Krefeld Orthodoxe hoffen auf St. Franziskus

Krefeld · Die russisch-orthodoxe Gemeinde wächst rasant und sucht eine angemessene Bleibe - daher interessieren sich die Krefelder Orthodoxen für die Übernahme der Kirche St. Franziskus. Die russisch-orthodoxe Kirche steht den Katholiken auch theologisch nahe.

 "Als ich verstanden habe, dass es einen Gott im Himmel gibt, wollte ich mit meinem Leben etwas Sinnvolles anfangen": Alexej Veselov, der Priester der Russische-Orthodoxen Gemeinde Krefeld.

"Als ich verstanden habe, dass es einen Gott im Himmel gibt, wollte ich mit meinem Leben etwas Sinnvolles anfangen": Alexej Veselov, der Priester der Russische-Orthodoxen Gemeinde Krefeld.

Foto: Ves

Die russisch-orthodoxe Gemeinde in Krefeld ist noch jung: Vor zwei Jahren, so berichtet Alexej Veselov, Priester der Russisch-Orthodoxen, habe alles mit drei Leuten angefangen. "Heute gehören zur Gemeinde ungefähr 130 Menschen; der Saal, in dem wir unsere Gottesdienste feiern ist nun viel zu klein geworden. Die Gläubigen stehen beim Gottesdienst mittlerweile auf dem Flur."

Die "Russische Orthodoxe Kirchengemeinde der Heiligen Großmärtyrerin Barbara zu Krefeld" ist seit Dezember 2013 ein eingetragener Verein. Zur Gemeinde Krefeld gehört nicht nur die Stadt selbst, sondern der linksrheinische Niederrhein von Mönchengladbach bis Kleve. "Wir haben ein sehr reges Gemeindeleben", berichtet Veselov, "die Hälfte der Gemeindemitglieder sind Familien mit Kindern." Die Raumsituation im Domizil der Gemeinde an der Hofstraße werde immer schwieriger. So wäre der Wechsel in die Franziskus-Kirche die Chance, eine neue, würdige Heimstatt zu finden.

Auch für die Katholiken der Heilig-Geist-Pfarre wäre das eine tragbare Lösung, so schwer die Trennung von St. Franziskus fällt (wir berichteten) - wohl auch deshalb, weil sich katholische und orthodoxe Kirche in vielen Punkten nahestehen, trotz augenfälliger Unterschiede. Einer davon: Orthodoxe Priester dürfen heiraten, und so ist der 28-jährige Alexej Veselov Ehemann und Vater von drei Kindern.

 Das heutige Domizil der russisch-orthodoxen Gemeinde liegt im Haus Hofstr. 2 an der Liebfrauenkirche. Dort steht der Gemeinde ein Saal zur Verfügung.

Das heutige Domizil der russisch-orthodoxen Gemeinde liegt im Haus Hofstr. 2 an der Liebfrauenkirche. Dort steht der Gemeinde ein Saal zur Verfügung.

Foto: Thomas lammertz

Er lebt seit seinem zehnten Lebensjahr in Deutschland und ist in Düsseldorf aufgewachsen. Auf die Frage, wie er dazu kam, Priester zu werden, antwortet er: "Als ich verstanden habe, dass es einen Gott im Himmel gibt, wollte ich mit meinem Leben etwas Sinnvolles anfangen und den Menschen helfen, in den Himmel zu kommen. Wobei ein Priester auch in diesem Leben gebraucht wird - er ist der Ansprechpartner, wenn die Menschen in ihrem Leben nicht mehr weiterwissen." Studiert hat er an einem orthodoxen Priesterseminar in Moskau.

Die orthodoxe Kirche versteht sich als doxologische, als Gott lobpreisende Kirche. Hier liegt der tiefere Sinn der prachtvoll gestalteten Ikonen wie überhaupt der Ausstattung orthodoxer Kirchen. Ein Gottesdienst dauert eineinhalb bis zwei Stunden. Orgelmusik gibt es nicht; die Musik bestreiten im Wechselgesang ein Chor und der Priester.

Trotz aller Unterschiede und der historischen Trennung: Das innere Band zwischen Ost- und Westkirche ist nie ganz gerissen. "Katholische und orthodoxe Kirche stehen sich sehr viel näher als katholische und evangelische Kirche", sagt Veselov. So gelten die orthodoxen Kirchen für Rom als "echte Teilkirchen" - das ist die Voraussetzung, die Amtshandlungen orthodoxer Priester anzuerkennen. Evangelische Kirchen hingegen sind in katholischer Sicht "kirchliche Gemeinschaften" - evangelische Geistliche gelten mithin nicht als gültig geweiht im katholischen Sinne.

Das Schisma zwischen Ost und West führt zurück ins Jahr 1054. Seitdem gibt es auf der einen Seite die Orthodoxe Kirche, zu der die meisten Bewohner Russlands, Griechenlands, der Ukraine, Georgiens, Rumäniens, Bulgariens und anderer Länder gehören, und auf der anderen Seite die katholische Kirche. Zwar gebe es keine Kommunionsgemeinschaft, jedoch einen regen theologischen Dialog, sowohl zwischen Rom und Moskau als auch auch zwischen den Katholiken und Orthodoxen Deutschlands, erläutert Veselov. Beide Kirchen erkennen die Sakramente voneinander als gültig an, Taufen werden nicht wiederholt, gemeinsame Ehen können geschlossen werden.

Geistliches Oberhaupt der Russisch-Orthodoxen ist Patriarch Kyrill I. mit Amtssitz in Moskau. Finanziell aber müssen die Krefelder Orthodoxen auf eigenen Beinen stehen. Die Krefelder Gemeinde lebt ausschließlich von Spenden, Zuschüsse aus Moskau gibt es nicht. So hängt der Kauf von St. Franziskus auch daran, dass sich Spender finden - wenn sich beide Gemeinden einig werden.

Wer die Gemeinde unterstützen und etwas spenden möchte, kann sich an Pfarrer Alexej Veselov wenden; die Kontaktdaten finden sich auf der Internetseite der Gemeinde: www.rok-krefeld.de

(RP)
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