Krefeld Pflegeeltern gesucht: 50 jugendliche Flüchtlinge leben in Krefelder Hotels

Krefeld · 3505 Flüchtlinge sind derzeit in der Stadt untergebracht. "Wir bekommen zunehmend Schwierigkeiten mit der Unterbringung, weil wir keine Puffer mehr haben", sagt Oberbürgermeister Frank Meyer.

 Gestern tagte der "Unterausschusses Flüchtlinge", zu dem Oberbürgermeister Frank Meyer ins Rathaus eingeladen hatte.

Gestern tagte der "Unterausschusses Flüchtlinge", zu dem Oberbürgermeister Frank Meyer ins Rathaus eingeladen hatte.

Foto: Tomas Lammertz

Die Flüchtlingszahlen in Krefeld steigen dramatisch. Die Hilfe vor allem der Ehrenamtler in der Stadt ist beeindruckend. Das sind die zentralen Aussagen der ersten Sitzung des "Unterausschusses Flüchtlinge", zu der Oberbürgermeister Frank Meyer gestern ins Rathaus eingeladen hatte. Und der Verwaltungschef brachte gleich zu Beginn die Situation auf den Punkt: "Wir bekommen zunehmend Schwierigkeiten mit der Unterbringung, weil wir keine Puffer mehr haben." Das belegte Stadtdirektorin Beate Ziele mit Zahlen: "Stand Freitag hat Krefeld derzeit 3505 Flüchtlinge. Davon sind 747 in Turnhallen, 299 in Traglufthallen, 1191 in Sammelunterkünften und 1268 in Wohnungen untergebracht." Kritisch ist die Situation der "unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden". Von ihnen leben 50 derzeit in Hotels. "Das entspricht nicht dem Jugendhilfestandard", so Gerhard Ackermann vom Fachbereich Jugendhilfe. Schon vor Monaten hat Oberbürgermeister Meyer auf die Einsetzung des "Unterausschusses Flüchtlinge" gedrängt, weil er zentrale Fragen an einer Stelle koordinieren und beantworten will. Neben Politik und Verwaltung gehören auch je ein Vertreter der Polizei und der Agentur für Arbeit dem Gremium an, das künftig mindestens alle drei Monate tagen soll. Doch Meyer kündigte bereits an: "Das werde ich bei Bedarf ändern."

Und das wird durchaus wahrscheinlich sein. Laut Zielke kommen seit Januar wöchentlich rund 100 neue Flüchtlinge nach Krefeld. "Das ist eine sehr heftige Zahl", so die Dezernentin. Sie stellte klar, dass die Stadt auch weiterhin Turnhallen zur Unterbringung benötigen und neue Objekte anmieten werde. "Bis diese hergerichtet sind, brauchen wir jeweils zwischen sechs Wochen und drei Monaten." Für eine zahlenmäßige Entspannung könnte die Erstaufnahmeeinrichtung des Landes in Forstwald sorgen. 1000 Menschen sollen dort untergebracht werden. Am 1. April ist sie fertiggestellt, am 1. Mai werden die Flüchtlinge einziehen. Vorgesehen ist, dass sie nach rund drei Wochen von dort auf andere Gemeinden verteilt werden. Für Krefeld positiv: Die Zahl wird auf das Stadtkontingent der Flüchtlinge angerechnet. Negativ ist allerdings, dass laut Bezirksregierung Krefeld derzeit noch ein Minus hat und eigentlich mehr Menschen aufnehmen müsste.

Im Dauerstress ist bei der Verwaltung unter anderem die Personalabteilung. Sie hat in den vergangenen Monaten 300 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt, um die Arbeiten rund um die Unterkünfte zu bewältigen. Neben Betreuern werden vor allem Techniker und Sozialbarbeiter benötigt. "Es laufen fast täglich Einstellungsgespräche", so Zielke.

Abgearbeitet hat die Verwaltung den "Berg von 300 Wohnungen" für die Flüchtlinge, die der Stadt im Dezember von verschiedenen Seiten angeboten worden waren. "50 Wohnungen konnten wir anmieten", sagte Baudezernent Martin Linne. Viele Objekte seien vom Preis oder vom Zuschnitt allerdings nicht nutzbar gewesen. Die gezahlten Mietkosten liegen zwischen vier und 7,50 Euro pro Quadratmeter.

Mehr als angespannt ist die Lage bei den "unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden". "Krefeld war hier bisher nicht so sehr belastet", so Gerhard Ackermann. Doch nach einem Verteilschlüssel des Landes hat die Stadt jetzt 172 Jugendliche zugewiesen bekommen. Für uns ist das ein Problem. "Wir hatten durchschnittlich 500 Kinder in der stationären Unterbringung. Jetzt bekommen wir 172 zusätzlich. 50 von ihnen sind im Moment in Hotels untergebracht. Gesucht werden Pflegefamilien, die diese aufnehmen."

Flüchtlingskoordinator Hansgeorg Rehbein betonte, dass vor allem die Unterstützung der Ehrenamtler nötig sei: "Wichtig ist, dass sofort ein Integrationsangebot gemacht wird. Schlimm ist, wenn Flüchtlinge ohne Motivation und Perspektive nur auf ihren Betten in der Unterkunft liegen." Hier werde durch die "Runden Tische" in Hüls und Traar hervorragende Arbeit geleistet. "Dort sind die Unterkünfte tagsüber leer."

(RP)
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