26 Hunde in Haus beschlagnahmt Nachbarn feiern Ende des Hundeterrors

Krefeld · Die Ruhe, die nach der Beschlagnahmung von 26 Hunden in das Wohngebiet in Krefeld eingekehrt ist, ist für die Anwohner noch ungewohnt. "Ich habe heute Morgen tatsächlich verschlafen", erklärte einer davon.

So ganz können die Bewohner der kleinen Straße Am Hirschsprung es noch nicht fassen, dass der Alptraum wirklich vorbei sein soll: Die Nachbarn der Halterin von 26 Hunden, die am Dienstag auf behördliche Anordnung ins Tierheim gebracht worden sind, atmen auf. "Mehr als zwei Jahre haben wir mit Gestank durch Hundekot und dem ständigen Lärm durch Hundegebell leben müssen. Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, dass das je zu Ende geht", sagt Raimund Goertz. "Ich bin einfach nur erleichtert." Die Ruhe, die seitdem in das Wohngebiet eingekehrt ist, ist noch ungewohnt. "Ich habe heute Morgen tatsächlich verschlafen", erzählt Horst Krischer und lacht befreit. "Jetzt muss ich mir wohl erst einmal einen Wecker anschaffen."

Über Jahre war, so berichten die Anwohner, die Nacht in den frühen Morgenstunden vorbei, nämlich dann, wenn die Hundemeute der Nachbarin nach draußen gelassen wurde. In unzähligen Lärmprotokollen haben Goertz und seine Nachbarn die Geschehnisse dokumentiert, die Verwaltung informiert, Briefe und mehr als 50 Anzeigen geschrieben. Jahrelang, so berichten sie, wurden sie vertröstet, die Situation von der Verwaltung als "Nachbarschaftsgeplänkel" eingeschätzt, Briefe und Anzeigen blieben folgenlos.

26 Hunde in Krefelder Einfamilienhaus gehalten
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Foto: Carola Puvogel

"Oberbürgermeister Frank Meyer hat uns auf einen Brief mit Lärmprotokoll der Weihnachtstage, als die Situation hier völlig unerträglich und wir absolut am Ende waren, bis heute nicht mal eine Eingangsbestätigung geschickt", kritisiert einer der Männer. Die Enttäuschung und Wut über Verwaltung und Politik ist groß. "Unterstützt haben uns eigentlich nur Ratsfrau Karin Späth und ihr Mann Helmut und immer wieder die Polizei", berichtet Günter Pesch. "Ihnen gilt unser Dank." Bei Anrufen bei der Polizei habe allein das Wort "Hirschsprung" genügt, um einen Einsatz auszulösen. Viel hätten die Polizisten meist nicht bewirken können. Doch die Beamten hätten immer wieder ihr Unverständnis ausgedrückt, dass die Stadt nichts tut.

Was den für die Nachbarschaft völlig überraschenden Einsatz am Dienstagmorgen ausgelöst hat, können die Männer nur vermuten. "Wahrscheinlich, weil die Presse letzte Woche so intensiv darüber berichtet hat", glaubt Krischer. Am Freitag hatte die Landtagsabgeordnete Ina Spanier-Oppermann noch per Mail die Information gegeben, das Veterinäramt habe an der Hundehaltung "soweit keine Beanstandungen", es werde vom Bauamt geprüft, ob aufgrund der Vielzahl der Hunde im reinen Wohngebiet eine missbräuchliche Nutzung vorliege. Im Umweltamt seien außerdem Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen Lärmbelästigung im Gange, die Hundehalterin habe Bußgelder nicht gezahlt. "Es ist schon ein bisschen komisch, dass vier Tage später der Chef des Veterinäramtes plötzlich die Erkenntnis hat, dass die Hundehaltung doch zu beanstanden ist", wundern sich die Nachbarn. "Insbesondere, weil sich an der Lage hier vor Ort seit zwei Jahren nichts, aber auch gar nichts verändert hat."

Jetzt soll der Frau die Haltung von Hunden endgültig untersagt worden sein. "Am Abend des Einsatzes ist die Polizei in der Nachbarschaft herumgegangen und hat allen gesagt, dass sie wieder zu Hause ist und dass wir uns melden sollen, wenn wir Hundegebell oder dergleichen wahrnehmen, weil sie das jetzt nicht mehr darf", berichtet Pesch. Und ergänzt: "Sie ist sicher ein tierlieber Mensch, sie hat die Hunde als ihre Familie angesehen; und was jetzt passiert ist, ist sicher eine Katastrophe für sie. Sie ist eine Tierliebhaberin. Aber keine Tierschützerin."

 Gestern trafen sich Anwohner zum Gespräch.Sie haben jahrelang unter Hundelärm und Gestank gelitten.

Gestern trafen sich Anwohner zum Gespräch.Sie haben jahrelang unter Hundelärm und Gestank gelitten.

Foto: cpu/Lammertz

"Niemand kann sich ausmalen, was wir in den letzten Jahren durchgemacht haben. Da hat auch die Gesundheit drunter gelitten", sagt Raimund Goertz. Jetzt können sich die Anwohner seit Jahren erstmals wieder richtig auf den Frühling freuen. "Wir können wieder draußen sitzen, wir können die Fenster öffnen, wir können endlich unsere schönen Gärten genießen." Sie hoffen, dass es vielleicht auch noch eine Lösung für die Reinigung des Grundstücks geben wird, das mit Kothaufen übersät ist. "Aber zumindest kommen jetzt keine neuen mehr dazu."

(RP)
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