Krefeld Ostwall-Haltestelle: Laute Kritik der Politik an fehlender Barrierefreiheit

Krefeld · Die Stadtwerke bitten ihre Fahrgäste mit einem freundlichen Aufkleber auf den Türen ihrer Straßenbahnen "Bitte vorn einsteigen und Ihr Ticket zeigen - ab 20 Uhr". Das Problem, an der für 20 Millionen Euro umgebauten Ostwall-Haltestelle wird dies so nicht möglich sein.

Der Einstieg beim Fahrer liegt auf der Bahnsteig abgewandten Seite (wir berichteten). Der Fahrgast muss weiter hinten einsteigen und sich in der Straßenbahn nach vorn zum Fahrer begeben, um sein Ticket vorzuzeigen beziehungsweise eines zu kaufen.

Zu diesem Missstand, der fehlenden Barrierefreiheit für behinderte und alte Menschen sowie Umsteigeempfehlungen der Stadtwerke äußerten sich gestern Vertreter der FDP und der SPD empört. "Dieses Kathstede-Denkmal ist eine Planung aus dem vergangenen Jahrhundert. Anders kann ich mir das Fehlen der Barrierefreiheit an der Ostwall-Haltestelle fast nicht erklären", erklärte SPD-Fraktionschef Uli Hahnen, in einer Pressemitteilung. Die SPD habe in der Vergangenheit immer wieder die Entscheidung zum Bau dieser Haltestelle kritisiert: "In Zeiten von knappen öffentlichen Kassen halten und hielten wir dieses Prestigeprojekt mit über 20 Millionen Euro für unangebracht", so Hahnen.

Dabei sei die Stadt nach Auffassung des SPD-Politikers frühzeitig auf die Notwendigkeit entsprechender Planungen für eine Barrierefreiheit durch die Rheinbahn, die auf dieser Strecke die Linien U70/U76 betreibt, hingewiesen worden. "Dass trotz Hinweisen und Anfragen von Dritten die Barrierefreiheit in einem so teuren Projekt nicht realisiert wurde, ist skandalös und ein Schlag ins Gesicht all jener Menschen, die sich für die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in unserer Gesellschaft einsetzen. So eine Fehlplanung darf in der heutigen Zeit einfach nicht passieren. Hier müssen viele Verantwortliche bis hin zum Oberbürgermeister Tomaten auf den Augen gehabt haben, als ihnen die Planungen vorgelegt wurden", schimpft Uli Hahnen (SPD).

Nach Ansicht der FDP-Stadtratsfraktion sind "Pleiten, Pech und Pannen" beim Umbau der Ostwall-Haltestelle auf das "völlige Fehlen einer Baustellenkoordination zurückzuführen". Die FDP fordert deshalb den zuständigen Dezernenten Martin Linne auf, "endlich die Konsequenzen zu ziehen und weiteres Durcheinander zu verhindern". Die Stadt, die Stadtwerke und die Rheinbahn schöben sich den schwarzen Peter wechselseitig zu und lehnten jeder für sich eine Verantwortung ab. Das Nachsehen hätten aber die Bürger und Kunden, die eine funktionierende und moderne Haltestelle für ein Investment von 20 Millionen Euro erwarten dürfen", erklärte der FDP-Fraktionsvorsitzende Joachim C. Heitmann.

Nach Ansicht der FDP-Fraktion ist der Vorschlag, dass Rollstuhlfahrer mit der Linie 041 bis zur Haltestelle Grundend in Fischeln fahren sollen, um dort umzusteigen und über eine an der Ostwall-Haltestelle fehlenden Rampe auf den Hochbahnsteig der Rheinbahn für die U76 zu gelangen, "eine Zumutung, die den Anspruch, ein modernes Dienstleistungsunternehmen zu sein, zur Farce macht". Eine barrierefreie Haltestelle für die Linie U76 gehöre in die Innenstadt - zum Beispiel ins Mittelstück des Ostwalls zwischen Rheinstraße und St.-Anton-Straße.

Für einen "Schildbürgerstreich" hält es die FDP, dass Kunden der SWK-Straßenbahnen, die ihr Ticket beim Fahrer lösen möchten, nicht mehr direkt in der Höhe des Fahrers einsteigen können, sondern durch die Bahn zum Fahrer gelangen.

(RP)
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