Krefeld Pfarrer Zorn: Personelle Konsequenzen

Krefeld · Informationsabend in der katholischen Thomas-Morus-Gemeinde.

Der Streit um die Zwangspensionierung von Pfarrer Günter Zorn hat in der Gemeinde St. Thomas Morus personelle Konsequenzen: Julia Grefen hat ihr Amt als Vorsitzende des Pfarrgemeinderates niedergelegt und will sich auch aus dem Gemeinderat zurückziehen. Dazu nahm sie auf einer Gemeindeversammlung Stellung, zu der mehr als 150 Besucher gekommen waren.

Wie berichtet, hat es zwischen der Gemeinde und dem Aachener Bischof Mussinghoff massive Verstimmungen wegen der Zwangspensionierung des in Thomas Morus sehr beliebten Pfarrers gegeben. Hintergrund: Zorn hatte die von Aachen vorangetriebene Gemeindefusion abgelehnt. Auf der Gemeindeversammlung wollte der Pfarrgemeinderat über die neueste Entwicklung informieren. Grefen erklärte, sie wünsche sich eine "besonnene, sachliche und konstruktive Diskussion". Sie hatte die Moderation der Veranstaltung übernommen, zu der Pfarrer Zorn seine Teilnahme abgesagt hatte. Im Zuge der Auseinandersetzungen war Grefen "aus Frust" von dem Vorsitz im Pfarrgemeinderat zurückgetreten. Sie will auch ihr Amt im Gemeinderat aufgeben. Die Gründe für ihren Rückzug seien sowohl die mangelnde Verlässlichkeit Zorns wie auch die Hartnäckigkeit, mit der das Bistum an seiner Entscheidung festgehalten habe. Zorn habe eine Abmachung mit dem Gemeinderat nicht eingehalten, während der laufenden Verhandlungen dieses Gremiums mit dem Aachener Bischof keine Briefe und Mails mehr zu schreiben, die sich unter anderem gegen Thorsten Obst richteten, den Pfarrer, der seit Januar 2014 aus St. Elisabeth, St. Anna und Thomas Morus gebildeten Pfarrgemeinschaft Heiligste Dreifaltigkeit.

Mit dieser Abmachung sollte die "sensible gespannte Stimmung" bei den Verhandlungen mit dem Bistum nicht belastet werden. Zorns wieder aufgenommene Schreibtätigkeit habe den Krefelder Verhandlern ihr Hauptargument aus der Hand genommen, Zorn würde die neue Lage doch noch anerkennen. Grefen sprach von einer tiefgehenden Störung im Pastoralteam. Um sie zu glätten, habe man sogar einen Coach bemüht. Erreicht wurde in Aachen einzig, dass Pfarrer Zorn noch bis zum Ende des Jahres in seiner Dienstwohnung verbleiben könne und bis dahin in der Gemeinde pastoral tätig sein darf. Anhaltender Beifall kam auf, als ein Besucher Grefen dankte und sie eindringlich bat weiterzumachen.

Ein Besucher monierte, dass auch dieser Info-Abend ihn nicht genügend informiert habe. Er vermutete dunkle Kanäle, die in Aachen Einfluss genommen hätten. Die Schuldigen säßen im Generalvikariat, antwortete Grefen: "Was dort ausgeheckt wurde, ging über unsere Köpfe hinweg." "Welche Entscheidungen sollen wir treffen, wenn wir doch damit rechnen müssen, dass eine Art Glaubensdiktatur unsere Beschlüsse doch umdreht?", fragte ein Besucher. Kirchenvorstand Bückers entgegnete: "Wir sollten nach vorne blicken. Als Erstes müssen wir uns darum bemühen, dass Pfarrer Zorn eine neue Wohnung findet." Pfarreirat Peters ergänzte: "In den Gemeinden wächst der Einfluss der Laien. Das stimmt mich optimistisch, was das Zusammenleben von unseren drei Gemeinden angeht."

(RP)
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