Krefeld Politischer Aschermittwoch: Neuer Optimismus bei den großen Parteien

Krefeld · Es ist eine Art Renaissance für die Großen: SPD und CDU in Krefeld schöpfen Mut; die Fronten im NRW-Superwahljahr sind plötzlich neu justiert. Als ein Grund für eine neue Wertschätzung der Großen gilt die Wahl in Amerika.

 Dieser Fisch ziert die Einladung der SPD zum Fischessen. Fisch gilt als Fastenspeise und christliches Symbol, das im Neuen Testament verankert ist (etwa: der Fischer Petrus); zudem stehen die Buchstaben des altgriechischen Wortes für Fisch in der frühen Christenheit für das Bekenntnis "Jesus Christus Sohn Gottes Retter".

Dieser Fisch ziert die Einladung der SPD zum Fischessen. Fisch gilt als Fastenspeise und christliches Symbol, das im Neuen Testament verankert ist (etwa: der Fischer Petrus); zudem stehen die Buchstaben des altgriechischen Wortes für Fisch in der frühen Christenheit für das Bekenntnis "Jesus Christus Sohn Gottes Retter".

Foto: SPD Krefeld

Die SPD sieht sich mit Kanzlerkandidat Martin Schulz nach Jahren der Depression im Aufschwung, die CDU ist nicht mehr fixiert auf die im Umfrage-Sinkflug befindliche AfD: Die großen Parteien in Krefeld sehen sich am Politischen Aschermittwoch in einer neuen Ausgangslage und blicken mit neuer Zuversicht auf die Landtags- und Bundestagswahlkämpfe. Die Rhetorik der kleinen Parteien, sich als Alternative zu den Großen zu präsentieren, scheint nicht mehr zu verfangen: Sowohl die Partei Die Linke als auch die AfD und die Grünen verzeichnen in den Umfragen Verluste; die Auseinandersetzung konzentriert sich wieder auf SPD und CDU. "Es kommt wieder auf die großen Parteien an", sagt SPD-Parteichef Ralph-Harry Klaer auf Anfrage, "also die Parteien, die sich als Volksparteien verstehen, und da schließe ich die CDU bewusst mit ein. Die Wahl in Amerika hat auch gezeigt, dass Schimpfen allein nicht genügt. Es kehrt ein neues Verantwortungsbewusstsein zurück und ein Gefühl dafür, wie wichtig gesellschaftlicher Kitt ist."

Die Frontlinien haben sich offenbar deutlich verschoben. "Wir haben jetzt einen klaren Gegner, nämlich Rot-Rot-Grün", sagte gestern Krefelds CDU-Parteichef Marc Blondin. Die AfD sei als Partei eines diffusen Protestes mit viel "Gegrummel" schwerer anzugreifen und konkret zu stellen. "Die Leute merken, dass bei der AfD manches schiefläuft", so Blondin weiter, "unser Gegner ist jetzt Rot-Rot-Grün, und ich denke, dass die Leute das dann doch nicht wollen."

Blondin geht auch davon aus, dass es NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) im Wahlkampf schwer haben wird, dauerhaft vom Schulz-Effekt zu profitieren. "Dafür ist Krafts Bilanz in NRW einfach zu schlecht", so Blondin. Das sieht die SPD naturgemäß anders: Sie ist überzeugt, dass der Schulz-Effekt durchschlägt auf die Landtagswahl im Mai. Benedikt Winzen, SPD-Fraktionsvorsitzender im Rat und Landtagskandidat, nannte dann auch beim jüngsten Parteitag der Sozialdemokraten Schulz und Kraft in einem Atemzug: "Wir wollen weiterhin ein sozialdemokratisch regiertes Nordrhein-Westfalen mit Hannelore Kraft an der Spitze. Wir wollen nicht nur Bestandteil der Bundesregierung sein, wir wollen sie mit Martin Schulz anführen", erklärte er. Parteichef Klaer ist zudem überzeugt, dass mit Blick auf die Eskalationen und Spaltungstendenzen in der amerikanischen Gesellschaft die Themen sozialer Kitt und Gerechtigkeit neue Bedeutung bekommen. "Wir verspüren Rückenwind und starten guter Dinge in das Wahljahr." Passend zum neuen Selbstbewusstsein stellt die SPD den ranghöchsten Gastredner des Krefelder Politischen Aschermittwochs: NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD).

Optimismus auch bei der Krefelder FDP: "Wir haben oft überdurchschnittlich abgeschnitten", sagt FDP-Fraktionschef Joachim Heitmann, "das liegt daran, dass es starke liberale Milieus in Krefeld gibt, die wir kontinuierlich ansprechen." Auch die FDP konnte für heute Abend einen relativ hochrangigen Gast als Redner gewinnen: Es spricht der Generalsekretär der NRW-FDP, Johannes Vogel (34). Der frühere Bundestagsabgeordnete gehört zur Führungsriege um FDP-Parteichef (Bund und NRW) Christian Lindner: Zieht die FDP wieder in den Bundestag, ist er dabei; er hat einen vorderen Listenplatz.

Die CDU Krefeld hat auf einen überregionalen "Promi" verzichtet und bereitet ihren Landtagskandidaten Marc Blondin und Britta Oellers eine Bühne. Das hat strategische Gründe: "Es geht für uns um Mobilisierung", sagte Blondin gestern, "wir müssen unseren Wählern klarmachen, dass wir Krefelder Kandidaten nur über die Erststimme eine Chance haben, in den Landtag einzuziehen." Mit der Erststimme werden die Kandidaten direkt gewählt, mit der Zweitstimme eine Partei. Oellers und Blondin haben nur hintere Listenplätze, müssen also ihre Wahlbezirke für einen Einzug in den Landtag direkt holen.

Die Krefelder Grünen wiederum setzen beim Politischen Aschermittwoch wieder auf kommunale Themen: Einmal mehr führen sie heute Abend ihr mittlerweile kultiges Puppentheater auf, in dem Krefelder Politiker und Begebenheiten satirisch aufs Korn genommen werden.

(RP)
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