen zogen sich mehr als ein Jahr hin — jetzt können die 2000 Beschäftigten im Uerdinger Siemens-Werk aufatmen: Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG hat dem größten Auftrag in der Geschichte des Verkehrsunternehmens zugestimmt.

Für mehr als sechs Milliarden Euro soll Siemens bis zu 300 neue "ICx"-Züge produzieren, die von 2016 an die alten Intercitys ersetzen und auch die ersten Generationen der ICE-Züge ablösen. Zum größten Teil werden die Fernzüge im Uerdinger Siemens-Werk produziert, die Firma Bombardier wird zuliefern.

"Das ist ein schönes Ostergeschenk", erklärte Oberbürgermeister Gregor Kathstede (CDU). "Der Auftrag sichert den Standort Krefeld und ist eine Wertschätzung der guten Arbeit, die die Siemens-Mitarbeiter in Uerdingen leisten."

Dieter Porschen, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein erklärt: "Das ist nicht nur für das Unternehmen Siemens der größte Einzelauftrag, sondern auch für Krefeld der größte industrielle Auftrag, der hier je reingekommen ist." Der Auftrag verteile sich zwar über viele Jahre bis 2030. "Trotzdem ist das ein mindestens fünfprozentiges Plus bei den jährlichen Industrieumsätzen von ganz Krefeld", rechnet Porschen vor. Im vergangenen Jahr lag der gesamte Industrie-Umsatz in Krefeld bei acht Milliarden Euro.

Zusätzliches Werksgelände

Die Firma Siemens will ihr Produktionsgelände in Uerdingen erweitern. Eckart Preen, Chef der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Krefeld, hofft, dass sich durch den Großauftrag auch neue Arbeitsplätze generieren lassen.

"Es zeigt, dass ein Standort gut daran tut, nicht ausschließlich auf Dienstleistung zu setzen, sondern auch seine Industrieproduktion zu pflegen." Porschen sieht das ähnlich: "Industrie in Krefeld ist der Träger für Beschäftigung und Investitionen. Wir sollten stolz auf die Krefelder Industrie sein!"

Noch ist unklar, wann die Bahn das Geld an Siemens zahlt. Der Termin soll in gut zwei Wochen bekanntgegeben werden. Bisher war Vorkasse üblich. Nach den jüngsten Qualitätsproblemen soll die Bahn allerdings darauf bestehen, dass Siemens die Kosten für die Neukonstruktion der Züge allein trägt.

Das geht aus Unterlagen der Deutschen Bahn AG hervor. Diese Kosten sollen dann auf die ersten 200 Züge umgelegt werden. Erst wenn die neu produzierten Züge zur Abnahme bereitstehen, soll Siemens 60 Prozent des Kaufpreises als Anzahlung erhalten.

Nach der Entscheidung des Aufsichtsrats an Gründonnerstag begann eine zweiwöchige Einspruchsfrist für unterlegene Mitbewerber. Erst nach deren Ablauf können die Verträge endgültig unterzeichnet werden.

Die Hochgeschwindigkeitszüge

In Uerdingen produziert Siemens seit Jahren Straßenbahnen, Nahverkehrszüge und Hochgeschwindigkeitszüge. Sie sind der Stolz der Mitarbeiter. Zurzeit wird in den Fertigungshallen für die Deutsche Bahn die neueste Generation des ICE 3 produziert. Auch die neuen Eurostar-Züge für den Tunnel zwischen England und Frankreich werden demnächst in Uerdingen gefertigt.

Sie basieren, wie der neue ICE 3, auf der Siemens-Entwicklung Velaro. Der Velaro ist ebenfalls in Russland, China und Spanien im Einsatz. Am Dienstag startet in Uerdingen die Produktion von 54 Nahverkehrszügen für die russische Eisenbahngesellschaft RZD.

(RP)
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