Krefeld Parfümerie Spülmanns schließt
Krefeld · Krefeld verliert einen der schönsten kleinen Läden mit einem starken eigenen Profil: Die Parfümerie Spülmanns schließt, falls sich kein Nachfolger findet. Friedhelm Spülmanns leitet das Geschäft seit 1985 erfolgreich.
Die Nase spielt in diesem Geschäft eine doppelte Rolle: Es geht um Parfüm und Wohlgerüche, einerseits, es passiert einem aber auch - andererseits - immer wieder, dass man sich an mancher Vitrine die Nase plattdrücken möchte. Flakons sind eben oft genug nicht nur Behälter, sondern Kunstwerke.
In der Parfümerie Spülmanns an der Rheinstraße steht eine kleine Sammlung solcher Kunstwerke - sichtbares Zeichen für die Strategie, mit der sich Inhaber Friedhelm Spülmanns seit Jahrzehnten neben den "Großen" seiner Branche behauptet: Er bietet exklusive, kaum bekannte Parfüms an. Zum Jahresende hört er auf. "Ich bin 65, ich hab die Rente durch", sagt er lakonisch. Und etwas traurig.
Sein Geschäft ist ein Musterbeispiel, wie sich ein kleiner, wendiger Händler auch im Internetzeitalter und neben Ketten wie Douglas halten kann. Das fängt mit dem sehr charakteristisch gestalteten Ladenlokal an. Spülmanns hat das Geschäft im Jahr 1985 von seinem Vater übernommen. 1992 hat er Pläne für eine völlige Überarbeitung realisiert: die Holzfassade, die Theken und die Vitrinen, entworfen von ihm, alles in einem Stil, gebaut von einem Tischler.
"Die Ideen dafür habe ich bei Reisen in Italien gesammelt" berichtet Spülmanns. Es habe anfangs Konflikte mit dem Vater gegeben, berichtet er lächelnd; der alte Herr fand die Pläne des Sohnes etwas übertrieben - ein bisschen was Neues hätte gereicht, fand er. "Als dann alles fertig war, war er stolz wie Oskar", erinnert sich Spülmanns und lacht. Der Erfolg gab dem Sohn recht. Er hat ein Geschäft, das der Vater ab 1946 als Drogerie aufgebaut hat, in eine neue Zukunft geführt.
Friedhelm Spülmanns ist Kaufmann und gelernter Drogist. In die Welt des Parfüms ist er hineingewachsen. Seine Produkte hat er abseits der großen Hersteller auf Messen in Bologna, Mailand und Florenz entdeckt. "Exklusivität ist keine Garantie für Erfolg", betont er dabei. Heißt: Auch teure Parfüms müssen im Trend liegen; hier eben liegt die Kunst des Einkäufers.
"Man muss ein Gespür entwickeln, wo der Trend hingeht und im Prinzip seiner Zeit fünf Jahre voraus sein", sagt Spülmanns. Und so hat er Marken entdeckt wie Carthusia (Capri), den "Kaufmann von Venedig" (eine Manufaktur, die zur Murano-Dynastie gehört) oder die deutsche Linie Lanoe. Gerade "Der Kaufmann von Venedig" besticht auch durch sehr schöne Flakons; die Nähe zur Muranoglas-Tradition prägt. Die Fläschchen sind an Form und Farbe von bestechender Dezenz und Schönheit.
Im Moment sieht es so aus, als würde der Geschäftsbetrieb zum Jahresende tatsächlich eingestellt werden - ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Überlegungen, ob die Mitarbeiterinnen von Spülmanns das Geschäft übernehmen, haben sich zerschlagen. Vielleicht findet sich ja noch jemand, der Parfüms liebt und das Konzept weiterführt. Für Krefeld wäre es ein Gewinn.