Krefeld Parkopedia sammelt Parkdaten in Krefeld

Krefeld · Der weltweit zuständige Parkdaten-Papst wohnt und lebt in Krefeld: Dr. Hans H. Puvogel kümmert sich für das Unternehmen Parkopedia aus London verantwortlich um das Komplettpaket für Navigationsgeräte und Apps fast aller internationalen Automobilhersteller. In der vergangenen Woche waren seine Mitarbeiter in Krefeld unterwegs, um alle Daten rund um Parkhäuser, Parkplätze und Stellflächen zu sammeln.

 Die Parkhäuser in der Stadt wurden mit der Zahl der Stellplätze, Frauenparkplätze, Tarife und vielem mehr erfasst.

Die Parkhäuser in der Stadt wurden mit der Zahl der Stellplätze, Frauenparkplätze, Tarife und vielem mehr erfasst.

Foto: Thomas Lammertz

Parkopedia sammelt und bewertet Parkdaten für die Automobilindustrie. Nach den sechs großen deutschen Metropolen kam in der vergangenen Woche auch Krefeld an die Reihe - die Wahlheimat des Verantwortlichen Dr. Hans H. Puvogel. "Parken ist sexy", sagt der Experte, der mit Frau und Kindern in der Seidenstadt zum Dauerparker geworden ist. Drei seiner Mitarbeiter waren eine Woche lang im Stadtgebiet unterwegs, um alle Daten rund ums Parken zu sammeln. Das sei insofern aufwendig gewesen, da die Stadt über keine digitale Datensammlung über Stellplätze, Parkflächen und Parkhäuser verfüge, sagte Puvogel.

Die Verwaltung in Krefeld und auch in den meisten anderen Städten führten so genannte Straßenakten. Das seien Papierakten, in denen das jeweils neuste Blatt vorne eingeheftet werde. "Eine Auswertung wäre für unsere Zwecke sehr aufwendig und wenig hilfreich", sagte Puvogel. Sein Arbeitgeber Parkopedia habe deshalb eigene Leute für die Datenerhebung losgeschickt. Das Pensum war ambitioniert. Jeder der drei überprüfte pro Tag 35 bis 40 Kilometer Straßen in Krefeld.

Die meisten Angaben wie etwa die Standorte von Parkscheinautomaten seien mit geocodierten Digitalfotos festgehalten worden. Auch Angaben zu Preisen, Parkdauer und Ausnahmen wurden mit einem Foto von der Infotafel registriert. "Die kompletten Datensätze gehen online in ein Operation-Center ins moldawische Kishinjow. Unterschieden wird nach so genannten Off-Street-Bereichen wie Parkhäuser und Parkplätze sowie On-Street-Bereiche wie Stellplätze in Parkbuchten entlang der Straße oder auf gekennzeichneten Flächen. Ausnahmen wie Marktzeiten, Anwohnerparken, Straßenreinigung und anderes mehr wird ebenfalls aufgenommen und ausgewertet.

 Mit dem iPad erfasst Vladimir von der Firma Parkpedia unter anderem die Standorte von Parkscheinautomaten.

Mit dem iPad erfasst Vladimir von der Firma Parkpedia unter anderem die Standorte von Parkscheinautomaten.

Foto: Lothar Strücken

Das ist sozusagen die Basisarbeit. Eine neue Komponente bildet die automatisierte Auswertung von Satellitendaten der Nutzer von Navigationsgeräten. "Wir bilden nur die Mengen ab", erklärte Puvogel. Daraus, wie viele Autos zu bestimmten zeiten in ein Quartier hinein- beziehungsweise hinausfahren, lasse sich der Parkdruck ermitteln. So können die Autofahrer zum Beispiel darüber informiert werden, dass aktuell im Viertel nur sehr schwer ein Parkplatz zu finden ist, oder im Gegenteil, ausreichend Stellflächen zur Verfügung stehen. "Wir nutzen Milliarden Daten täglich, um den Parkdruck zu ermitteln", berichtet der Krefelder. Eine Rolle dabei spiele auch die gefahrenen Geschwindigkeit. Wer nach einer Parkmöglichkeit Ausschau halte, ist mit weniger als 30, meist weniger als 20 Stundenkilometern unterwegs. Die mit 50 Kilometer pro Stunde fahren, scheiden als Konkurrent bei der Suche nach einem Parkplatz in der Regel aus.

Die Daten und das Geschäft mit den Daten hat gerade erst seinen Anfang genommen: Das Technologiethema der Zukunft ist das autonome Fahren. Autos fahren ohne Fahrzeugführer auf einen Parkplatz oder ins Parkhaus und parken dort selbstständig ein. "Dass die Daten hundertprozentig exakt sein müssen, ist nachvollziehbar", sagt Puvogel.

Schon in naher Zukunft könnten Autofahrer mit entsprechend ausgestatteten Fahrzeugen auf gebührenpflichtigen Parkplätze halten und wieder weg fahren, ohne sich ums Bezahlen zu kümmern. Das geschieht automatisch und wird mit einer Nachricht aufs Smartphone sofort mitgeteilt. Die könnte so lauten: "Sie haben am soundsovielten um soundsoviel Uhr 26 Minuten für 3,50 Euro auf dem Parkplatz xy geparkt. Der Betrag wurde abgebucht."

Für Puvogel ist die Branche erst am Anfang ihrer Möglichkeiten. Parken sei sexy, sagt er und betont, dass sein Arbeitsfeld keinesfalls langweilig sei. Für diese Einschätzung habe er auch in seiner Familie zunächst Vorbehalte gegen seine berufliche Tätigkeit, die ihn wiederholt rund um den Globus führt, ausräumen müssen.

(sti)
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