Krefeld Moschee-Spenden sollen transparent sein

Krefeld · Planungsdezernent Linne hat gestern die Genehmigung für den Bau einer neuen Moschee an die Fatih-Camii-Gemeinde überreicht. Es ist der erste Krefelder Moscheebau - ohne Geld von DITIB oder vom türkischen Staat

 Historischer Moment: die offiziellen Übergabe der Baugenehmigung für die geplante Moschee. Rechts Planungsdezernent Martin Linne, neben ihm Projektleiter Erdinc Sezer und Mahmut Aygibn, Vorsitzender des Fatih-Camii-Moscheevereins. Vorn erkennbar: Halide Özkurt.

Historischer Moment: die offiziellen Übergabe der Baugenehmigung für die geplante Moschee. Rechts Planungsdezernent Martin Linne, neben ihm Projektleiter Erdinc Sezer und Mahmut Aygibn, Vorsitzender des Fatih-Camii-Moscheevereins. Vorn erkennbar: Halide Özkurt.

Foto: Lammertz

Sie gehörte im Vorfeld zu den oft gestellten Fragen: Ob Krefelds erster Moschee-Neubau mit Geld vom umstrittenen DITIB-Dachverband oder vom türkischen Staat gebaut wird. Diese Frage hat Halide Ozkurt, Sprecherin der Fatih-Camii-Gemeinde, gestern bei der symbolischen Überreichung der Baugenehmigung für das neue Gotteshaus durch Planungsdezernent Martin Linne klar verneint: "Wir bekommen kein Geld von DITIB oder aus dem Ausland für den Bau", sagte sie. Das Spendenaufkommen soll auf der Internetseite des Projekts (www.k127.de) veröffentlicht werden. "Wir wollen das sehr transparent darlegen", betonte Özkurt.

Die 300 Gläubige umfassende Gemeinde will das Projekt allein aus Spenden finanzieren. "Wann Baustart ist, können wir daher schwer sagen", sagte Projektleiter Erdinc Sezer. In Kürze werde ein Moscheebeirat gegründet, der die Spenden-Akquise organisieren soll - unter anderem mit vielen Veranstaltungen.

Gestern überwog erst einmal die Freude, dass die baurechtlichen Voraussetzungen geschaffen sind. "Die Planung hat mich viele schlaflose Nächte gekostet", sagte Sezer." Für die Gemeinde ist es ein glücklicher Neuanfang. Sie residiert seit 30 Jahren in einer klassischen Hinterhofmoschee an der Saumstraße. Freude herrscht auch bei Dezernent Linne, denn das Projekt wertet das Viertel auf. "Als wir den ersten Entwurf gesehen haben, waren wir sehr glücklich", sagte er, "das ist eines sehr pointierte, sehr prägnante Art, wie man bauen kann".

Die Fatih-Camii-Gemeinde betonte mehrfach, wie wichtig ihr Offenheit sei. "Das ist die erste Krefelder Moschee, die auch Moschee für Krefelderinnen und Krefelder sein soll. Wir rufen die Krefelder auf, uns zu unterstützen und sich mit Ideen einzubringen", erklärte Özkurt. Wie berichtet, umfasst das Bauvorhaben neben einer Moschee ein Gebäude mit acht Veranstaltungsräumen, die auch für interreligiöse Begegnungen genutzt werden soll.

Mit dem Neubau will der Moscheeverein auf neue Anforderungen antworten. "Die Gemeinde altert; die Jüngeren, zumal Familien, haben andere, neue Bedürfnisse. Darauf möchten wir reagieren und neue Angebote machen können", erläuterte Özkurt. Zudem sei die Zahl der Muslime in Krefeld durch die Flüchtlinge gestiegen. Dieser Aspekt war Thomas Guntermann wichtig. Er ist Flüchtlingsseelsorger des Bistums Aachen (angegliedert ans Büro der Regionaldekane) und wohnte der Zeremonie bei. Für ihn sei diese Moschee "ein weiteres Gotteshaus". Es gebe viele Muslime in Krefeld, denen es ein Bedürfnis sei, ihren Glauben zu leben. Nach dreieinhalb Jahren als Flüchtlingsseelsorger hat er den Eindruck, dass es noch zu wenige Verknüpfungspunkte zwischen den religiösen Gemeinschaften gebe. "Wenn wir Frieden in der Stadt wollen, wird es höchste Zeit, dass wir uns besser kennenlernen." Die Fatih-Camii-Gemeinde sieht er bei diesem Ziel als Verbündeten. Guntermann betont, dass mittlerweile freundschaftliche Bindungen etwa zu Halide Özkurt oder Projektleiter Sezer gewachsen seien. Generell sagte er mit Blick auf die türkische Gemeinschaft in Krefeld, bei der es viele Deutsche gebe: "Es wird Zeit, dass wir unser gemeinsames Deutschtum verstehen."

Die Moschee bietet Platz für 560 Betende; 420 Männer zu ebener Erde und 140 Frauen auf einer Galerie. Das Gebetshaus wird von einer Kuppel mit 19 Metern Durchmesser gekrönt. Insgesamt soll die Moschee 38 Meter hoch sein. Zum Vergleich: Der Mississippi-Dampfer ist 68, die Dionysiuskirche 78 Meter hoch. Zur Gladbacher Straße hin soll ein viergeschossiges Gebäude als Begegnungsstätte entstehen - mit verglasten Giebelwänden, um auch hier die Transparenz darzustellen.

Geplant ist eine Tiefgarage mit 51 Stellplätzen. Der von Anwohnern befürchteten Parkplatznot könne so begegnet werden, zumal es nicht weit zum Parkhaus Hansa Centrum und zum Aldi-Parkplatz an der Saumstraße sei. Das Projekt heißt "K 127°", weil der Verlauf der Straße Deutscher Ring exakt jenen 127-Grad-Winkel vorgibt, der für die Ausrichtung der Moschee nach Mekka erforderlich ist.

(RP)
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