Krefeld Outokumpu - Aufbruch statt Protest

Krefeld · Outokumpu Nirosta eröffnete gestern sein neues Ausbildungszentrum in Krefeld. Die Investition ist gleichsam der Startschuss für die Realisierung des 130-Millionen-Euro-Pakets am Standort - die meisten Aufträge sind schon vergeben.

 Sorgen vor zwei Jahren: Die Belegschaft von Outokumpu Nirosta demonstrierte gegen die in Finnland geplanten Änderungen im Konzern.

Sorgen vor zwei Jahren: Die Belegschaft von Outokumpu Nirosta demonstrierte gegen die in Finnland geplanten Änderungen im Konzern.

Foto: Thomas Lammertz

Als einen in die Zukunft weisenden Schritt bezeichnete Norbert Kalwa, Outokumpu-Betriebsratsvorsitzender, gestern vor Gästen aus Wirtschaft und Politik die Eröffnung des neuen Ausbildungszentrums des Stahlproduzenten in Krefeld. Oberbürgermeister Gregor Kathstede formulierte ähnlich. Krefeld und Outokumpu Nirosta befänden sich im Aufbruch. Die Investition von zwei Millionen Euro ins neue Ausbildungszentrum ist sozusagen der Startschuss für große Umbauten des finnischen Stahlkonzerns am Standort Krefeld. Die Proteste gegen die Schließung des Schwesternwerks in Bochum und die Auseinandersetzungen über die Höhe der Investitionen sind Geschichte.

Vorstand Frank Brüggestrat informierte gestern, dass das Unternehmen 20 Millionen Euro in ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum nahe der Hauptverwaltung an der Kimplerstraße stecke und weitere 108 Millionen Euro für die Optimierung der Eisenproduktion ausgebe. Bis 2016 sollen die Bedingungen für die Verlagerung des Quartiers von Benrath nach Krefeld abgeschlossen sein. "Wir sind mit den Arbeiten gut unterwegs. Ein Großteil der Aufträge ist bereits vergeben", sagte Sven van Zoest, Sprecher der Outokumpu Holding Germany GmbH.

Gestern stand zuerst einmal die Eröffnung des Ausbildungszentrums im Mittelpunkt. "Solche Investitionen sind bei Outokumpu keine Selbstverständlichkeit",sagte Brüggestrat und verwies auf ein völlig anderes Ausbildungswesen in Finnland. Das deutsche Duale System sah in den Anfängen jedoch auch völlig anders aus als heute. Im Jahr 1927 wurden die Lehrlinge zwei Monate lang theoretisch in die Aufgabe eingeführt und dann in den Betrieb in die Produktion geschickt. "Training on the job", nannte es Brüggestrat neudeutsch. Heute sind bei Outokumpu Nirosta in Krefeld 176 Auszubildende in zehn Berufsfeldern beschäftigt. Den angehenden Facharbeitern stehen ein moderner Maschinenpark, neue Werkplätze sowie Laborräume und Computerarbeitsplätze für die CNC- und CAD-Technik zur Verfügung. Von dieser Erweiterung profitieren insbesondere die Auszubildenden der Bereiche Elektro- und Steuerungstechnik - und sieben ortsansässige Unternehmen. Die sind nämlich Vertragspartner von Outokumpu und lassen ihren Fachkräftenachwuchs dort ausbilden. Outokumpu ist seit 2006 ununterbrochen von der Industrie- und Handelskammer als bester Ausbildungsbetrieb des Jahres im Kammerbezirk ausgezeichnet worden. Brüggestrat berichtete unter anderem von erfolgreichen Kooperationen mit Krefelder Schulen und den gesellschaftspolitischen Anstrengungen. So fahren die Lehrlinge regelmäßig zur Besichtigung des früheren Konzentrationslagers Auschwitz.

 Neue Zuversicht: Gäste aus Politik und Wirtschaft informierten sich gestern bei der Eröffnung des neuen Ausbildungszentrums.

Neue Zuversicht: Gäste aus Politik und Wirtschaft informierten sich gestern bei der Eröffnung des neuen Ausbildungszentrums.

Foto: Thomas Lammertz

Vor dem Umbau der Halle zu einem modernen Ausbildungszentrum seien viele organisatorische und inhaltliche Hürden zu nehmen gewesen, sagte Brüggestrat. In dem Vorhaben stecke darüber hinaus viel Eigenleistung der Auszubildenden und der Ausbilder. Malerarbeiten, Reinigung und Installation der Geräte seien zum Beispiel von den eigenen Kräften realisiert worden. "Die kaufmännische Ausbildung findet ebenfalls hier im Gebäude statt. Alles schön, hell und unter einem Dach", berichtete Brüggestrat.

Kathstede lobte den Stahlkonzern. Ausbildung sei ein schlagkräftiges Mittel gegen den Fachkräftemangel und im Hinblick auf den demografischen Wandel vorausschauend. Brüggestrat - zuständiger Vorstandsmitglied für Personal - warb ganz offensiv darum, dass weitere Krefelder Unternehmen die Möglichkeiten nutzen sollten, die das neue Ausbildungszentrum bietet.

(RP)
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