Krefeld Perfekte Momente mit Johannes Oerding

Krefeld · Der in Geldern aufgewachsene Musiker bekam in der Kufa Heimatgefühle - und entfachte ein Feuer der Begeisterung.

 Johannes Oerding und Band in der Kulturfabrik: Bei Songs wie "Turbulenzen" oder "Diese Nacht gehört uns" sangen die Fans des 34-Jährigen jede Zeile mit.

Johannes Oerding und Band in der Kulturfabrik: Bei Songs wie "Turbulenzen" oder "Diese Nacht gehört uns" sangen die Fans des 34-Jährigen jede Zeile mit.

Foto: Thomas Lammertz

Er sieht ein bisschen aus, wie der Junge von nebenan - und er spricht auch so mit dem Krefelder Publikum in der fast ausverkauften Kulturfabrik. Nein, er spricht nicht. Er plaudert. Johannes Oerding liebt die Bühne. Und seine Gitarre. Perfekte Momente. Und davon gibt es an diesem Montagabend viele in der Kulturfabrik.

"Alles brennt" lautet nicht nur der Titel seines jüngsten Albums, so heißt auch die Tour. Und in Krefeld brennt es: Die Herzen der Fans stehen lichterloh in Flammen. Der Partner von Entertainerin Ina Müller begeistert sie zwei Stunden lang mit seinen Popsongs. Da vergisst der eine oder andere gerne, dass das Wochenende schon vorbei ist und feiert ausgelassen seine Lieblingssongs. "Montag ist doch noch wie Wochenende", sagt Oerding. Und fordert seine Fans auf, noch ausgelassener zu feiern.

Songs wie "Turbulenzen" oder "Diese Nacht gehört uns" werden zu Hymnen, die von den Fans Zeile für Zeile mitgesungen werden. Und zwischen seinen Liedern erzählt Oerding gerne schräge Geschichten. Wie er sich zum Beispiel nach einer durchzechten Nacht nackt im Hausgang wiedergefunden und daraus den Song "Nie wieder Alkohol" gebastelt hat. Den mixt er beim Konzert mit "Rehab" von Amy Winehouse zusammen. Oerding spielt zusammen mit seiner Band Popsongs mit einem gehörigen Anteil Black Music, zu denen seine Stimme bestens passt. Denn seine Stimme hat wirklich etwas Besonderes: einen warmen und weichen Klang. Gleichzeitig ist sie kraftvoll und durchdringend. Auch kleine Beatbox-Einlagen sind für Johannes Oerding kein Problem. Seine Geheimwaffe liegt aber in den hohen Tönen: Wenn er ins Falsett wechselt, schauen die weiblichen Fans noch etwas verträumter gen Bühne, jubeln noch ein bisschen lauter. Und dass er auch rappen kann, zeigte Oerding bei "Rapper's Delight" aus den 70ern. Zu "U Can't Touch This" aus den 80ern oder "Sing Halleluja" aus den 90er Jahren tanzten die Zuschauer Kufa. Auch wenn Oerding immer im Mittelpunkt zu stehen scheint, ist er kein Einzelgänger: Er teilt den ganzen Applaus und das Rampenlicht gerne mit seinen Bandkollegen: Moritz Stahl (Gitarre), Robin Engelhardt (Bass), Kai Lindner (Piano) und Simon Gattringer (Schlagzeug) bekommen bei mehreren Soli ebenfalls Gelegenheit, zu zeigen, was sie musikalisch drauf haben - und das ist so Einiges.

Doch auch die leisen Momente liegen Johannes Oerding. Beim "Nostalgie Medley" kramt er zusammen mit Gitarrist Moritz Stahl Stücke wie "Sommer" aus. Ganz still und nachdenklich wird es da, als er den Song "Heimat" von seinem aktuellen Album all jenen Menschen widmet, die er schon von Kindesbeinen an kennt. "Für all die bekannten Gesichter und die Niederrheiner", sagt er. Er wohnt zwar mittlerweile nicht mehr hier, aber seine Heimat wird der Niederrhein immer bleiben.

Von Auftritten kann der Münsteraner gar nicht genug bekommen und das kommt auch in der Kufa an: So spielte er in den vergangenen zwei Jahren mehr als 250 eigene Shows, die größtenteils ausverkauft waren.

Johannes Oerding ist ein Vollblutperformer, der einfach liebt, was er macht. Deswegen wollen ihn die Zuschauer in der Kufa auch nicht so schnell gehen lassen. Eine Zugabe jagt die nächste, bis der Mann mit dem Hut schließlich noch einmal seinen Hit "Alles brennt" anstimmt - diesmal allerdings in einer rockigen Version.

(RP)
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