Krefeld Neue Wohnformen - so leben wir 2020

Krefeld · Immer mehr Menschen suchen Wohnmodelle, die zu ihrer Lebenssituation passen. Die Volkshochschule beleuchtet die Frage "2020 - wie wollen wir leben?". Es stellten sich Krefelder Initiativen mit ihren Projekten vor.

 Informierten in der Volkshochschule über neue Wohnformen: Wolfgang Robertz, Dr Inge Röhnelt, Heike Schlangen und Thomas Siegert (von links).

Informierten in der Volkshochschule über neue Wohnformen: Wolfgang Robertz, Dr Inge Röhnelt, Heike Schlangen und Thomas Siegert (von links).

Foto: Thomas Lammertz

Die Frage nach der künftigen Lebensform ist eng verknüpft mit der Frage nach der Wohnform. Immer mehr Menschen suchen Wohnmodelle, die zu ihrer Lebenssituation passen.

Die Volkshochschule Krefeld (VHS) beleuchtet die Frage "2020 - wie wollen wir leben?". Eine der zahlreichen Veranstaltungen zu diesem Thema war der Informationsabend, der in Kooperation mit der städtischen Kontaktstelle "Neue Wohnformen" stattfand. Es stellten sich Krefelder Initiativen vor, die bereits etabliert sind oder Wohnprojekte planen.

Die Wohnstätte Krefeld präsentierte das Senioren-Projekt "Gemeinsam Wohnen am Friedrichsplatz 1". Eine kleine Gruppe um die Initiatorin Barbara Weber ist auf die Wohnstätte zugegangen mit der Idee, eine Seniorenwohngemeinschaft zu gründen. Es fanden sich bald Mitstreiter, die sich als Verein formierten und als Mieter in den Neubau mit 22 barrierefreien Wohnungen am Friedrichsplatz 1 einzogen. Barbara Weber formuliert das gemeinsame Ziel: "Wir wollen, solange wie es geht, selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben."

Eine andere Rechtsform hat der Kempener Verein "Besser Gemeinsam Wohnen" gewählt. Ursula Kurth stellte das Mehrgenerationen-Wohnprojekt vor: "Nachdem wir uns gefragt haben, wie wir eigentlich im Alter leben möchten, haben wir uns in einer Gruppe privat organisiert und unser Vorhaben seit 2007 geplant. Wir kannten uns vorher nicht, waren aber alle entschlossen, uns auf etwas Neues einzulassen." Als Rechtsform wählte die Kempener Gruppe für sich das Genossenschaftsmodell. Dieses bietet den Vorteil, dass zum einen die erworbenen Anteile auch wieder veräußert werden könne und zum anderen in der Regel ein Mitspracherecht besteht, was zum Beispiel die Aufnahme neuer Mieter oder "Genossen" betrifft. Nach acht Jahren Planung ist seit März 2014 das Mehrgenerationenhaus in Kempen eröffnet und bezogen.

Seit Anfang April 2014 existiert die gemeinnützige Projektgesellschaft "Urbane Nachbarschaft Samtweberei" (UNS), getragen von der Montag-Stiftung 'Urbane Räume'. Mit diesem Projekt soll sich in den kommenden Jahren das Krefelder Samtweberviertel zu einem sozial, kulturell und wirtschaftlich vielfältigen Quartier mit hoher Lebensqualität entwickeln. "Wir verstehen uns gewissermaßen als Initialzündung für das Viertel", erklärte Richard Grüll, Moderator der Gruppe "Wohnen in der Alten Samtweberei". Die ehemaligen Fabrikgebäude an der Lewerentz- und Tannenstraße werden saniert und vermietet. Es entstehen Wohnungen, die auf gemeinschaftliche Wohnformen abzielen, sowie Räumlichkeiten, die nachbarschaftlichen und sozialen Zwecken dienen und Möglichkeiten für unternehmerisches Engagement bereit halten. Die Mieter des "Pionierhauses" - ein gefragter Arbeitsort für Kreative, Kleinunternehmer oder Freiberufler - stellen pro Jahr für jeden Quadratmeter ihrer Mietfläche eine Arbeitsstunde ihrer Kompetenz dem Seidenweberviertel zur Verfügung. Ebenso kommen die Einnahmen aus der Vermietung der Alten Samtweberei dem Gemeinwesen des Viertels zugute. Von den 36 Mietwohnungen seien bereits 19 vermietet beziehungsweise reserviert, berichtete Richard Grüll. Der Einzug ist für Anfang 2017 geplant.

"Natur pur", damit wirbt die frisch gegründete Genossenschaft Niepkuhler Krähennest für ihr Projekt und um weitere Mitglieder - insbesondere Familien mit Kindern. Am grünen Krefelder Stadtrand ist eine Wohnanlage mit 25 Wohnungen geplant. Die Initiative geht davon aus, dass ökologische und soziale Bedürfnisse bei ihrem Vorhaben eine große Rolle spielen werden. Aus diesem Grund sind Kooperationen mit der Lebenshilfe und dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) geplant. Die Mitglieder der Genossenschaft rechnen mit einem Einzug spätestens Anfang des Jahres 2019.

Die Initiative Facettenreich Wohnen mit 50+ in Fischeln ist sich über die spätere Rechtsform noch nicht im Klaren. Erst vor etwa einem Jahr hat sich eine Gruppe formiert, die eines aber schon genau weiß: "Wir wollen nicht anonym wohnen, sondern miteinander, und wir wollen das Quartier mit einbeziehen", erklären stellvertretend für die Gruppe Maria Kürten und Manuela Hansmann.

Alt werden im Quartier, das möchten die ambulanten Dienste der städtischen Seniorenwohnheime Krefeld ermöglichen. Das bedeutet, dass Versorgungsmodelle erarbeitet werden, die alten Menschen ein Leben in ihren eigenen vier Wänden bis ins hohe Alter ermöglichen. Ramona Klar, Leiterin des Sozialen Dienstes, erläutert: "Wir möchten deutlich machen, dass Altenheime keine Einbahnstraße sind. Unsere Angebote sind offene Angebote und bieten Hilfe im Quartier an." Neben Hilfestellungen im Alltag und der Tagespflege, bieten die Seniorenheime Aktivitäten zur sozialen Kontaktaufnahme an, wie beispielsweise das "Klön-Café" im Cornelius-de-Greif-Stift, das "Café Vertellekes" im Seniorenheim Bischofstraße, das "Lenn'sche Café" im Seniorenheim Linn oder die Hölsche Stuuv" im Fischer-Meyser-Stift.

Der Pflegedienst Gemeinsam hat 2006 eine ambulant betreute Wohngemeinschaft für Senioren ins Leben gerufen, die dort auch mit leichtem Pflegebedarf wohnen bleiben können. Die Bewohner dieser Wohngemeinschaft leben in individuell gestalteten Appartements. Durch die Begleitung des Pflegedienstes wird ihnen die aktive Teilhabe am Leben ermöglicht.

(RP)
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