Krefeld Orgel klingt nach Italien

Krefeld · Beim Krefelder Orgelsommer spielte der Venezianer Nicolò Sari die Orgel in St. Gertrudis mit mediterranem Flair und sehr schnell.

 Das warme Licht entspricht der Konzertatmosphäre: Nicolò Sari an der Lukas-Fischer-Orgel in St. Gertrudis.

Das warme Licht entspricht der Konzertatmosphäre: Nicolò Sari an der Lukas-Fischer-Orgel in St. Gertrudis.

Foto: Thomas Lammertz

In der Bockumer Kirche St. Gertrudis konnte man das Concerto Italiano, die dritte Station des Krefelder Orgelsommers erleben. Nicolò Sari aus Venedig, Organist und Cembalist, gab sich die Ehre an der Lukas-Fischer-Orgel und eröffnete mit Johann Sebastian Bachs Präludium und Fuge in G-Dur, BWV 541.

Nach einem kurzen, heiter-leichten Intro entfaltete sich barocke Mächtigkeit, gleichwohl nicht ohne verspielte Verzierungen. Und nach einerseits narrativem, andererseits entspannendem Vortrag fand das Stück einen feurigen Abschluss. In Bachs Concerto in d-Moll nach Antonio Vivaldi schlängelte sich eine liedartige Melodie wie ein frisch der Quelle entsprungenes Bächlein ins Gehör, und das Werk behielt seinen spielerischen Charakter bis zum Ende bei. Hier stellte sich auch langsam der Eindruck ein, dass Sari sein Repertoire hauptsächlich unter dem Gesichtspunkt zusammengestellt haben könnte, dass möglichst viele schnelle Figuren in den oberen Tonlagen vorkommen. In die scheint er regelrecht verliebt zu sein, beherrscht sie allerdings auch meisterlich, wie überhaupt sein Spiel technisch makellos war.

Mit starken Dissonanzen hatte Johann Christian Rinck (1770 - 1846) sein "Konzertstück" ausgestattet. Sari scheute auch die wuchtigen Passagen nicht, im Gegenteil, steigerte sie von Mal zu Mal, bis sie zu einer geradezu bedrohlich wirkenden Klangmasse angeschwollen waren.

Sanft und lieblich hingegen begannen unmittelbar danach Rincks Variationen über ein Thema von Arcangelo Corelli (1653 - 1713), erst ganz sparsam registriert, dann fülliger, und schließlich kam mit Trompeten und Bombarden regelrecht Härte ins Klangbild. Im Adagio per l'Elavazione von Vincenzo Petrali (1830 - 1889) gingen liebliche Melodieführung und harte rhythmische Untermalung eine interessante Kombination ein, die auf die Dauer allerdings etwas gleichförmig wurde.

Da kam die temperamentvolle Sonata Finale gerade recht. Sari verbreitete ein Flair von Jahrmarktsorgel mit Elementen von Marschmusik und ließ das Instrument regelrecht jubilieren. Ovationen belohnten ihn nach diesem Abschluss, und er revanchierte sich mit einer zärtlichen, förmlich ins Manual gestreichelten Miniatur.

(RP)
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