Krefeld Politiker-Paar muss Haus räumen: Grüne stellen einen Denkmalantrag

Krefeld · Die so genannte Seidel-Villa an der Tiergartenstraße 50 in Bockum hat einen neuen Eigentümer. Die Mieter mussten gegen ihren Willen ausziehen. Nun muss sich der Käufer mit Denkmalfragen beschäftigen.

 Rolf Rundmund und Stefanie Mälzer lebten lange in der so genannten Seidel-Villa. Nach eigener Aussage wären sie dort gerne wohnen geblieben, mussten das Haus nach einem Eigentümerwechsel aber räumen.

Rolf Rundmund und Stefanie Mälzer lebten lange in der so genannten Seidel-Villa. Nach eigener Aussage wären sie dort gerne wohnen geblieben, mussten das Haus nach einem Eigentümerwechsel aber räumen.

Foto: Thomas Lammertz

Das Ehepaar Rolf Rundmund und Stefanie Mälzer wäre gerne in seiner Wohnung an der Tiergartenstraße 50 in Bockum weiter zur Miete wohnen geblieben. Die so genannte Seidel-Villa fand jedoch einen neuen Eigentümer, und der wollte die Immobilie selbst als Wohnstätte nutzen. Die Interessenlage konnte also nicht unterschiedlicher sein. Der Auszug der früheren Spitzenpolitiker der Krefelder Grünen - beide waren Fraktionsvorsitzende und saßen in diversen Aufsichtsräten - erfolgte dann auch nicht einvernehmlich. Rundmund und Mälzer erstritten eine Abfindung und verließen ihr bisheriges Krefelder Zuhause.

Mit Datum vom 8. September schrieben die Krefelder Grünen dann an die Vorsitzende des Kulturausschusses, Ingeborg Müllers. Sie möge ihren Antrag auf die Tagesordnung setzen. Darin wird die Verwaltung der Stadt Krefeld gebeten, die Denkmalwürdigkeit des Gebäudes Tiergartenstraße 50 zu prüfen und gegebenenfalls die Unterschutzstellung vorzubereiten.

Zur Begründung fügte Ratsfrau Heidi Matthias, Vorsitzende der Fraktion Die Grünen, an, dass nach einem Eigentümerwechsel "Beobachtungen zufolge bereits zum jetzigen Zeitpunkt viele Maßnahmen unternommen worden" seien, die das bisherige Erscheinungsbild des Hauses stark beeinträchtigen. "Möglicherweise ist zudem ein Anbau geplant." Die Prüfung durch die Stadt solle erfolgen, bevor weitere Fakten geschaffen würden.

Zwischen dem Auszug des Grünen Ehepaars Rolf Rundmund und Stefanie Mälzer und dem Antrag der Grünen Ratsfraktion, der geeignet ist, in die Eigentumsrechte des neuen Hauseigentümers einzugreifen, bestehe kein Zusammenhang, erklärte Rundmund in einem Telefongespräch von seinem Aufenthaltsort in Südfrankreich mit unserer Zeitung. "Von uns ging kein Impuls in dieser Sache aus", sagte er und bestätigte offen, dass er und seine Frau nicht ganz freiwillig aus dem Haus an der Tiergartenstraße ausgezogen seien und sie eine Zahlung erhalten hätten. Er wolle in der Angelegenheit aber nicht nachkarten. Zur Denkmalfrage sagte Rundmund, unter dem Aspekt des Ensembleschutzes würde er eine Denkmalwürdigkeit erkennen. Das zu beurteilen sei aber Sache der Unteren und der Oberen Denkmalbehörde.

Heidi Matthias erklärte auf Anfrage unserer Zeitung, dass zwischen dem Antrag ihrer Fraktion und den Dissonanzen ihrer Parteifreunde mit dem neuen Eigentümer der Seidel-Villa kein Zusammenhang bestehe. Sie habe auch erst durch die Recherchen der Stadt davon erfahren, dass an der Tiergartenstraße mehrere Häuser des Architekten Josef Janssen stehen (wir berichteten exklusiv). "Ich bin erstaunt und beglückt, dass wir durch unseren Antrag einen bislang vergessenen Krefelder Architekten ins Blickfeld rücken konnten", sagte Heidi Matthias. Mitte November solle eine Begehung der Örtlichkeit mit Experten des Krefelder Denkmalamtes stattfinden. Sie wisse von den Besuchen ihrer Parteifreunde, dass in der Villa noch viele originale Einbauten, Fußböden und Beschläge vorhanden seien.

Der neue Eigentümer der Seidel-Villa lehnt es ab, sich zum Sachverhalt zu äußern.

(RP)
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