Krefeld Pinselhaare sind Teil von Muches Kunst

Krefeld · Im Krefelder Buschhüterhaus ist Jan Muche eingezogen. Unter dem Titel "Der Zweck und die Mittel" sind aktuelle Bilder und Plastiken des Berliner Künstlers zu sehen. Der Kunstverein lädt für morgen zur Vernissage ein.

 Der Künstler Jan Muche stellt im Buschhüterhaus aus. Sechs Plastiken und knapp 30 gemalte Werke des Berliners, der Meisterschüler bei Professor Karl Horst Hödicke war, sind jetzt beim Krefelder Kunstverein zu sehen.

Der Künstler Jan Muche stellt im Buschhüterhaus aus. Sechs Plastiken und knapp 30 gemalte Werke des Berliners, der Meisterschüler bei Professor Karl Horst Hödicke war, sind jetzt beim Krefelder Kunstverein zu sehen.

Foto: Lammertz

Die Plastiken, allesamt bestehend aus Dutzenden von gelb lackierten Holzleisten, ziehen den Blick auf sich, kaum, dass man das Buschhüterhaus des Krefelder Kunstvereins am Westwall betreten hat. Architektonische Kunstwerke, ein Verladekran, ein auf dem Kopf stehender Stall? Die Skulpturen lassen Raum für Interpretationen. "Die Plastiken erfinde ich. Ich fertige keine Zeichnungen an, sondern baue einfach. Klassische Jungskunst. Ich verstehe sie dabei als Modelle, da ich mit der Idee spiele, sie in größerer Ausführung in Stahl umsetzen zu lassen", sagt Jan Muche.

Die nichtsdestotrotz klaren Linien der Skulpturen spiegeln sich in seinen Bildern wider, die die Wände der Ausstellungsräume zieren. Gemalt nach Fotos alter Industrieanlagen verfremdet der Berliner Künstler diese soweit, dass das Grundmotiv nur noch in einzelnen Elementen erkennbar ist. Auch die Farbwiedergabe entspricht nicht dem Original, wobei es immer wieder neue Farbnuancen innerhalb der festen Linien zu entdecken gibt.

Mit sechs seiner Plastiken und knapp 30 gemalten Werken ist Muche, der an der Universität der Künste in Berlin studierte und Meisterschüler bei Professor Karl Horst Hödicke war, jetzt beim Krefelder Kunstverein im Buschhüterhaus zu Gast. Für die Krefelder ist Jan Muche kein Unbekannter. Seit 20 Jahren in Berlin zuhause zieht es ihn regelmäßig an den Niederrhein. Über die Galerie Börgmann hat er seinerzeit bereits am Südwall seine Arbeiten ausgestellt. Dort wurde auch Manfred Keller vom Vorstand des Krefelder Kunstvereins auf ihn aufmerksam. Der Kunstverein nahm Muche in die Liste der Künstler auf, die im Buschhüterhaus zur Ausstellung kommen sollen.

Es dauerte zwar noch ein bisschen, aber nun passte es terminlich bei Muche. "Der Kunstverein ist ein besonderer Raum", sagt Muche. Für eine Ausstellung in einer Galerie müssten die eigenen Werke immer unter dem Gesichtspunkt der Verkäuflichkeit ausgesucht werden. Bei einem Kunstverein hingegen fehle das kommerzielle Interesse, fügt der gebürtige Ostwestfale an. Muche hat Werke mitgebracht, die allesamt im vergangenen Jahr entstanden sind und teilweise noch nie öffentlich zu sehen waren. Werke, die er selber als Versuche auf dem Weg des eigenen künstlerischen Fortschrittes bezeichnet. Wenn Muche von seiner Arbeit im Atelier spricht, dann leuchten seine Augen und die Gesten werden weitausholend. Detailliert beschreibt der 41-Jährige die Entstehungsgeschichten seiner Bilder und Plastiken. Er berichtet von Phasen, in denen er große Bilder malt, dann wieder kleine. "Die Bilder in Koffergröße habe ich in Spanien gemalt. Ich habe einen Koffer voller Leinwände mitgenommen, daher der Ausdruck Koffergröße", berichtet er lächelnd.

Ob aber kleine oder großflächige Arbeiten, der 41-Jährige entfremdet industrielle Bauten. Es ist eine zeitgenössische Auseinandersetzung, bei der einzelne Elemente klar zu erkennen sind. Dreidimensionales entsteht, dessen Eindruck durch die Farbenwahl verstärkt wird. Orangeneon, das den Eindruck vermittelt vor den Augen des Betrachters würde ein Oxidationsprozess ablaufen, oder bläuliche Tiefen, die durch Farbschichtungsprozesse entstanden sind, fangen den Blick des Betrachters ein. "Ich arbeite mit Acryl und Tuschen, wobei ich die Tuschen selber herstelle", berichtet der Berliner.

Mit Bootslack fixiert er letztlich die Farben, wobei auch Pinselhaare auf den Bildern hängen. Ein glatter Firnis sei auf seinen Bildern unmöglich und auch nicht gewollt. Pinselhaare seien so Teile des Arbeitsprozesses und störten nicht, sagt Muche. Dass man sich beim Kunstverein sehr auf die Ausstellung freue, betont Vorsitzende Elke Meyer-Michael, die am Freitag die Begrüßungsrede halten wird.

(RP)
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