Krefeld Ostwall-Dach: Träger aus Spanien sind da

Krefeld · Krefelds fast 21 Millionen Euro teures Prestigeobjekt in der Innenstadt geht auf die Zielgerade. Bis 5. November soll das 125 Meter lange Glasdach aufgestellt sein und die Straßenbahnen dort wieder ihren Betrieb aufnehmen können.

Ostwall in Krefeld: Arbeiter montieren Stahlträger für Glasdach
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Ostwall in Krefeld: Arbeiter montieren Stahlträger für Glasdach

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Foto: Lothar Strücken

Seit gestern sind die ersten bis zu 13 Tonnen schweren Stahlträger und Stahlstützen für das Glasdach am Ostwall da. Drei Schwerlasttransporte der Firma Bellapart aus Spanien lieferten die Spezialfertigungen über Frankreich nach Krefeld. "Wir haben bis zuletzt gezittert, ob die Lieferung pünktlich bis 6 Uhr bei uns ankommt", sagten Baustellenkoordinator Eckhard Lüdecke und Gerd Gröschl vom Büro Stefan Schmitz aus Köln. Hintergrund: Schwerlasttransporte dürfen in Deutschland nur zwischen 22 und 6 Uhr unterwegs sein.

Die erste Hürde ist genommen. In etwa vierzehn Tagen soll der zweite Transport am Ostwall ankommen. Bis dahin bleiben die gestern angelieferten vier Trägerelemente und acht Stützen am Bahnsteig liegen. Mit der Montage wird erst begonnen, wenn alles komplett ist. Das heißt sieben Trägerelemente und 18 Stützen mit einem Gesamtgewicht von 80 Tonnen. Die Stützen werden übrigens immer paarweise in die Fundamente eingelassen. Dadurch soll der Allee-Charakter des Ostwalls aufgegriffen werden.

 So soll die Haltestelle aussehen: Deutlich zu erkennen ist das geschwungene Glasdach.

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Foto: Stadt Kr

Die Verantwortlichen haben sich bei der Planung des 20,7 Millionen Euro teuren Krefelder Prestigeobjekts viele Gedanken gemacht. Dennoch gibt es Unabwägbarkeiten, die zu Verzögerungen geführt haben. Stand gestern gehen Lüdecke und Gröschl davon aus, dass der Fertigstellungstermin 5. November eingehalten werden kann.

Doch bis dahin ist noch viel zu tun. Derzeit produziert der niedersächsische Glasscheibenhersteller Schablonen für die Standard- und die Sondermaße. Die einzelnen Normalscheiben für das rund 1500 Quadratmeter große und 20 000 Kilogramm schwere Dach sind 2,25 Meter breit und 5,50 Meter lang. Sie bestehen aus zwei jeweils zehn Millimeter dicken Scheiben, die miteinander verklebt werden und in der Mitte eine dünne Folie haben. Das Verkleben findet in der Nähe von Barcelona bei Bellapart in Girona statt. Danach müssen die mit einem Aluminiumprofil versehenen Scheiben zwei Wochen lang aushärten, ehe sie bewegt werden dürfen. Das Dach hängt später in der Stahlträgerkonstruktion und ist von den Stadtwerkekunden von unten als plane Fläche zu sehen.

Diese Millionenprojekte werden in Krefeld gebaut
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Foto: Stadt Krefeld

Eine Herausforderung für die Glasfirma sind die sphärisch gebogenen Glascheiben an den Enden des Haltestellendachs für den Ostwall. Die Elemente dürfen nur eine Toleranz von einem bis zwei Millimeter aufweisen. Da das Glas vor dem Biegen erhitzt werden muss, weiß der Produzent nicht genau, wie groß das Glas in erkaltetem Zustand sein muss, um nach dem Biegen das Zielmaß einzuhalten. "In der kommenden Woche finden Probebiegungen statt", berichtete Gröschl gestern im Baubüro am Ostwall.

Außer dem Glas wurden auch die Stahlträger von Deutschland nach Spanien und zurück nach Krefeld gefahren. In Spanien wurden die Stahlelemente verzinkt und lackiert. Die zweite Lieferung für Krefeld könne derzeit noch nicht bewegt werden, weil die Elemente noch trocknen, berichtete Gröschl.

Verkehrsführung: So fahren Sie am Ostwall
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Foto: Stadt Krefeld

Insgesamt ist das Glasdach 125 Meter lang und 12,10 Meter breit. Der Regenschutz ist so lang, dass sich der Stahl im Sommer um mehrere Zentimeter ausdehnen könnte und deshalb ein so genanntes Schiebstoß-Gleitlager nötig wird, um die Bewegung des Materials auszugleichen. Die lichte Höhe beträgt an der niedrigsten Stelle 4,20 Meter. Am höchsten Punkt ragen die Stützen 6,16 Meter in die Höhe. Nach dem kompletten Aufbau der überdachten Haltestelle nehmen am Glasdach befestige Ausleger den Fahrdraht für die Straßenbahnen auf. Allein für das Glasdach kalkuliert die Stadt Krefeld als Bauherr mit Kosten in Höhe von 3,28 Millionen Euro brutto.

Für das Glasdach haben die Verantwortlichen eine Bauzeit von 15 Wochen vorgesehen. "Die Frist hat aber schon Anfang Juli mit nicht sichtbaren Arbeiten unter der Erde begonnen", sagt Gröschl. Es wurden Kabel für den Lichtkranz am Dach gezogen, Verteilerkästen installiert und Verankerungsstangen gesetzt.

(RP)
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