Krefeld Neuer Wirbel um Balkenhol-Skulptur

Krefeld · Das Kunstwerk auf dem Gebäude der Herzchirurgie muss restauriert werden. Die Geister scheiden sich daran, wer zuständig ist.

 Stephan Balkenhols Skulptur "Mann mit grünem Hemd und grauer Hose" am Dachrand der Herzchirurgie muss dringend untersucht werden.

Stephan Balkenhols Skulptur "Mann mit grünem Hemd und grauer Hose" am Dachrand der Herzchirurgie muss dringend untersucht werden.

Foto: T. Lammertz

Der "Mann mit grünem Hemd und grauer Hose" macht wieder von sich reden: Die Skulptur von Stephan Balkenhol steht seit 1995 auf dem Gebäude der Neuro- und Herzchirurgie des Helios-Klinikums. Anfangs gab es heftige Ablehnung in der Bürgerschaft, weil "der Springer", so nannte der Volksmund die Skulptur, aussehe wie ein Mensch mit Selbstmordabsichten und somit den Kranken nicht zumutbar sei. Längst ist es ruhig um den Holzmann geworden. Zu ruhig, findet Gerda Schnell. Die SPD-Politikerin hat im Kultur- und Denkmalausschuss darauf aufmerksam gemacht, dass das Wind und Wetter ausgesetzte Holzobjekt gewartet und gegebenenfalls restauriert werden müsse. "Die Skulptur darf nicht verrotten", sagt sie.

Balkenhols "Mann" ist aus Libanonzeder gefertigt, das Holz muss regelmäßig gepflegt werden. Im Gespräch mit Gerda Schnell hat er auf seine "Große Säulenfigur" verwiesen, die in Lörrach auf dem Senser Platz ähnlich exponiert dem Wetter ausgesetzt ist. Dort war die regelmäßige Untersuchung unterblieben, das Holz der Füße ist weggefault. Auf dem Klinikdach wären derartige Schäden fatal. "Ich will auf keinen Fall, dass die Skulptur wegkommt", sagt Schnell.

Auch Stephan Balkenhol möchte, dass das Objekt auf dem Dach bleibt. "Diesen Standort habe ich seinerzeit ausgesucht", berichtet er unserer Redaktion. "Es ist eine meiner frühen Skulpturen für den öffentlichen Raum. Sie reagiert auf die architektonischen Bedingungen, das falsche Tor und die Säule." Kennzeichen von Balkenhols Figuren sind die fehlenden Emotionen, sie bleiben immer distanziert und rätselhaft und verführen dazu, sie aus dem Kontext heraus zu deuten.

Dass seine Skulptur in den ersten Jahren viele kontroverse Emotionen ausgelöst hat, bestätigt den Künstler in seiner Qualität. "Die Krefelder haben sich dann aber daran gewöhnt. Damit hat die Skulptur ihren Platz gefunden, sie hat also eine Geschichte", sagt er.

Gerda Schnell appelliert nun "an die Stadtverwaltung, Nachforschungen anzustellen, ob und wann die Skulptur in den vergangenen Jahren von einem Fachmann begutachtet und überarbeitet worden ist. Im Mai hatte sie die Anfrage bereits einmal gestellt, aber keine Antwort bekommen.

Als "nicht zuständig" hat die CDU im Ausschuss den Antrag weiterreichen wollen. Denn die Skulptur ist 1995 für die Städtischen Krankenanstalten erworben worden und mit dem Verkauf an Helios in deren Besitz übergegangen. Wer ist nun in der Pflicht? "Die Skulptur ist als Kunst am Bau mit öffentlichen Mitteln bezahlt worden", sagt Dieter Pützhofen, damals verantwortlicher Oberbürgermeister und Initiator der Stiftung Herzchirurgie, die die Einrichtung des Neubaus damals ermöglichte. "Das Geld stammte nicht aus dem von mir geschnürten 14-Millionen-Paket." Und damit steht die Stadt mit in der Verantwortung: Sie hält noch knapp ein Viertel der Anteile am Krefelder Helios-Klinikum - und somit auch an der Skulptur.

Enorme Kosten sieht Stephan Balkenhol nicht auf Krefeld zurollen: "Es geht erstmal darum, dass ein Restaurator eine Bestandsaufnahme macht. Dann wird er sich mit mir besprechen. Vielleicht muss man die Skulptur vorübergehend herunterholen, um sie zu bearbeiten. Aber dafür braucht man nur einen Kran. Das kostet nicht die Welt." Heute, sagt er, ist es üblich, dass er im Kaufvertrag einen Passus vermerkt, der den Erwerber eines Kunstwerks verpflichtet, für die Pflege Sorge zu tragen.

(RP)
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