Krefeld Outokumpu schafft die Wende

Krefeld · Der finnische Stahlkonzern Outokumpu mit Deutschland-Zentrale in Krefeld feiert die Rückkehr zur Profitabilität. Die Umstrukturierungen im Konzern zahlen sich langsam aus. Nach einem Defizit von 101 Millionen Euro in 2015 schloss Outokumpu das vergangene Jahr mit einer schwarzen Zahl ab - mit 45 Millionen Euro. Das ist umso bemerkenswerter, als die IHK gestern bei der Vorstellung der Ergebnisse ihrer Konjunkturumfrage der Branche harte Zeiten prognostizierte.

 Outokumpu hat sich verpflichtet, 108 Millionen Euro in den Standort Krefeld zu investieren: Vor einem Jahr wurde in einer 3000 Quadratmeter großen neuen Halle die Haubenglüherei eröffnet.

Outokumpu hat sich verpflichtet, 108 Millionen Euro in den Standort Krefeld zu investieren: Vor einem Jahr wurde in einer 3000 Quadratmeter großen neuen Halle die Haubenglüherei eröffnet.

Foto: Thomas Lammertz

Besonders positiv sind die Lage und die Erwartungen in der Chemischen Industrie. Darüber informierten gestern die Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammern Mittlerer Niederrhein und Düsseldorf, Jürgen Steinmetz und Gregor Berghausen, bei der Vorstellung der neuen Konjunkturumfrage am Nordwall in Krefeld. Das ist eine sehr gute Nachricht für die Wirtschaft in der Stadt und die Arbeitsplätze im Chempark in Uerdingen. Dagegen melden die Metallerzeuger und -bearbeiter eine angespannte Lage. Diese Branche befürchte zusätzlich zur schwierigen Wettbewerbssituation höhere Energie- und Rohstoffkosten, berichtete Steinmetz.

 Sie stellten den Konjunkturbericht zum Jahresbeginn 2017 vor (v.l.): Gerd Helmut Diestler (Chef-Volkswirt der IHK Düsseldorf), Jürgen Steinmetz (Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein), Gregor Berghausen (Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf) und Rainer Növer (Geschäftsführer des Bereichs Wirtschaftspolitik der IHK Mittlerer Niederrhein).

Sie stellten den Konjunkturbericht zum Jahresbeginn 2017 vor (v.l.): Gerd Helmut Diestler (Chef-Volkswirt der IHK Düsseldorf), Jürgen Steinmetz (Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein), Gregor Berghausen (Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf) und Rainer Növer (Geschäftsführer des Bereichs Wirtschaftspolitik der IHK Mittlerer Niederrhein).

Foto: IHK

Umso erfreuter reagieren die Beschäftigten des Stahlkonzerns Outokumpu in Krefeld an der Oberschlesienstraße auf Nachrichten aus Finnland. Der Konsolidierungsprozess trägt offenbar erste Früchte. Nach der Schließung der so genannten Flüssigphase in Krefeld, der Schließung des Werks in Bochum, der Verlagerung von Produktion aus Düsseldorf-Benrath in den Krefelder Süden und der Investition von 108 Millionen Euro in den Standort Krefeld spricht Outokumpu von der Rückkehr zur Profitabilität. Getrieben von der Absatzentwicklung in Amerika schließt sich auch die in Europa an. Gesunkene Kosten und höhere Basispreise führten den Konzern aus den roten Zahlen. Für 2015 stehen bereinigte minus 101 Millionen Euro zu Buche, fürs vergangene Jahr plus 45 Millionen Euro. Die Prognose für das erste Quartal 2017 ist für Amerika und Europa gleichermaßen optimistisch.

Den Blick von Outokumpu gelöst und auf die regionale Wirtschaft insgesamt gerichtet gilt, sie ist zum Jahresbeginn mit ihrer Geschäftslage unverändert zufrieden. "Getragen wird die Konjunktur nach wie vor von der Binnennachfrage, während von den Exporten derzeit kaum Impulse ausgehen", fasst Steinmetzdas Ergebnis der jüngsten Konjunkturumfrage zusammen, an der sich über 800 Betriebe mit insgesamt mehr als 70.000 Beschäftigten beteiligt haben. Auch in Krefeld meldet die Mehrzahl der Unternehmen eine gute oder befriedigende Geschäftslage.

Die Kapazitätsauslastung im produzierenden Gewerbe bleibt dabei mit einem Auslastungsgrad von 80,5 Prozent minimal unter ihrem langfristigen Durchschnittswert. Lediglich die Bauwirtschaft arbeitet seit nunmehr fast sechs Jahren an ihrer Kapazitätsgrenze und ist somit voll ausgelastet.

In der Summe haben die Industrieunternehmen vor diesem Hintergrund ihre Investitionsausgaben nur leicht angehoben, so dass von einer das Wachstum stärker treibenden Investitionsdynamik nach wie vor nicht gesprochen werden kann. Diese Zurückhaltung des produzierenden Gewerbes ist neben den nur durchschnittlich ausgelasteten Kapazitäten auch auf die Standortrahmenbedingungen wie zum Beispiel zu hohe Standortkosten oder den Fachkräftemangel zurückzuführen. "Die Bauwirtschaft verringert per Saldo sogar ihre Investitionsbudgets", erklärt Steinmetz. "Investitionsfreudig zeigen sich dagegen zum Jahresbeginn die Dienstleister." Die starke Inlandsnachfrage wird insbesondere vom Konsum getragen. Der Einzelhandel konnte seine bereits gute wirtschaftliche Lage gegenüber der Herbstbefragung noch einmal verbessern. "Die Bauwirtschaft boomt unverändert und profitiert neben dem florierenden Wohnungsbau zunehmend auch vom Wirtschaftsbau", erläutert Steinmetz, "und im Dienstleistungssektor gibt es so gut wie keine unzufriedenen Unternehmen." Über alle Branchen melden 38 Prozent der Betriebe somit eine gute Geschäftslage, weitere 52 Prozent bezeichnen diese als befriedigend. 32 Prozent der Betriebe in Krefeld bezeichnen ihre Geschäftslage als "gut", 56 Prozent als "befriedigend" und 12 Prozent als "schlecht".

Für das laufende Jahr erwarten die Betriebe in der Region eine weitere leichte Verbesserung ihrer Lage. Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf betont, dass insbesondere das verarbeitende Gewerbe optimistisch in das Jahr 2017 gestartet ist. "Dies gilt vor allem für die chemische Industrie, die sogar wieder auf eine Belebung ihrer Auslandsgeschäfte hofft." Für Unsicherheit sorgten allerdings die Abschottungstendenzen der neuen US-Administration. Der starke US-Dollar hat zwar bisher deutsche Exporte begünstigt, doch bleibe abzuwarten, ob die Regierung ihre Ankündigung umsetzt, dieser Entwicklung entgegenzuwirken, erklärt Berghausen.

Der generelle Optimismus der Wirtschaft in der Region ist aufgrund der derzeit günstigen konjunkturellen Rahmenbedingungen nachvollziehbar. Die Kaufkraft der Bürger steigt, die Beschäftigungsquote erreicht Rekordwerte und die Finanzierungskosten bleiben günstig.

(sti)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort