Krefeld Politiker ziehen Strippen zum Erhalt des Siemens-Werks Uerdingen

Krefeld · Alarmstimmung in Krefeld: Sowohl die CDU als auch die SPD schalten ihre Parteifreunde in Brüssel, Berlin und Düsseldorf ein, damit sie sich für den Fortbestand des Siemenswerks Uerdingen, in dem der ICE produziert wird, verwenden. Eine Entscheidung gegen Krefeld ist noch nicht gefallen. Doch die Beteiligten von Gewerkschaft über Politik bis hin zu den Beschäftigten machen sich große Sorgen.

Zum Hintergrund: Siemens hat Interesse an der Energiesparte des französischen Unternehmens Alstom und hat neben einem Kaufpreis angeboten, die Zugsparte an Alstom abzugeben. Alstom produziert den französischen Hochgeschwindigkeitszug TGV. Als Konkurrent von Siemens ist der amerikanische Konzern General Electric ebenfalls am Kauf von Alstom interessiert. Die französische Politik bevorzugt aber offenbar Siemens, weil nach deren Plan zwei europäische Großunternehmen - eines in der Energiesparte und eines im Zugbau - entstehen würden.

Voraussichtlich weit über 1000 Siemens-Beschäftigte von 13 Standorten in NRW werden sich am Freitag, 23. Mai, ab 11 Uhr an einer Protestkundgebung der IG Metall vor dem Siemens-Werk an der Duisburger Straße 147 in Uerdingen beteiligen. Dort wollen sie ihren Unmut über die von der Geschäftsführung geplanten Neustrukturierungen lautstark zum Ausdruck bringen.

IG Metall und Betriebsrat fordern eine tragfähige Strategie, die eine nachhaltige Perspektive für den Leitmarkt Deutschland und damit für alle Beschäftigten eröffnet. Knut Giesler (IG Metall): "Wir fordern den Erhalt der Arbeitsplätze an allen Siemens-Standorten in Deutschland, egal ob dort Züge oder Dampfturbinen produziert werden."

Der Vorsitzende der Krefelder CDU-Fraktion, Philibert Reuters, hat mit Blick auf die Verhandlungen von Siemens und Alstom vor einer "politischen Entscheidung" über die Zukunft des ICE-Produktionsstandorts Uerdingen gewarnt. "Wenn die Bahnsparte künftig von Paris aus gesteuert wird, besteht die Gefahr, dass nicht mehr unternehmerische Kriterien den Ausschlag geben, sondern das Primat der Politik über Standorte befindet", so Reuters. "Dann hätte Uerdingen ein Riesenproblem".

Ratsherr Frank Meyer (SPD) erklärt, "bei Verhandlungen von internationalem Rang muss die Kommunalpolitik mit einer Stimme sprechen. Nur so können wir Arbeitsplätze in Krefeld retten". Meyer bezeichnet den Standort als einen der "innovativsten in ganz Europa". Krefeld habe in der Vergangenheit alles getan, um Siemens optimale Bedingungen am Standort zu ermöglichen. Deshalb überwiege bei ihm auch die Hoffnung, dass es zu keinem Arbeitsplatzabbau in Krefeld kommen werde. "Der Standort Krefeld darf nicht zum Spielball und Verlierer von Tauschgeschäften zweier großer Firmen unter Beteiligung des französischen Staates werden", erklärt Meyer.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort