Krefeld Oppum: Turmhaube wird ertüchtigt

Krefeld · Das Wahrzeichen Oppums wird zukunftsfest gemacht: Die Turmhaube der Schutzengelkirche wird sicherheitstechnisch ertüchtigt, das Mauerwerk saniert. Spenden für eine der schönsten Kirchen Krefelds sind willkommen.

 Der Gerüstbau hat begonnen: Pfarrer Hans Russmann (l.) und Kirchenvorstand Ralph Hoepfner vor der Schutzengelkirche.

Der Gerüstbau hat begonnen: Pfarrer Hans Russmann (l.) und Kirchenvorstand Ralph Hoepfner vor der Schutzengelkirche.

Foto: Thomas Lammertz

Unter die Haube zu kommen ist nicht ganz einfach - das gilt für Eheschließungen wie für Kirchtürme. Bei der 23 Meter hohen Turmhaube der Oppumer Schutzengelkirche ist es besonders schwer: Nötig ist eine Kletterpartie, die schlicht lebensgefährlich ist. Um das zu ändern, um Pflege und Statik in der Zukunft garantieren zu können, startet die Oppumer Gemeinde einen Kraftakt: Der Kirchturm wird eingerüstet, die Haube innen ausgebaut. "Am Ende wird man von außen nicht viel sehen, aber der Ausbau ist für die Zukunft des Oppumer Wahrzeichens unerlässlich", sagte Pfarrer Hans Russmann, als er die Pläne mit Ralph Hoepfner vom Kirchenvorstand erläuterte. Das ist der Kern: Das schönste Bauwerk Oppums, das diesem von Verkehrslinien zerschnittenen Ortsteil Halt und Struktur gibt, wird in die Zukunft herübergerettet.

Von außen macht die Haube einen tadellosen Eindruck - sie wurde zuletzt Anfang der 80er Jahre neu gedeckt, das Mauerwerk ausgebessert. Doch der Eindruck trügt. Seit 2014 ist klar, dass die Haube generalüberholt werden muss. Damals hatte eine Besichtigung mit dem Steiger Veränderungen im Mauerwerk offenbart. Der Wegfall der Balustrade am Fuß des Turmhelms hatte Druck vom Mauerwerk und also Festigkeit genommen; die Gewände - also die filigranen Steinarbeiten unterhalb der Turmuhren - mussten mit Stahlbändern und Klammern gesichert werden. "Das hält, aber es ist klar, dass das kein Dauerzustand sein kann", resümiert Hoepfner.

Zudem fehlen im Inneren der Haube Möglichkeiten, sie sicher zu begehen. "Wenn man in der Spitze wäre, könnte man 23 Meter in die Tiefe fallen; nichts würde einen aufhalten", erläutert Hoepfner. "Wir können nicht mal die Falkenhöhle unterhalb der Spitze säubern."

Nun also der Plan: Der Turm wird bis zum Turmhelm eingerüstet; es wird ein Zugang zur Turmhaube angelegt, so dass Bauarbeiter sicher ins Innere gelangen, Material hineinschaffen und Geschosse in die Haube einziehen können. Was gemacht werden muss: Die statische Ertüchtigung der Holzkonstruktion des Turmhelms, der Einbau von Arbeitsbühnen, Veränderungen am Laufsteg oberhalb des Glockenstuhles, um sichere Aufstiegsmöglichkeiten von der Glockenkammer in die Ebenen des Turmhelms bis zur Spitze für Wartung und Kontrolle zu erhalten. Wichtig für Oppum: Auch die Zifferblätter der Turmuhren einschließlich Beleuchtung werden überarbeitet. In Höhe der Turmuhren werden sich überkreuzende Stege angebracht, so dass die Uhren künftig sicher gewartet werden können. Überhaupt soll die Gelegenheit der Einrüstung genutzt werden, alles zu reparieren, was erreichbar ist.

Kosten wird das Ganze 505.000 Euro; und noch werden dringend Spender gesucht, die zur Finanzierung beitragen. Das Bistum Aachen gibt einen Zuschuss von 323.500 Euro - die Oppumer Kirche ist im KIM-Prozess geblieben, gehört also zur Liste der Bauwerke, deren Erhalt vom Bistum gefördert wird. Die Kirchengemeinde muss 181.500 Euro aufbringen; davon werden 101.000 Euro zunächst als Darlehen aus kircheneigenen Fonds aufgebracht. "Das geliehene Geld muss innerhalb von sieben Jahren zurückgezahlt werden", betont Hoepfner. Heißt: Gemeinde und Stadtteil stehen vor einem finanziellen Kraftakt.

Vielleicht wird ja auch die Sparkassenstiftung aktiv. Immerhin ist die Schutzengelkirche eine der schönsten gotischen Kirchen Krefelds und an Bedeutung für das Oppumer Gemüt und das kollektive Gedächtnis der 13.000 Bewohner des Ortsteils kaum zu überschätzen. Das 1900 eingeweihte Gotteshaus entstand in einer Zeit, als Oppum wurde, was es heute ist: ein Ortsteil, in dem Leute wohnen, die nicht reich sind und hart arbeiten müssen. 1907 wurde Oppum ein Teil Krefelds. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche bei einem Bombenangriff schwer beschädigt; der Wiederaufbau war wie so oft von immenser symbolischer Bedeutung für die Bevölkerung und gelang nur mit hohem Einsatz vieler Oppumer.

Zu den anrührenden Details dieser Geschichte gehört eine aus den Trümmern der Kirche geborgene Engelfigur, die seit 1992 als Schutzengel in einem Heiligenhäuschen an der Hauptstraße stand, 2011 von der jungen Oppumer Restauratorin Fabienne von der Hocht saniert wurde und seitdem wieder still und schön die Autofahrer grüßt. Schon Fabiennes Großeltern haben am Wiederaufbau der Kirche mitgewirkt. So reicht der geschichtliche Bogen der Kirche über ein Jahrhundert bis in die Gegenwart Oppums. Solche Bögen adeln ein Bauwerk zum Wahrzeichen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort