Krefeld Premiere: Der ,Meine Fresse Club'

Krefeld · In Köln hat sich die Veranstaltung etabliert, am Samstagabend kam sie erstmals nach Krefeld: der "Meine Fresse Club" - eine wilde Mischung aus Kleinkunst, Dilettantismus und improvisierter Musik.

 Eine Band im Boxring, wilde Kleinkunst. Am South Side Box Gym debütierte der "Meine Fresse Club".

Eine Band im Boxring, wilde Kleinkunst. Am South Side Box Gym debütierte der "Meine Fresse Club".

Foto: Thomas Lammertz

Das Vorprogramm überraschte. Die Besucher des neuen Formats "Meine Fresse Club", von Köln nach Krefeld importiert, waren wegen Kleinkunstdarbietungen gekommen, sahen dann aber im Krefelder Boxclub South Side Boxing Gym an der Tannenstraße 63 zunächst richtiges Boxen bzw. Kickboxen. Junge Kampfsportler aus Krefeld, Aachen und Mönchengladbach zeigten in drei Showkämpfen, die jeweils über drei Runden gingen, ihr Können.

Das Feld für Moderator Walter Stehling war bereitet - er stieg in den Ring und verriet dem gespannten Publikum (ausverkauftes Haus!), dass er zwar Kölner, aber kein Karnevalist sei. Und dass er das Kommunistische Manifest "op Kölsch" dabei habe. Er arbeite gerade an der Odyssee "op Kölsch." Den ersten künstlerischen Beitrag lieferte die Krefeld Band Provinztheater, als "Kampfsportkapelle Provinztheater" angekündigt. Zu hören waren teils rockige und teils jazzige Töne. Einen Kampf trugen die Musiker gegen "Generalprobe Jarzelski" - mit einem Verwaltungsrichter a. D. an der Posaune - aus. Das klang für manches Ohr gewöhnungsbedürftig.

Schauspieler Daniel Minetti trug kurioserweise einen ernsten Text vor, bei dem es um den Nahen Osten ging. Hier verlor man aber schnell den Faden. "Op" Englisch trug der Moderator mit einem Mitstreiter "Hoch auf dem gelben Wagen" vor, absurd bis komisch. Charmant kam Benjamin, der Clown, rüber. Der sei, so hörte es das Publikum, eigentlich zufrieden mit seinem Leben, ihm fehle aber eine Frau. Eine passende Kandidatin war schnell im Zuschauerraum gefunden. Die bekam eine schöne Blume, die jedoch, sobald sie diese berührte, einknickte. Auch andere Geschenke verpufften sozusagen in ihren Händen. Einen Kuss für Benjamin gab es trotzdem zum Schluss.

Liedermacher traten auch auf die Bühne bzw. in den Boxring, darunter Robert Kauffmann aus Krefeld und "Schlendriarndt" aus Xanten. Letzterer wurde vom Moderator als "Punk und Landwirt" angekündigt und er begleitete sich bei einem seiner "Werke" mit dem Akkordeon. Dem entlockte er auch zum Teil wohlige Töne, während das mit dem Singen nicht so sein Ding war. In den Liedern ging es unter anderem um Städtewachstum und Brandstifter. Aber so etwas wie Sinn fand sich in den Texten nicht - so war es wohl gewollt. Zwischen den Einlagen rockten die Begleitbandsgekonnt, und ein Bandmitglied produzierte mit einem entsprechenden Gerät viele Seifenblasen. Der Clown setzte dem Moderator einen Fahrradhelm auf und brachte ihn dazu, sich auf ein Minifahrrad zu setzen. Das Publikum schwankte zwischen Unverständnis und Belustigung - letzteres war es intendiert, und so trat es auch ein, darf man bilanzieren.

(RP)
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