Krefeld Nach 45 Jahren - Ruhestand für den Gorilla-Mann

Krefeld · Nach 40 Jahren als Tierpfleger für die Menschenaffen im Krefelder Zoo ging der Uerdinger Klaus Reymer gestern in den Ruhestand. Mit ihm ging eine Institution und ein profunder Kenner von Gorillas, Orang-Utans und Schimpansen.

 Klaus Reymer ruft Kidogo für den Fotografen: Der Silberrücken kommt tatsächlich und bekommt einen Apfel zur Belohnung.

Klaus Reymer ruft Kidogo für den Fotografen: Der Silberrücken kommt tatsächlich und bekommt einen Apfel zur Belohnung.

Foto: Thomas Lammertz

Als Klaus Reymer 1970 seine Ausbildung zum Tierpfleger begonnen hat, waren Menschenaffen noch in gekachelten Käfigen untergebracht. "Das war steril", sagt der gebürtige Uerdinger, der schon zu Schulzeiten wusste, dass er beruflich einmal etwas mit Tieren machen wollte. Nach 45 Jahren als Tierpfleger im Krefelder Zoo trat er gestern in den Ruhestand. Verändert hat sich seit dem ersten Tag eine ganze Menge. Damals beherbergte der Zoo noch Braunbären, verschiedene Tiger, Luchse, Elche und Rentiere. Heute sind es weniger Arten als damals, dafür aber werden sie artgerechter gehalten.

Reymers erste Station waren die Raubtiere. Die alte Tigerdame habe sich noch kraulen lassen, berichtet er. Ein solch enger Kontakt zwischen Mensch und Tier sei heute nicht mehr gewünscht. Gleichwohl haben sich enge Bindungen zwischen den Exoten und ihm nicht verhindern lassen. So zog der Neu-Pensionär das kleine Orang-Utan-Junge Lea von Hand auf. Die Bindung zu seinen Tieren war stets eng. Und so litt er mit, wenn eines mit dem Tode rang. Reymer erinnert sich an die Orang-Utan-Dame, die immer klappriger und dünner wurde. In der Narkose entdeckten die Tierärzte einen Tumor, so groß wie der Magen. Das Tier sei noch unter Betäubung eingeschläfert worden. "Das war hart. Der Tod eines Menschenaffen ist etwas anderes als wenn ein Hirsch verendet", sagt der Liebhaber von Windhunden.

Die Charaktere der Schimpansen, Orang-Utans und Flachlandgorillas kennt er aus dem Effeff. Schimpansen seien Choleriker. "Sie ahnen nicht, zu welchen Gemeinheiten sie untereinander fähig sind", berichtet er. Orang-Utans hingegen seien die Ruhe selbst und mit einer Riesengeduld ausgestattet. "Es kann sein, dass sie morgens ein Tier sehen, das an einer Schraube dreht, und wenn sie abends vorbeikommen, dreht er immer noch - bis die Schraube heraus ist", erzählt er.

Die Gorillas sind die stärksten, sind geduldig und ruhig, und sie wirken friedlich. Zu den Silberrücken ins Gehege gehen würde Reymer nie. "Für sie wäre ich ein Rivale, und sie würden sofort die Rangfolge ausfechten", sagt er. Und vor der Kraft und den Zähnen hat er einen gehörigen Respekt.

Die ersten Gorillas im Krefelder Zoo waren übrigens Wildfänge. Es war zwar 1975, als das neue, moderne Affenhaus eröffnet worden ist, schon verboten, die Tiere aus Afrika auszuführen, aber Schmuggler haben es dennoch versucht. In England haben die Behörden die Tiere auf einem Schiff entdeckt und beschlagnahmt. "Die drei sind dann nach Krefeld in unseren Zoo gekommen, weil wir das beste Affenhaus seiner Zeit hatten", erzählt Reymer. Der damalige Zoodirektor Walter Encke hatte die Zeichen der Zeit früh erkannt. "Die offene Haltung im neuen Haus war eine Revolution." Heute sei das Domizil ebenfalls schon in die Jahre gekommen. Dafür könne Krefeld mit dem Gorilla-Garten punkten. Dort könnten sich die Tiere der Witterung aussetzen, im Schnee tollen und Wind und Regen spüren.

Belustigt erinnert sich Reymer an den Erstbezug des Affentropenhauses: Die Tiere hätten den Menschen schnell klar gemacht, wo die Planungsmängel zu finden seien, erzählt er. "Die sind ständig ausgebüxt, weil irgendein Detail im Vorfeld nicht beachtet worden war."

Ohne Tiere wird auch Reymers Rentnerdasein nicht verlaufen. Auf seinem Grundstück in Dülken hält er Windhunde. Mit ihnen trainiert er für Rennen. "Die Tiere sind geboren, um zu laufen", sagt er. Auf das Tempo will er auch bei seinen Besuchen im Borussia-Park achten, wenn die Profifußballer von Mönchengladbach um Bundesliga-Punkte spielen - Sympathien hegt er auch für Pinguine: für die im Zoo und für die vom Eishockey.

(RP)
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