Krefeld Minister-Visite lässt für Entomologen hoffen

Krefeld · Die NRW-Umweltministerin hat mit dem Krefelder Entomologischen Verein wissenschaftliche Zusammenarbeit vereinbart. Fast wichtiger für Krefeld: Sie hat sich einen Eindruck der fantastischen Sammlung des Vereins verschafft.

Martin Sorg, promovierter Biologe und Vorstandsmitglied des Entomologischen Vereins, erläutert NRW-Umweltministerin Christina Schulze Föcking (CDU) die Sammlung des Vereins.

Martin Sorg, promovierter Biologe und Vorstandsmitglied des Entomologischen Vereins, erläutert NRW-Umweltministerin Christina Schulze Föcking (CDU) die Sammlung des Vereins.

Foto: mulnv

Ein Ministerbesuch nährt die Hoffnung, dass die Krefelder Entomologen für ihre wertvolle Sammlung ein neues Domizil bekommen. NRW-Umweltministerin Christina Schulze Föcking (CDU) hat einen Forschungsauftrag auf den Weg gebracht und ihn bei einem Besuch in Krefeld mit den Entomologen erörtert. Zugleich hat sich die Ministerin einen Eindruck von der Sammlung der Entomologen verschafft. Sie steht seit dem Jahr 2008 unter Denkmalschutz und dokumentiert in einmaliger Tiefe die Entwicklung der Insektenarten in der Region. Es gibt Bestrebungen, für diese Sammlung, die in einem Gebäude an der Marktstraße untergebracht ist, eine neue, dem Wert angemessene Bleibe zu finden.

Das Thema Immobilie stand beim Ministerbesuch nicht direkt auf der Agenda. Im Krefelder Rathaus aber gibt es Überlegungen, einen neuen Rahmen für die Sammlung zu schaffen, die zu dem Wertvollsten gehört, was Krefeld an kulturhistorischem Erbe zu bieten hat. Der Besuch der Ministerin nährt die Hoffnung, dass Landes- oder EU-Mittel für ein solches Projekt aufgetrieben werden.

Aufbauend auf den Forschungsergebnissen des Krefelder Entomologischen Vereins, hat Schulze Föcking das Landesumweltamt (LANUV) mit der Erstellung eines erweiterten, flächendeckenden Insektenmonitorings beauftragt. Auf 120 repräsentativ ausgewählten Probeflächen soll die Biomasse von fliegenden, blütenbestäubenden Insekten wie Bienen, Hummeln und Schmetterlingen untersucht werden. Das Außergewöhnliche an der Sammlung sind die Kontinuität und die fachliche Solidität: Die Entomologen blicken auf eine mehr als 150-jährige Tradition zurück; im Laufe diese Zeit ist der Verein zu einer hochkarätigen Wissenschaftsvereinigung geworden: Wer in der universitären Insektenforschung Rang und Namen hat, ist dort Mitglied.

Der Blick auf diesen fachlichen Hintergrund ist im Zuge Berichterstattung über den Insektenschwund geschärft worden: Es gab Stimmen, die die Bedeutung der Forschungsergebnisse mit Hinweis auf die "Hobbyforscher" aus Krefeld relativieren wollten. Diese Schmähkritik brach in sich zusammen, als auch öffentlich klar wurde, dass hinter der jüngsten Publikation über Insektenschwund ein Netz von Wissenschaftlern, Universitäten und Institutionen stand. Was blieb, war - und das ist keine Übertreibung - ein weltweiter Schock darüber, dass wir solide empirische Hinweise auf eine stille ökologische Katastrophe in unserem Land haben. Nun also reagiert die Politik. "Weil mehrere Faktoren im Verdacht stehen, zum Rückgang der Insekten beizutragen, ist die Ursachenforschung das Gebot der Stunde", erklärte Schulze Föcking bei ihrem Besuch in Krefeld. Dass der Entomologische Verein nun ein gesuchter Partner bei Forschungsprojekten ist, eröffnet für Krefeld eine neue Perspektive: Vielleicht rückt damit der Bau eines insektenkundlichen Museums mit einem Archiv für die kostbare Bibliothek und die ebenso kostbaren Insekten-Sammlungen näher. Dem Rang nach hätte es die Sammlung verdient.

Der Entomologische Verein war 1905 gegründet worden. Zuvor gab es in Krefeld bereits eine naturwissenschaftliche Vereinstradition: 1894 hatte sich der "Verein für naturwissenschaftliches Sammelwesen" gegründet, der stark entomologisch ausgerichtet war. 1887 benannte er sich in "Verein für Naturkunde" um - Ziel: Die Entomologie im Verein zurückzudrängen; daraufhin gliederte sich der entomologische Zweig 1905 aus. Die Krefelder Urzelle entomologischen Interesses geht auf den mennonitischen Kaufmann und Privatforscher Friedrich Wilhelm Hoeninghaus (1771 - 1874) und seine Sammlungen zurück.

(RP)
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