Krefeld Pianisten-Duo der klassischen Schule

Krefeld · Gelungener Jahresauftakt des Konzertprogramms Habima mit Chris Hopkins und Bernd Lhotzky an zwei Flügeln. Ihre Improvisationen über bekannte Melodien des Jazz waren nicht nur von der Freude am Swing geprägt.

 Chris Hopkins und Bernd Lhotzky an zwei Flügeln.

Chris Hopkins und Bernd Lhotzky an zwei Flügeln.

Foto: Thomas lammertz

Im Namen der Jüdischen Gemeinde und ihres Vorsitzenden Michael Gilad begrüßte Joachim Watzlawik am Sonntagmittag das Publikum zum Neujahrskonzert mit Chris Hopkins und Bernd Lhotzky an zwei Flügeln. Es sollte eine vergnügliche Veranstaltung werden.

Verwandten Marec & Vacek, das einzig bekannte vergleichbare Duo, einst Elemente des Jazz zur stilistischen Auffrischung ihres überwiegend klassischen Repertoires, so verhielt es sich bei Hopkins und Lhotzky genau umgekehrt. Ihre Improvisationen über bekannte Melodien des Jazz waren nicht nur von der Freude am Swing, sondern auch von klassischer Schulung geprägt. Und letztere hatte "ganz nebenbei" zur Folge, dass die beiden spieltechnisch keinen Anlass zur Kritik boten.

Tony Bennetts "When Lights Are Low" machte den Auftakt, ein flottes Midtempo-Stück, das bereits die eingespielte Harmonie der beidfen Pianisten, aber auch ihre Individualitäten erkennen ließ. Chris Hopkins pflegte einen deutlich härteren Anschlag und zeigte sich nicht zuletzt von Ragtime, Boogie Woogie und Blues beeinflusst, während Lhotzky sanfter zu Werke ging, tiefer im Swing verwurzelt schien und auch ein Faible für Arpeggien hegte. Es folgte Cole Porters "Just One Of These Things" mit einem langsamen Anfangsteil, der aber auch bald Tempo zulegte und mit ein paar Dissonanzen gepfeffert wurde, die von einigen nicht ganz astreinen gestimmten hohen Saiten in ihrer Wirkung noch verstärkt wurden. "Bei allem Improvisieren wollen wir nicht verhehlen, dass wir auch Noten lesen können, zumal Musiker, die Noten lesen können, auch besser bezahlt werden", lautete einer der witzigen Ansagen von Chris Hopklins und leitete über zu einer wenig gespielten Fritz-Kreisler-Komposition im 4/4 Takt, "denn wir können nichts anderes." Das stimmte natürlich nicht ganz, wie die gewagte Fusion von Beethovens "Für Elise" mit Dave Brubecks "Take Five" bewies. Solange Elises Melodie über Brubecks Rhythmik oder auch über die berühmte repetitive Bass-Figur gelegt wurde, funktionierte die Mischung wunderbar. Der Versuch, über dieser rhythmischen Basis die Melodien beider Stücke miteinander zu verschmelzen, tat den Werken jedoch nicht gut.

Zwei schöne Beispiele für eine spieltechnische Leidenschaft des Duos, nämlich das Harlem Stride Piano, das vor allem durch große Intervalle, nämlich Dezimen, gekennzeichnet ist, waren Hopkins' Eigenkomposition "Partners In Crime" und Duke Ellingtons "Black And Tan Fantasy". Beide sehr reizvoll und letzteres besonders ausführlich interpretiert, wofür es auch extra heftigen Beifall gab. Ganz anders klang dagegen Hopkins' Solo-Stück "My One And Only Love", das vor allem an den dauer-verträumten Peter Kreuder erinnerte. Dass man Kitsch aber mit frechem Mut in etwas Tolles verwandeln kann, bewies Lhotzky mit seiner Improvisation über den Spielfilm-Hit "Over The Rainbow". Auch ein jahreszeitlich passender "Snowfall" mit sanftem Flockentanz machte Freude und ebenso der Ausflug ins windige Chicago zu Bix Beiderbecke. Ein gelungener Jahresauftakt mit viel Applaus.

(RP)
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