Krefeld Polizeivideo zeigt Jagd auf Mofafahrer

Krefeld · Die Staatsanwaltschaft Krefeld ermittelt wegen einer Verfolgungsjagd gegen die Polizei. Eine Filmaufnahme zeigt, wie Streifenwagen einen Jugendlichen aus Moers verfolgen, bis dieser stürzt und sich schwer verletzt.

Polizeivideo dokumentiert Jagd auf Mofafahrer
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Ein zwei Jahre altes Video von einer Verfolgungsjagd in Krefeld bringt die Polizei in Erklärungsnot. Auf der Sequenz ist zu sehen, wie drei Streifenwagen einen damals 17 Jahre alten Mofafahrer aus Moers verfolgen, bis dieser stürzt, sich überschlägt und schwer verletzt. Dabei soll der Schüler auch gegen einen Kotflügel eines Polizeiautos geprallt sein. Die Beamten hatten den Jugendlichen verfolgt, weil er eine Kontrolle missachtet hatte und trotz Anhaltezeichen weitergefahren war. Aus Ermittlerkreisen war zu erfahren, dass der Jugendliche der Polizei bereits wegen drei Verkehrsdelikten bekannt gewesen war.

Die Staatsanwaltschaft Krefeld ermittelt gegen die beteiligten Polizisten wegen Körperverletzung. Die Videoaufnahme aus dem November 2011 lag den Ermittlern schon länger vor, sie gerät aber erst jetzt nach einem Bericht im Stern an die Öffentlichkeit. Der Moerser Anwalt für Verkehrsrecht, Christian Stieg, vertritt die Interessen des mittlerweile 19-jährigen Mofafahrers. "Der Vorfall hätte auch tödlich für meinen Mandanten enden können", betont Stieg. "Es hat bis heute keine Entschuldigung oder ein Wort des Bedauerns von der Polizei gegeben", sagt der Jurist.

Die Familie des Teenagers erstattete sofort Anzeige

Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen einen Sachverständigen hinzugezogen, der klären soll, was unmittelbar vor dem Zusammenstoß geschah. Im Video ist nicht erkennbar, wie der Jugendliche genau gestoppt wurde, weil ein anderer Polizeiwagen die Sicht versperrt. Entscheidend ist für Ermittler die Frage, ob der Mofafahrer genug Zeit zum Bremsen hatte oder ob der dritte Polizeiwagen so nah quer vor ihm stand, dass er dazu nicht mehr in der Lage war. Der Mofafahrer sagte bei seiner Vernehmung aus, dass er nicht ausreichend Zeit zum Bremsen gehabt habe. "Mein Mandant fuhr ungefähr 60 Kilometer pro Stunde. Die Polizeiaktion war völlig unverhältnismäßig", sagt Stieg.

Bereits kurz nach dem Unfall hatte die Familie des Teenagers Anzeige gegen mehrere an der Verfolgung beteiligte Polizisten gestellt. Dies habe zu einer Verzögerung beim Verfahren geführt, sagte die Staatsanwaltschaft. Die Vernehmungen seien aber inzwischen abgeschlossen, jetzt werde auf das Gutachten des Sachverständigen gewartet.

Richtlinie: Die Polizei darf einen Verfolgten nicht in Gefahr bringen

Die Gewerkschaft der Polizei verweist darauf, dass es bei der Polizei für Verfolgungsjagden feste Richtlinien gibt. "Die Leitstelle entscheidet, ob eine Verfolgung abgebrochen wird oder nicht", sagt der stellvertretende NRW-Vorsitzende und Verkehrsexperte Michael Mertens. "Die Beamten dürfen sich selbst, den Verfolgten und Unbeteiligte nicht in Gefahr bringen."

Robert Orth, Innenexperte der FDP, verlangt jetzt eine Aufklärung des Vorfalls durch NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD). "Es ist richtig, dass die Staatsanwaltschaft ermittelt", sagte Orth. Möglicherweise hätte der Mofafahrer auch auf andere Weise gestoppt werden können. "Ich erwarte, dass Jäger den Innenausschuss des Landtags über den Vorfall informiert", erklärte Orth. Jäger wollte sich am Mittwoch nicht dazu äußern.

(RP)
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