Krefeld Neubauten für Altenheim am Tiergarten

Krefeld · Die Evangelische Altenhilfe geht unkonventionelle Wege, um so viele Bewohner wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung zu lassen: Abriss und Neubau des Altenheims sollen nebeneinander erfolgen.

 Die Abrissarbeiten an der Rote-Kreuz-Straße sind in vollem Gange. Unser Bild zeigt (v.l.): Jens Drießen, den Geschäftsführer der Altenhilfe, Architekt Joachim Moldenhauer, Julia Coenes sowie Pflegdienstleiter Peter Schwigan.

Die Abrissarbeiten an der Rote-Kreuz-Straße sind in vollem Gange. Unser Bild zeigt (v.l.): Jens Drießen, den Geschäftsführer der Altenhilfe, Architekt Joachim Moldenhauer, Julia Coenes sowie Pflegdienstleiter Peter Schwigan.

Foto: T. Lammertz

Für 12,2 Millionen Euro errichtet die Evangelische Altenhilfe auf dem Gelände des Altenheims Am Tiergarten im Block Tiergarten-, Kaiser- und Rote-Kreuz-Straße zwei Neubauten für jeweils 60 und 80 Betten. Abriss der alten Bausubstanz aus den Jahren 1964 und 1979 und Bau der neuen Baukörper sollen parallel laufen. "Eine solche Konzeption ist so etwas wie eine Operation am offenen Herzen", erklärte der Geschäftsführer der Altenhilfe Jens Drießen. "Wir mussten uns dazu aber entschließen, weil eine Modernisierung teurer werden würde als ein völliger Neubau."

 Die rot umrandeten Flächen markieren das alte Seniorenheim. Auf den gelb unterlegten Flächen entstehen die Neubauten.

Die rot umrandeten Flächen markieren das alte Seniorenheim. Auf den gelb unterlegten Flächen entstehen die Neubauten.

Foto: EAH

Das 2015 erlassene Wohn- und Teilhabegesetz NRW verpflichtet die Träger von Altenwohnheimen, mindestens 80 Prozent der Gesamtbettenzahl in Einzelzimmern anzubieten. Derzeit gliedert sich die Bockumer Einrichtung in ein traditionelles Altenwohnheim mit 35 Einzelzimmern und ein Pflegeheim im Atriumstil mit drei Pflegebereichen, die insgesamt zwölf Einzel- und 24 Doppelzimmer vorhalten.

Mit Joachim Moldenhauer wurde ein erfahrener Architekt gewonnen, der sich auf den Bau von Altenheimen spezialisiert hat. Derzeit wird das zur Tiergartenstraße hin gelegene Grundstück freigeräumt. Anschließend beginnen die Abbrucharbeiten, die den Grundstücksanteil betreffen, der für den im Juni beginnenden Neubau des 60-Betten-Hauses benötigt wird. Zum Jahreswechsel will man Richtfest feiern; im Juli 2018 soll das Gebäude fertig sein. Dann können die im Altbau verbliebenen 50 Bewohner in den Neubau umziehen. Der Abriss des verbliebenen Altbaus wird sich über weitere acht Wochen hinziehen, bevor im Oktober 2018 mit dem zweiten Bauabschnitt begonnen wird. Der Architekt rechnet mit einer Gesamtbauzeit von zweieinhalb Jahren, so dass das Gesamtprojekt Anfang 2020 beendet sein wird.

Die beiden Neubauten, von denen ein Gebäude zur Kaiserstraße und das andere zur Rote-Kreuz-Straße geöffnet sein wird, werden dann zusammen 140 Betten anbieten. Diese Erhöhung der Bettenzahl ermöglicht es der Altenhilfe, das nicht mehr zeitgemäße Altenheim am Westwall zu schließen und die Bewohner nach Bockum übersiedeln zu lassen.

"Die Bewohner von Pflegeheim und traditionellem Altenheim wie auch ihre Angehörigen wurden alle befragt, ob sie sich die Unannehmlichkeiten eines gleichzeitigen Abrisses und Neubaus antun sollen", berichtet Pflegedienstleiter Peter Schwigan. "Die meisten von ihnen empfinden die Bautätigkeit in unmittelbarer Nähe als sehr interessant und wollten bleiben." Viele kämen aus Oppum oder Bockum und empfänden das Altenheim Am Tiergarten als Heim ihres Stadtteils. Diese Verbundenheit bestätigte Jolanta Wilczek. Die stellvertretende Sozialdienstleiterin ist Mitglied des mehrheitlich von Bewohnern besetzten Heimbeirates.

Die neuen Zimmer haben eine Fläche von 17 Quadratmetern. Hinzu kommt ein behindertengerechtes Bad von fünf Quadratmetern, bei dem alle Installationen auf Rollstuhlfahrer ausgerichtet sind. Die Zimmer werden nach dem schon lange im Altenheim Am Tiergarten praktizierten Wohngruppenmodell auf ein zentrales Gemeinschaftswohnzimmer mit Kochecke für jeweils fünf bis sechs Einzelzimmer ausgerichtet. Dieses Konzept lässt eine bessere Kontrolle dementer Menschen zu, erklärt der Leiter des Pflegedienstes. Wenn die Rezeption in beiden Häusern gegen 17 Uhr schließt, greift das Nach-Café-Konzept, das den Bewohnern Angebote zur Abendgestaltung bietet. - Gerade hat der kirchliche Träger die Küche des Uerdinger Altenheims Haus am Park vergrößert, damit diese das Altenheim Am Tiergarten mitversorgen kann. Wegen der Vergrößerung wird auch das Personal im Bockumer Altenheim von derzeit leicht über 100 Mitarbeitern aufgestockt werden.

(oes)
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