Krefeld Musiksternstunde im Linner Rittersaal

Krefeld · Zahlreiche Preise hatte das "Quatuor Arod" seit seiner Gründung im Jahr 2013 bereits eingeheimst, nun gewannen die vier jungen Franzosen auch noch den 1. Preis beim ARD Musikwettbewerb in München und bestritten deshalb auch die Serenade im Rittersaal der Burg Linn.

Mit Joseph Haydns Streichquartett op. 76/1 legten sie gleich eine Visitenkarte mit Goldprägung vor. Jordan Victoria (1. Violine), Alexandre Vu (2. Violine), Corentin Apparailly (Bratsche) und Samy Rachid (Cello) verfügen nicht nur über eine exzeptionell ausgefeilte Spieltechnik, glänzten nicht nur mit Fingerakrobatik, makellosem Timing und perfektem Zusammenspiel. Sie zeigten auch einen Grad von künstlerischer Reife, der erst recht in ihrem jungen Alter verblüffte - die 30 dürfte noch keiner von ihnen erreicht haben. Und so erfreuten sie ihr Publikum im Reihum des Führungswechsels auch mit ihrer gefühlvollen Dynamik, und nach dem zweiten Satz knisterte deutlich spürbar der Wunsch im Saal, Zwischenapplaus zu spenden.

Das Glanzstück des Abends kam aber erst noch: das Streichquartett Nr. 3 SZ 85 von Bela Bartok. Das Opus stellt höchste Ansprüche an das Können der Instrumentalisten, und das "Quatuor Arod" war ihnen in vollem Umfang gewachsen, auch den Extra-Finessen in der Tonbildung. Das Zupfen der Saiten ganz nahe am Geigenkopf, das Ansetzen des Bogens nahe beim Steg und das Streichen der Saiten mit dem Holz des Bogens ergaben in Kombination mit geradezu hinterlistig schrägen Glissandi-Klänge, hinter denen man elektronische Erzeugung hätte vermuten können, Störpfeifen beim Radio-Empfang der frühen Tage zum Beispiel. Dazu Striche so furios, als schlage ein Ertrinkender um sich, als gehe ein Bomber in den Sturzflug oder als nahe ein Schwarm aus Blech und Draht gefertigter Libellen - ein Klangerlebnis von unglaublich mitreißender Kraft und - bei aller Dissonanz - auch Schönheit. Enthusiastischer Jubel belohnte das Quartett.

Dass die Vier nach der Pause das gleiche hohe Maß an Energie und Leidenschaft auch in das nicht minder anspruchsvolle Streichquartett Nr. 2 a-moll op. 13 von Felix Mendelssohn Bartholdy zu legen vermochten, grenzte beinah an ein Wunder.

(RP)
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