Andreas Fellner, Kapellmeister Mr. Kinderkonzert wechselt in Bachs Heimat

Krefeld · Der 1. Koordinierte Kapellmeister des Theaters Krefeld und Mönchengladbach geht im Herbst nach Eisenach.

 So kennen ihn viele Kinder (und Erwachsene): Kapellmeister Andreas Fellner in einem Kinderkonzert zusammen mit Kobold Kiko (Paula Emmrich).

So kennen ihn viele Kinder (und Erwachsene): Kapellmeister Andreas Fellner in einem Kinderkonzert zusammen mit Kobold Kiko (Paula Emmrich).

Foto: M. Stutte

Seit bald sechs Jahren dirigiert Andreas Fellner als Kapellmeister am Gemeinschaftstheater die Niederrheinischen Sinfoniker. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit sind die Kinderkonzerte, die unter seiner Leitung einen enormen Popularitätsaufschwung genommen haben. Nun ist bekannt geworden, dass der 34-jährige Wiener mit Beginn der nächsten Spielzeit Chefdirigent der Landeskapelle Eisenach wird. Über seine Beweggründe, dieses Angebot anzunehmen, sprachen wir mit Andreas Fellner.

Das werden besonders die begeisterten Besucher der Kinderkonzerte nicht gerne lesen: Sie verlassen das Gemeinschaftstheater. Am Niederrhein arbeiten Sie mit einem Orchester von mehr als 80 Musikern, in Eisenach werden Sie etwa zwei Dutzend zur Verfügung haben. Was reizt Sie, künftig mit einem Kammerorchester in Thüringen zu arbeiten?

Andreas Fellner Es stimmt, die Landeskapelle Eisenach ist nicht gerade üppig besetzt. Aber Johann Sebastian Bachs Geburtsstadt ist sicher keine musikalische Diaspora. Was mich reizt an der neuen Aufgabe, sind die erweiterten Gestaltungsmöglichkeiten. In Eisenach werde ich für den kompletten Konzertspielplan verantwortlich sein. Das ist eine schöne Chance für mich, auch wenn ich zugebe, dass mir der Schritt von den in Krefeld und Mönchengladbach angetroffenen guten Arbeitsbedingungen nicht leicht fällt. Nach sechs Jahren hier sehe ich es jedoch als sinnvoll an, neue Perspektiven für eine persönliche Weiterentwicklung auszuloten.

Haben Sie schon einmal als Gastdirigent mit der Landeskapelle Eisenach ein Konzert gegeben?

Fellner Mehrmals bereits, so zuletzt im Rahmen der Neubesetzung der Position in Thüringen. Und erst in der vergangenen Woche habe ich dort ein Kinderkonzert gemacht.

Werden Sie in Eisenach ausschließlich Programme absoluter Musik erarbeiten, also Konzerte, oder werden Sie auch Werke des Musiktheaters leiten? Über die Verbindung mit dem Staatstheater Meiningen gibt es in Eisenach ja auch einige Opern im Spielplan.

Fellner Das Konzertprogramm ist schon für sich sehr umfangreich, darunter übrigens auch Kinderkonzerte. Darüber hinaus werde ich drei Ballettproduktionen leiten und über die Kooperation mit der Hochschule für Musik Weimar auch eine Opernproduktion betreuen.

Sie haben öfter auswärts gastiert, unter anderem mit dem Gürzenich-Orchester in der Kölner Philharmonie und mit den Düsseldorfer Symphonikern in der Tonhalle. Jetzt wird es bald auch ein Konzert mit Ihnen mit dem WDR-Sinfonieorchester geben. Wann ist es so weit?

Fellner Das wird im Juni stattfinden, im Kölner Funkhaus. Es ist ein Kinderkonzert. Konzertprogramme für Kinder zu erarbeiten ist mir so wichtig, dass ich diesen Bereich in der kommenden Saison auch hier in Krefeld / Mönchengladbach weiter betreuen werde.

Das ist jetzt eine Überraschung! Das bedeutet also: Sie gehen nicht ganz . . .

Fellner So ist es, ich freue mich, dass ich hier weiter die Kinderkonzertreihe mit Kobold Kiko, Paula Emmrich, und die Schulkonzerte "Punkt 11" machen kann. Wenn ich zu Fuß in den Innenstädten von Krefeld oder Mönchengladbach unterwegs bin, begegne ich immer wieder Familien mit Kindern, die mich wiedererkennen, auf mich zeigen oder sagen: "Mama, das ist der Mann, der mit Kiko Musik macht." Neben den Kinder- und Schulkonzerten werde ich auch die Mönchengladbacher Premiere von "Der Barbier von Sevilla" dirigieren. Ich bin sehr froh, auf diese Weise noch am Niederrhein aktiv zu bleiben.

Sie haben in Krefeld einen Chor mit Flüchtlingen gegründet. Wird der weiterhin bestehen?

Fellner Bei diesem Chor geht's ja nicht um mich - ich denke, dass jemand anderes diese Aufgabe übernehmen wird. Der Chor, in dem jeden Montag um 17 Uhr Geflüchtete und Deutsche gemeinsam singen, war eine Idee des Krefelder Flüchtlingsrates und des Werkhauses Krefeld. Das Ziel ist, Kontakt zwischen den Menschen herzustellen und einander kennenzulernen. Das klappt von Anfang an, und ich bin froh über viele neue, sehr bereichernde Bekanntschaften - mit Deutschen und Geflüchteten.

(RP)
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