Krefeld Neues Ende für Shakespeare-Klassiker

Krefeld · Weil Shakespeares Stück den Schülern des Montessori-Theaterkurses zu kitschig erschien, schrieben sie es kurzerhand um - und geben dem Klassiker so einen neuen, unerwarteten Dreh. Heute feiert das "Wintermärchen" Premiere.

 Shakespeares Wintermärchen in der Version des Montessori-Schultheaters wird heute und morgen in der Aula am Minkweg gezeigt. Zwischenzeitlich probten die Schüler sogar in den verlassenen Ruinen von Pompeji.

Shakespeares Wintermärchen in der Version des Montessori-Schultheaters wird heute und morgen in der Aula am Minkweg gezeigt. Zwischenzeitlich probten die Schüler sogar in den verlassenen Ruinen von Pompeji.

Foto: Thomas Lammertz

Alinas Gesicht ist tränenüberströmt, das Make-up verschmiert. Ihr Lehrer Raimund Schücker-Hermanns ist beeindruckt: "Sie kann auf Knopfdruck weinen - das habe ich in fast einem Vierteljahrhundert Schultheater erst ein einziges Mal erlebt", sagt der Leiter des darstellenden Spiels der Maria-Montessori-Gesamtschule. Der berührende Moment mit Alina Lohmann als "Perdita" ins Shakespeares "Wintermärchen" ist eine der Lieblingsszenen des Kursleiters.

Das "Wintermärchen", das der Literaturkurs heute und morgen in der Aula der Montessori-Schule aufführt, basiert nicht allein auf William Shakespeares Wintermärchen, sondern auch auf Janette Wintersons Roman "Der weite Raum der Zeit". Die Krefelder Schüler sind aber auch selber schriftstellerisch aktiv geworden - und haben das Ende des Stücks umgeschrieben.

Die Idee für diese maßgebliche Veränderung entstand bei der Theater-Kursfahrt in Italien. Während abendlicher Proben, schlussendlich aber bei einem Besuch in Pompeji, wo die Schüler die verlassenen Ruinen als Probenkulisse nutzten, wurde entschieden, die Figur der "Minou" im Krefelder Wintermärchen nicht sterben zu lassen und sie stattdessen als Erzählerin auftreten zu lassen.

Wieder zu Hause wurde weitere Änderungsideen per E-Mail zwischen den Kursteilnehmern ausgetauscht.

"Für uns liegt der Kernaspekt des Wintermärchens in der Tragödie, nicht in der Komödie" fasst Schücker-Hermanns zusammen. Shakespeares Happy-End erschien den Montessori-Schülern schlicht zu kitschig - es sei untypisch für den Dichter. Shakespeare habe das Stück kurz vor seinem Tod geschrieben und sei vielleicht nicht mehr so ganz auf der Höhe gewesen, meinen die Schüler. "Wir haben die unserer Meinung nach weniger passenden Stellen entrümpelt", sagt der Verantwortliche des Literaturkurses. Daher gibt es am Minkweg nun ein Ende, das den alten Meister Shakespeare überrascht hätte.

Im Wintermärchen geht es um die Liebesgeschichte zwischen Minou, gespielt von Theresa Streit, und Leo von Nicola, dargestellt von Max Schaffer. Ihrem Glück kommt allerdings die Eifersucht Leos in die Quere. Er beschuldigt seine Frau, eine Affäre mit dem gemeinsamen Freund Xeno zu haben. Leo lässt sich von Minou scheiden, die neugeborene Tochter Perdita soll ausgesetzt werden.

Perdita jedoch überlebt und verliebt sich in Florizel. Die Liebe zwischen Perdita und Florizel wird allerdings von dessen Vater nicht akzeptiert. Die unglücklich Verliebten fliehen nach Sizilien. In der finalen Szene kommt es zum Zusammentreffen aller Beteiligten. Die Fäden während des Zusammentreffens zieht die Taschendiebin Lyca, dargestellt von Hanna Klebe - gleichzeitig in diesem Jahr stellvertretende Leiterin des darstellenden Spiels.

Um die sieben Stunden wöchentlich arbeiteten die Schüler, die zum größten Teil die 12. und 13. Klasse besuchen, an ihrem Stück. "Wir haben den Anspruch, nicht nur Schülertheater, sondern professionelles Laientheater auf die Beine zu stellen - das ist mit viel Arbeit verbunden" meint Schücker-Hermanns.

Insgesamt haben 31 Personen seit Beginn des Schuljahres beim Vorbereiten der Aufführung geholfen. Neben dem Entwickeln des Textes wurden nicht nur die Kostüme selbst entworfen, sondern auch das Bühnenbild gebaut.

Die Aufführungen des Wintermärchens finden heute, Samstag, 25. März, um 19.30 Uhr und Sonntag, 26. März, um 18 Uhr in der Aula am Minkweg 28 statt. Der Eintritt ist frei.

(RP)
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