Krefeld Outokumpu ertüchtigt Krefelder Werk mit neuer Beiz- und Blankglühlinie

Krefeld · Vice-President Technology & Development, Guido Burgel, erklärt exklusiv, wofür der finnische Stahlkonzern die 108 Millionen Euro unter anderem ausgibt, die die größte Investition des Unternehmens in Deutschland darstellt.

 Outokumpu rüstet sich für den immer schärfer werdenden internationalen Wettbewerb in der Stahlbranche. Der finnische Konzern investiert in seine Standort Krefeld 108 Millionen Euro. Hinzu sollen weitere 20 Millionen Euro für Forschung und Innovation kommen.

Outokumpu rüstet sich für den immer schärfer werdenden internationalen Wettbewerb in der Stahlbranche. Der finnische Konzern investiert in seine Standort Krefeld 108 Millionen Euro. Hinzu sollen weitere 20 Millionen Euro für Forschung und Innovation kommen.

Foto: RP-Foto. Thomas Lammertz

Das Geheimnis ist gelüftet: Bislang hat Oliver Picht, der neue Chef der Outokumpu Nirosta GmbH, eisern zu den Inhalten der anstehenden Investitionen des finnischen Stahlkonzerns von 108 Millionen Euro in den Standort Krefeld geschwiegen. Auf Anfrage unserer Redaktion bringt Vice-President Technology & Development, Guido Burgel, Licht ins Dunkel.

Demnach liegen Outokumpu erste Teilbaugenehmigungen der Stadt Krefeld vor, um das Werk für den härter werdenden Konkurrenzkampf zukunftsfähig aufzustellen. Das so genannte Nifo-Projekt beinhaltet auch die Verlagerung des Standorts Düsseldorf-Benrath bis 2017 nach Krefeld. Bis dahin muss die Infrastruktur für die Nirosta-Ferrit-Optimierung (Nifo) stehen. "Neben den Neubauten einer Beizlinie, der Blankglühlinie und der Verlagerung der Haube inklusive des dadurch nötig werdenden Neubaus einer Halle werden auch die Walzgerüste ertüchtigt und auf die speziellen Anforderungen der Ferrit-Produktion angepasst", informierte Burgel.

 Die SMS Siemag überarbeitet derzeit die bereit 45 Jahre alte 20-Rollen-Kaltwalzanlage SG3.

Die SMS Siemag überarbeitet derzeit die bereit 45 Jahre alte 20-Rollen-Kaltwalzanlage SG3.

Foto: SMS Siemag

Der Laie weiß mit den Begriffen kaum etwas anzufangen. Durch Kaltumformung (Ziehen, Walzen, Pressen, Stauchen) wird das Gefüge von Metallen in der Verformungsrichtung gestreckt, die Festigkeit steigt an. Die Verformbarkeit nimmt jedoch ab. Damit das Metall trotzdem bearbeitet werden kann, wird es zum Beispiel in der Beize mit Salz- und Schwefelsäure behandelt.

In der Blankglühlinie hingegen entfällt die Notwendigkeit des Beizens und das damit verbundene Aufrauen der Oberfläche. Das Blankglühen erfolgt in einem Durchlaufofen. Auch eine Haube dient dazu, das Metall wieder zu erwärmen. Dabei können mehrere Coins (aufgerollte Bleche) aufeinandergestapelt gleichzeitig wärmebehandelt werden. Vorstandsvorsitzender Oliver Picht erklärte, dass die Investitionen in Krefeld grob aufgeteilt zu einem Fünftel in neue Gebäude, zu einem weiteren Fünftel in die Infrastruktur und die restlichen drei Fünftel ins Equipment fließen.

Ein Teil der notwendig gewordenen Modernisierungen der Maschinen ist bereits abgeschlossen. So sei das Dressiergerüst Nummer 2 mit einer Glättrolle ausgestattet worden und bereits wieder in der Produktion eingesetzt, berichtet Burgel. In einem Dressiergerüst wird das Metall gewalzt.

Mit der Verlagerung des Standorts Benrath einhergeht auch die Verlagerung einiger Maschinen. So hat die 20-Rollen-Kaltwalzanlage SG3 bereits 45 Jahre auf dem Buckel und soll völlig überarbeitet von der SMS Siemag - einem weltweit führenden Unternehmen im Bereich Hütten- und Walzwerkstechnik - in Krefeld wieder genutzt werden. "Daneben werden auch noch zwei Schleifbänke von Benrath nach Krefeld verlagert", informiert Burgel.

Für SMS-Siemag ist der Auftrag von Outokumpu Nirosta erwähnenswert und taucht in den Referenzen des Unternehmens auf. Der Auftrag wurde Anfang September 2014 erteilt und zielt darauf, das Kaltwalzgerüst von 1969 technisch auf neue anspruchsvolle Walzaufgaben vorzubereiten. Die SG3 war bereits 1991 einmal modernisiert worden.

Die 20-Rollen-Kaltwalzanlage "SG3" mit einer Bandbreite von 1570 Millimetern, Banddicken von maximal zehn Millimetern im Einlauf und mindestens 0,5 Millimetern im Auslauf, wird weiterhin für die Produktion von hochwertigen Edelstahlbändern aus verschiedenen Werkstoffen eingesetzt. Künftig soll sie insbesondere ferritische Bänder mit dünnen Bandabmessungen in hochglänzender Qualität (2R blankgeglüht) walzen können.

Um die Voraussetzungen für die Herstellung des Hochglanzmaterials zu schaffen, sind einige Umbauten an der Kaltwalzanlage erforderlich. Der Auftrag an die Spezialisten umfasst Veränderungen an Ein- und Auslaufseite und am Walzgerüst selbst.

Der Lieferumfang von SMS Siemag beinhaltet neben der beschriebenen Aufrüstung, auch die Demontage der zu ersetzenden Komponenten sowie die Montagedurchführung und -überwachung der neuen Einrichtungen und deren Inbetriebnahme. Dabei ist ein enger Zeitplan einzuhalten, denn die Inbetriebnahme der modernisierten Anlage soll bereits im Juli 2015 nach 21-tägigem Umbaustillstand erfolgen.

(RP)
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