Krefeld Modellauto-Paradies mit 500 Exemplaren

Krefeld · Georg Bauchspieß sammelt nicht nur Modellfahrzeuge - er baut sie auch nach seinem Gusto um oder setzt sie als Mini-Dioramen in Szene. Zu den meisten seiner Schätze weiß der Rennsport-Experte eine Besonderheit zu erzählen.

 Georg Bauchspieß in seinem Reich auf dem Speicher seiner Uerdinger Wohnung. In der Hand hält er einen Ferrari 275 P von 1964.

Georg Bauchspieß in seinem Reich auf dem Speicher seiner Uerdinger Wohnung. In der Hand hält er einen Ferrari 275 P von 1964.

Foto: Thomas Lammertz

Da laufen dem Besucher die Augen über: In der Dachkemenate stehen in Regalen und Vitrinen nicht weniger als 500 Modellautos! Und zu den meisten von ihnen weiß der Sammler und Bastler Georg Bauchspieß etwas zu erzählen. "Hier in diesem Mercedes C 11 hat Michael Schumacher 1991 mit Karl Wendlinger und Fritz Kreuzpointner sein einziges Le Mans-Rennen gefahren", berichtet der 59-jährige Bauleiter. Er erwirbt die Exponate aber nicht nur, um sie zu besitzen. Er setzt sie in Szene, bevor er sie in die Vitrinen stellt. Und damit nicht genug: Einzelne Modelle nimmt er auseinander und setzt sie nach seinem Gusto wieder zusammen.

In einem drehbaren Vitrinenschrank steht ein Highlight seiner Sammlung: sämtliche Fahrzeugmodelle der Sieger der 24 Stunden von Le Mans seit Beginn dieser Rennserie im Jahr 1923 bis 2015! "Nur zwei Modelle fehlen mir: der Ferrari 330 LM von 1962 und der Porsche 918 Hybrid, das Gewinnerauto dieses Jahres. Aber die bekomme ich auch noch", ist der Uerdinger zuversichtlich. Hinzu kommen rund sechs Dutzend weiterer Fahrzeugmodelle, die in Le Mans gestartet sind.

 In filigraner Handarbeit hat der Bastler das Chassis dieses Porsche 916 mit Rennsitzen und -felgen versehen. Links die Fertig-, rechts die Rohkarosse.

In filigraner Handarbeit hat der Bastler das Chassis dieses Porsche 916 mit Rennsitzen und -felgen versehen. Links die Fertig-, rechts die Rohkarosse.

Foto: Lammertz Thomas

Neben Le Mans ist Porsche das ganz große Thema der Sammlung. Dort finden sich nicht nur rund 140 Modelle aller Typen vom 356er bis heute, sondern noch einmal so viele Rennfahrzeuge dieser Marke von 1960 bis heute - plus rund 60 Porsche-Modelle, die in Le Mans gestartet sind, aber nicht gewonnen haben. Darüber hinaus hat Bauchspieß noch stolze 50 Modelle der Marke Ferrari von 1949 bis heute sowie zwei Dutzend Fahrzeuge der CanAm-Serie zusammengetragen, die von den 60er bis Anfang der 70er Jahre ausgetragen wurde. "Darunter ist auch ein Porsche mit mehr als 1100 PS. In dieser Rennserie gab es für die Hersteller kein Limit, und der Verbrauch lag entsprechend bei 120 bis 140 Liter auf 100 Kilometer", erklärt der Experte.

All diese Modelle im Maßstab 1 : 43 mit extrem feiner Ausführung bis hin zur kaum noch sichtbaren Dachantenne, die er bei seinem Händler in Mülheim oder bei Tauschbörsen erwirbt, sind keine Spielzeuge. Es sind vielmehr, wie es auf einigen Verpackungen heißt, "Maßstabgetreue Sammlermodelle für Erwachsene; nicht geeignet für Kinder unter 14 Jahren".

 Diesen Kannacher-Porsche setzt Georg Bauchspieß auf einem "Pistenabschnitt" mit aufgemalten Kerbs und Streu am Fahrbahnrand als Mini-Diorama in Szene.

Diesen Kannacher-Porsche setzt Georg Bauchspieß auf einem "Pistenabschnitt" mit aufgemalten Kerbs und Streu am Fahrbahnrand als Mini-Diorama in Szene.

Foto: Lammertz Thomas

Für sie fertigt Georg Bauchspieß aus unterschiedlichen Pappen einen "Pistenabschnitt" mit den typischen rot-weißen Kerbs an, trägt Weißleim auf und berieselt die Stelle mit Streu aus dem Eisenbahnmodellbau, so dass das Fahrbahnstück noch authentischer aussieht. "Manchmal versehe ich auch den Hintergrund mit der Bandenwerbung nach Originalfotos aus diversen Fachzeitschriften", erklärt der 59-Jährige. In jedem Fall befestigt er das Modell dann von unten mit einer Schraube und versieht die Unterseite mit exakten Angaben zu dem Fahrzeug, bevor es sich als Mini-Diorama in der Vitrine zeigen darf.

Noch filigraner wird es, wenn Georg Bauchspieß die Karosserie eines Fertigmodells vom Chassis trennt und eine zugekaufte Rohkarosse nach eigenen Vorstellungen lackiert und mit Aufklebern gestaltet, um es dann wieder auf das Chassis zu setzen, das er zuvor mit ebenfalls zugekauften Rennsitzen und -felgen versehen hat. Es kommt auch vor, dass er von der Karosse des Fertigmodells die winzigen Scheinwerfer, Lenkräder oder Scheibenwischer abmontiert und in der Rohkarosse verarbeitet.

Ähnlich ist er bei einem fertigen Volkswagen Bully T 2 zu Werke gegangen: Dessen Karosserie hat er unverändert gelassen, aber das Chassis tiefergelegt, breitere Felgen und Reifen aufgezogen, die Stoßstangen weggenommen und die Innenausstattung farblich optimiert. So entstehen unter seinen Händen ruhigen absolut individuelle Automodelle, die es nirgendwo zu kaufen gibt.

"Das ist für mich die ideale Entspannung: Am Samstagnachmittag auf dem Speicher zu sitzen, die Übertragungen der Fußballbundesliga in WDR 2 zu hören und dabei zu basteln."

(RP)
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